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Lichtjahre

Lichtjahre

Titel: Lichtjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Salter
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Manschette wurde einen halben Zoll weiter gearbeitet als die rechte, wegen seiner Armbanduhren, versteht sich. Die meisten davon Vacheron Constantins. Ein viertel Zoll hätte allerdings auch genügt. Seine Frau, die sonst in jeder Hinsicht eine Heilige war, nannte ihn Doggy. In sein Monogramm war das Profil eines Schnauzers eingearbeitet.
    Ich hatte auch schon Kunden - ohne Namen nennen zu wollen, aber sagen wir, vom Schlage eines Lepke Buchalter. Sie wissen, wen ich meine?«
    »Ja.«
    »Gangster. Na ja, Sie wissen ja, daß Gangstermode oft zum allgemeinen Chic geworden ist, aber diese Männer waren zweifelsohne phantastische Kunden.«
    »Haben sie viel Geld ausgegeben?«
    »Ach, Geld... abgesehen vom Geld.« Conrad machte eine ausladende Bewegung. »Geld war kein Problem. Sie waren einfach glücklich, daß sich jemand ihnen widmete, daß jemand versuchte, sie gut anzuziehen. Verzeihen Sie, aber was machen Sie beruflich?«
    »Ich?«
    »Ja.«
    »Ich bin Architekt.« Nach Verbrecherkönigen klang das ein wenig dürftig.
    »Ein Architekt«, sagte Conrad. Er machte eine kleine Pause, so als wollte er dem Gedanken erlauben, sich erst einmal zu setzen. »Sind irgendwelche Bauten in dieser Gegend von Ihnen?«
    »Nein, nicht in dieser Gegend.«
    »Sind Sie ein guter Architekt? Zeigen Sie mir einmal eins Ihrer Gebäude?«
    »Das, Mr. Conrad, kommt ganz darauf an, wie die Hemden ausfallen.«
    Conrad gab einen kleinen Laut der Zustimmung und des Verständnisses von sich. »Was das angeht«, sagte er, »kann ich Sie beruhigen. Ich bin jetzt dreißig, nein, einunddreißig Jahre im Geschäft. Ich habe ein paar sehr gute und ein paar schlechte Hemden gemacht, aber alles in allem hab ich's geschafft, mein Handwerk vollständig zu erlernen. Ich kann zu mir sagen: Conrad, du hast zwar - unglücklicherweise - keine richtige Schulbildung genossen, deine Finanzen sind ein wenig mager, aber eine Sache ist unbestritten: du verstehst etwas von Hemden. Von einer Manschette zur andern, wenn ich so sagen darf. Also, wann bin ich hier?«
    »Dienstags und donnerstags.«
    »Ich wollte Sie nur mal prüfen«, sagte Conrad.
    Sie wählten einen Stoff aus, der wie Federn gemustert war, Federn aus dunklem Grün, Schwarz, Permanganat, einen anderen in der Farbe von Hirschleder und einen dritten in Königsblau.
    »Sie finden nicht, daß das Blau zu blau ist?«
    »Ein Blau kann nicht zu blau sein«, sagte Conrad. »Wie viele sollen wir Ihnen machen?«
    »Na, eins von jeder Sorte«, sagte Viri.
    »Drei Hemden?«
    »Jetzt habe ich Sie enttäuscht.«
    »Ich werde nur enttäuscht sein, wenn sie nicht zu Ihren Lieblingshemden gehören«, sagte Conrad. Er klang ein wenig resigniert.
    »Ich werde Ihnen viele neue Kunden schicken.«
    »Da bin ich mir sicher.«
    »Einen werde ich Ihnen gleich nennen. Ich weiß nicht, wann genau er hereinschauen wird, aber sehr bald.«
    »Dienstags oder donnerstags«, mahnte Conrad.
    »Natürlich. Sein Name ist Arnaud Roth.«
    »Roth«, sagte Conrad.
    »Arnaud.«
    »Sagen Sie ihm, daß ich mich freue und ihn erwarte.«
    »Sie erinnern sich doch an seinen Namen?«
    »Ich bitte Sie«, protestierte Conrad. Er war wie ein Patient, der zu lange Besuch gehabt hatte; er schien irgendwie erschöpft.
    »Sie werden ihn sehr unterhaltsam finden«, sagte Viri.
    »Sicher.«
    »Wann werden die Hemden fertig sein?« sagte er, während er seinen Mantel anzog.
    »In vier bis sechs Wochen, Sir.«
    »So lange?«
    »Wenn Sie die Hemden sehen, werden Sie überrascht sein, wie schnell sie gemacht wurden. «
    Viri lächelte. »Es war mir eine große Freude, Mr. Conrad«, sagte er.
    »Die Freude war ganz meinerseits.«
    Die Straße war dicht gedrängt mit Menschen, die Sonne schien noch hell; die ersten Pendler, gut gekleidet, eilten zu frühen Zügen. Er genoß den Straßentumult, als er in der treibenden Menge ging. Er wußte in diesem Moment, wonach all diese Menschen strebten. Er verstand die Stadt, die überfüllten Straßen, Herbsttage, die wie Messer in den obersten Fenstern blitzten, Geschäftsleute, die aus den Drehtüren des Sherry-Netherland strömten, den windgefegten Park. In einer Telefonzelle wählte er eine vertraute Nummer.
    »Ja, hallo«, sagte eine Stimme gelangweilt.
    »Arnaud. .. «
    »Hallo, Viri.«
    »Hör mal, was haben wir heute? Dienstag. Ich will, daß du dich am Donnerstag mit jemandem triffst. Du wirst mir bis ans Ende deines Lebens dankbar sein.«
    »Wo bist du? In einem Puff?«
    »Wie geht doch gleich die Geschichte von den

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