Lichtjagd
fragte Arkady.
»Natürlich!« Jetzt, zum ersten Mal und ganz unerwartet, schien sie selbst verlegen zu sein. »Sie antwortet nicht.«
»Hast du mit den Ahmeds darüber gesprochen?«
»Ich bin nicht illoyal!«
Richtig. Nicht illoyal genug, um eine förmliche Beschwerde über ihre Gefährtin einzureichen. Aber illoyal genug, um sie vor jedem anderen Konstrukt an Bord schlecht zu machen.
»Nun, wenn sie auftaucht, werde ich ihr ausrichten, dass du sie suchst.«
Nach ein paar weiteren Beschwerden und Vorwürfen zog sich Bella schließlich zurück.
»Ich kann diese Frau nicht ausstehen«, brummte Arkasha und verfolgte ihren Weg durch den Habitatring.
»Du solltest sie nicht provozieren«, sagte Arkady. »Sie hasst dich ohnehin schon. Und sie ist genau der Typ, der andere in Euthanasiestationen stecken lässt.«
Arkasha starrte den Korridor hinunter. Er wirkte verletzt und zerbrechlich und schrecklich schutzbedürftig. »Meinst du, das weiß ich nicht?«
»Ich wünschte …«
»Du wünschtest was?«
»Ich weiß nicht. Nichts.«
»Hör zu, Arkady. Ich muss heute Abend unbedingt noch etwas Arbeit erledigen. Verletzt es deine Gefühle, wenn ich mich jetzt an die Arbeit mache?«
»Natürlich nicht«, log Arkady.
»Ehrlich?«
»Ehrlich.«
»Danke, Arkady. Und lass das Licht nicht brennen, ja? Ich will nicht, dass du meinetwegen wach bleibst.«
»Ich lass das Licht eingeschaltet.«
»Das ist nicht nötig.«
»Ich will’s aber.«
»Solltest du nicht.«
Arkady zwang sich zu einem Grinsen, das ihm nicht halb so unsicher geriet, wie er befürchtet hatte. »Willst du dich mit mir den ganzen Abend darüber streiten, oder willst du deine Arbeit machen?«
Informationskosten
► In vielen Disziplinen ergeben sich Probleme mit unvollständigen oder eingeschränkten Informationen: in der Ökonomie, Computerwissenschaft, Physik, Steuerungstheorie, Signalverarbeitung, Prognostik, Entscheidungstheorie und Künstlichen Intelligenz … Zwei der Grundannahmen der informationsbasierten Komplexitätslehre besagen, dass Informationen unvollständig und kontaminiert sind. Es gibt eine weitere Annahme — Informationen verursachen Kosten. DIESE DREI ANNAHMEN SIND FUNDAMENTAL: INFORMATIONEN SIND UNVOLLSTÄNDIG, INFORMATIONEN SIND KONTAMINIERT UND INFORMATIONEN VERURSACHEN KOSTEN.
J. Traub (1988)
S ein offizieller Name war Institut für Aufklärung und besondere Aufgaben, aber die meisten Israelis nannten es einfach das Institut oder, auf Hebräisch, den Mossad . Die unscheinbaren, verschwiegenen, auffällig sportlichen Männer und Frauen dagegen, die in dem Institut arbeiteten, nannten es einfach das Amt.
Das erste Mal, als Cohen vom König-Saul-Boulevard aus das schäbige Foyer betreten hatte und mit dem klappernden Fahrstuhl ins achte Stockwerk gefahren war, hatte er sich noch im Körper des echten Hyacinthe befunden. Es war eine Woche nach dem schicksalhaften Arztbesuch gewesen – und eine Woche, bevor Hyacinthe allen Mut zusammengenommen hatte, um seiner Frau von der Diagnose zu erzählen. Hyacinthe Cohen (oder Hy, wie er nicht überraschend von seinen israelischen Freunden genannt wurde) war ein stur rationaler Mensch gewesen. Und doch hatte er tief in sich gespürt, auf einer Ebene, die Worten nicht zugänglich war, dass die Krankheit erst dann real sein würde, wenn er seiner Frau davon erzählte. Wie seltsam, dachte Cohen heute … und wie menschlich. Fast so menschlich wie das Gefühl, das die Erinnerung in Cohen weckte: dass er jetzt erst, als es längst zu spät war, diesen Mann allmählich verstand.
Hyacinthe hatte sich an genau dieses Geländer gelehnt, sein Spiegelbild betrachtet, immer noch stark und drahtig wie das Gesicht eines Windhunds, und die ersten unmerklichen Zuckungen der Krankheit gespürt, die ihn schließlich umbringen sollte. Zwei Lebenszeiten lang – so wie Menschen sie bemaßen –, hatte sich Cohen nicht mehr an diesen herzzerreißenden
Moment erinnert. Jetzt fragte er sich, wie er ihn je hatte vergessen können.
Er blickte zu Li hinüber, die die Arme verschränkt und den Kopf zurückgeworfen hatte, um ungeduldig in die flackernden Lichter der Nummerntafel zu blinzeln. Sie begreift es nicht , dachte er in einem verwirrten Anflug von Emotionen, in dem sich Frustration, Angst und Wut mischten. Sie ahnt noch nicht einmal, was der Tod ist.
»Stimmt etwas nicht?« Sie starrte ihn an, und feine Sorgenfalten umrahmten ihre Nasenwurzel.
»Ich bin nur über die Katastrophe bestürzt, die ich
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