Lichtjagd
sich, stützte die Füße auf die untere Sprosse seines Laborstuhls und verschränkte die Arme vor der Brust wie ein Kind, das man gerade wegen seiner Zappelei ausgeschimpft hatte.
»Also, wenn ich dich langweile oder so, sag’s mir«, fuhr Arkady fort. »Ich kann damit leben.«
»Du langweilst mich nicht«, flüsterte Arkasha.
»Und auch der Sex ist mir egal.« Da, er hatte es ausgesprochen. Es konnte nicht mehr schlimmer werden, oder? Er wagte sich weiter vor. »Ich meine, natürlich ist es mir nicht egal. Aber es ist mir egal, ob du … Es ist mir egal, was du bist. Und ich werde dich nicht melden oder dergleichen. Vielleicht ist das verkehrt, aber … Ich bin einfach nicht so, ja? Also, wenn das der Grund ist, warum du mir ausweichst, brauchst du dir keine Gedanken mehr zu machen. «
Arkasha blinzelte. »Willst du damit sagen, dass es für dich in Ordnung ist, wenn ich ein sexueller Abweichler bin?«
»Ja.«
»Wenn du jemanden nicht meldest, ist das ein Verbrechen, Arkady. Auf diese Weise könntest du selbst in einem Renormierungszentrum landen.«
»Ist mir gleich.«
»Sollte es aber nicht sein. Du könntest eine Menge Ärger bekommen, wenn du so mit jemandem redest.«
»Ich rede nicht mit irgendjemandem. Ich rede mit dir.«
»Arkady …«
»Ich meine es ernst. Es ist mir gleich. Und du brauchst dich mir gegenüber nicht zu rechtfertigen. Wir müssen nie wieder darüber reden.«
»Arkady!«
»Was?«
»Ich bin kein Abweichler.«
»Was?«
»Ich bin keiner.«
Arkady sah ihn einen Moment lang mit verständnislos gerunzelter Stirn an.
»Ich bin keiner.«
»Oh.«
Einer von Arkashas Mundwinkeln zuckte nach oben. »Du klingst enttäuscht.«
»Ich, äh … komme mir so dumm vor.«
»Du siehst auch nicht besonders klug aus. Nein, nein! War nur ein Scherz! Im Ernst, Arkady, warum solltest du dich dumm fühlen? Dafür gibt es überhaupt keinen Grund.«
»Nun ja, also, ich hatte eben den Eindruck. Und ich bin keiner von diesen Jungs, die sich für so umwerfend attraktiv halten, dass er jeden, der nicht mit ihm ins Bett steigt, für einen Perversen hält.«
»Ich habe dich für keinen dieser Jungs gehalten. Obwohl ich dich wirklich umwerfend attraktiv finde.«
Der Raum kam ihm plötzlich ganz klein und heiß vor. Als er aufblickte, stellte er fest, dass Arkady ihn aufmerksam beobachtete.
»Aber das hier ist ein wirklich langer Einsatz, Arkady. Eine lange Zeit, in der man sich aus dem Weg gehen müsste, falls die Sache schiefgeht.«
»Ich würde … keine Schwierigkeiten machen.«
»Das dachte ich mir. Dafür bist du viel zu nett.«
»Ich liebe dich.«
Arkasha sackte wieder in sich zusammen. Als er schließlich antwortete, klang seine Stimme gedämpft, und er wollte Arkady nicht in die Augen sehen. »Das sagst du nur, weil du mich nicht kennst«, sagte er. »Wenn du mich besser kennst, wirst du es nicht mehr sagen.«
»Störe ich vielleicht?«, fragte Bella von der Tür in kühlem Ton.
Arkady fuhr hoch und ließ sein Glas fallen, das mit einem ohrenbetäubenden Klirren zersprang. Rasiermesserscharfe
Splitter spritzten in die vier Ecken des Raums. Es roch nach Alkohol und schlechtem Gewissen.
»Hast du meine Schwester gesehen?«, fragte Bella und warf einen misstrauischen Blick durchs Labor, als hätten die beiden ihre verschwundene Gefährtin in einem Aktenschrank versteckt.
»Sollten wir?«, fragte Arkasha.
Bella ignorierte ihn. »Und?«, fragte sie und sah Arkady dabei an, als sei er die einzige Person im Raum.
»Äh … nein. Tut mir leid.«
»Sie hat aber gesagt, dass sie hier herunterkommen wollte, damit du für sie eine Probe aus der Samenbank analysierst.« Wie üblich ließ sie die Aussage wie eine Anklage klingen. »Ich weiß nicht, was in den letzten Tagen mit ihr los ist. Sie ist mit den Gedanken überall, nur nicht bei der Arbeit.«
Was wahrscheinlich bedeutete, dass sie mit den Gedanken überall war, nur nicht bei ihrer Schwester, dachte Arkady lieblos.
Arkasha wurde von Bella weiter demonstrativ ignoriert. Arkady stand verlegen auf und schob sie in den Korridor hinaus, damit Arkasha weiterarbeiten konnte, wenn er wollte.
Aber offensichtlich wollte er nicht. Er ging ihnen hinterher, um das Gespräch über Arkadys Schulter zu verfolgen. Bella brummte beleidigt etwas über Leute, die ihre Nase in die Angelegenheiten anderer steckten.
»Störe ich bei etwas?«, fragte Arkasha in süßlichem Ton.
Bella starrte ihn finster an.
»Hast du schon versucht, sie anzupiepsen?«,
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