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Lichtjahre

Lichtjahre

Titel: Lichtjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Salter
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England.«
    »Ich war noch nirgendwo.«
    »Ach, komm schon.«
    »Dafür habe ich aber schon alles gemacht«, sagte sie. »Das ist wichtiger.« Ein breites Lächeln erschien über ihrem Weinglas. »Oh, Viri«, sagte sie. »Der Wein ist wunderbar.«
    »Der ist gut, nicht wahr? Wißt ihr, es gibt ein paar kleine Geschäfte, wo man - erstaunlicherweise - wirklich guten Wein bekommt, und gar nicht mal teuer.«
    »Woher hast du den hier?« fragte Peter.
    »Du weißt doch, wo die 56ste Straße ist... «
    »Bei der Carnegie Hall.«
    »Genau.«
    »Da an der Ecke.«
    »Die haben ein paar sehr gute Weine.«
    »Ja, ich weiß. Wie heißt doch gleich der Verkäufer? Da gibt's einen bestimmten Verkäufer... «
    »Ja, mit Glatze.«
    »Der versteht nicht nur was von Weinen; er kennt auch ihre Poesie.«
    »Er ist fabelhaft. Jack heißt er.«
    »Genau«, sagte Peter. »Netter Mann.«
    »Viri, erzähl von der Unterhaltung in dem Laden«, sagte Nedra.
    »Das war woanders.«
    »Ich weiß.«
    »Das war in der Buchhandlung.«
    »Komm schon, Viri«, sagte sie.
    »Ich hab nur zufällig was mit angehört«, erklärte er. »Ich war auf der Suche nach einem Buch, und da waren diese beiden Männer. Der eine sagte zum andern«, er machte perfekt ein Lispeln nach, »›Sartre hatte recht, wissen Sie.‹ «
    »›Ach ja?‹« Er machte den anderen nach. »›Womit denn?‹ ›Genet ist ein Heiliger‹ , sagte er. ›Der Mann ist ein Heiliger.‹«
    Nedra lachte. Sie hatte ein volles, nacktes Lachen. »Du kannst das so gut«, sagte sie zu ihm.
    »Nein«, wehrte er vage ab.
    »Du machst das perfekt«, sagte sie.
    Dinner auf dem Land, der Tisch gedrängt voll von Gläsern, Blumen, allen erdenklichen Speisen, Dinner, die in Tabakrauch enden, einem Gefühl von Leichtigkeit. Behagliche Dinner. Die Unterhaltung kommt nie ins Stocken. Diese beiden sind etwas Besonderes, sie leben füreinander, sie verbringen ihre Zeit lieber mit ihren Kindern, sie haben nur ein paar Freunde.
    »Wißt ihr, nach einigen Dingen bin ich richtig süchtig«, begann Peter.
    »Wie zum Beispiel?« sagte Nedra.
    »Nehmen wir die Biographien von Malern«, sagte er. »Wunderbar, die zu lesen.« Er dachte einen Moment lang nach.
    »Frauen, die trinken.«
    »Im Ernst?«
    »Irische Frauen. Die mag ich besonders.«
    »Trinken die?«
    »Trinken? Alle Iren trinken. Ich war mit Catherine schon auf Einladungen, wo große Damen der irischen Gesellschaft vornüber in ihre Teller gekippt sind, total betrunken.«
    »Peter, das glaube ich nicht.«
    »Die Bediensteten achten gar nicht auf sie«, sagte er. »Es wird da ›die Schwäche‹ genannt. Die Gräfin von - wie war doch gleich ihr Name, Liebling? Mit der wir solche Probleme hatten - um zehn Uhr morgens betrunken. Eine ziemlich dunkle Dame, verdächtig dunkel. Ein paar von denen sehen so aus.«
    »Was meinst du mit dunkel, den Teint?«
    »Schwarz.«
    »Wie kommt das denn?« fragte Nedra. »Tja, wie ein Freund von mir sagen würde - weil der Graf einen so großen Schwanz hatte.«
    »Du weißt ja wirklich eine Menge über Irland.«
    »Ich würde gern dort leben«, sagte Peter. Eine kleine Pause.
    »Was gefällt dir von allem am besten?« sagte sie.
    »Am besten von allem? Machst du Witze? Es gibt nichts auf der Welt, was ich lieber täte als einen Tag lang angeln gehen.«
    »Ich steh nicht gern so früh auf«, sagte Nedra.
    »Man braucht nicht früh aufzustehen.«
    »Ich dachte.«
    »Nein, wirklich nicht.«
    Die Weinflaschen waren ausgetrunken. Die Farbe ihrer Leere war wie die Farbe in Kirchenschiffen.
    »Man muß Stiefel tragen und all so'n Zeug«, sagte sie.
    »Nur wenn man Forellen fängt.«
    »Die laufen voll Wasser, und dann ertrinken die Leute.«
    »Manchmal«, sagte er. »Du weißt nicht, was dir entgeht.« Sie griff sich an den Hinterkopf, so als hörte sie nicht länger zu, löste ihr Haar und schüttelte es nach hinten. »Ich habe ein phantastisches Shampoo«, erklärte sie. »Es kommt aus Schweden. Ich kaufe es bei Bonwit Teller's. Es ist wirklich einmalig.«
    Sie spürte den Wein, das weiche Licht. Ihre Arbeit war getan. Den Kaffee und Grand Marnier überließ sie Viri. Sie saßen auf den Sofas am Kamin. Nedra ging zum Plattenspieler. »Ich muß euch was vorspielen«, sagte sie. »Ich sag euch, wenn's kommt.«
    Eine Platte mit griechischen Liedern begann. »Es ist das nächste«, erklärte sie. Sie warteten. Die leidenschaftliche, klagende Musik schlug ihnen entgegen. »Also. Das Lied handelt von einem Mädchen, dessen Vater sie mit

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