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Lichtjahre

Lichtjahre

Titel: Lichtjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Salter
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die, wie er sagte, immer aufgehoben würde. »Ich habe noch Kunden von vor dem Krieg«, sagte er. »Sie kommen noch immer zu mir. Dienstags und donnerstags; das sind die einzigen Tage, an denen ich hier bin.«
    Er legte seine Musterbücher auf den Ladentisch und öffnete sie, wie man eine Serviette auseinanderfaltet. »Sehen Sie sich diese mal durch«, sagte er. »Das ist nicht alles, aber es sind die besten.«
    Die Seiten enthielten kleine Quadrate aus Stoff, Zitronengelb, Magenta, Cocoa, Grau. Es gab Stoffe mit Streifen, Batiken, ägyptische Baumwolle, die so dünn war, daß man durch sie hindurch hätte lesen können.
    »Der hier wäre gut. Nein, vielleicht doch nicht ganz das Richtige«, entschied Conrad.
    »Wie wär es mit dem hier?« sagte Viri. Er hielt ein Stückchen Stoff in der Hand. »Wäre das zu aufdringlich, ein ganzes Hemd, meine ich?«
    »Auf jeden Fall besser als ein halbes Hemd«, sagte Conrad.
    »Aber lassen Sie mich mal sehen...« Er dachte nach. »Der wäre fabelhaft.«
    »Oder dieser hier«, sagte Viri.
    »Ich sehe schon - zwar kenne ich Sie erst ein paar Minuten, aber man merkt gleich, daß Sie ein Mann von eigenem Geschmack und genauen Vorstellungen sind. Ja, wirklich, keine Frage.«
    Sie waren wie alte Freunde; ein tiefes Verständnis war zwischen ihnen aufgekommen. Die Falten in Conrads Gesicht waren die eines Witwers, eines Mannes, der sich sein Wissen verdient hatte. Sein Auftreten war respektvoll, aber selbstbewußt.
    »Probieren Sie diese Kragen«, sagte er. »Ich werde Ihnen ein paar wundervolle Hemden machen.«
    Viri stand vor dem Spiegel und begutachtete sich in verschiedenen Kragen, langen, spitzen, Kragen mit abgerundeten Enden.
    »Der hier ist nicht schlecht.«
    »Etwas zu schmal für Sie«, meinte Conrad. »Wenn ich mir erlauben darf.«
    »Selbstverständlich. Allerdings, da wäre eine Sache«, sagte Viri, während er den Kragen wechselte. »Die Ärmel. Ich habe gesehen, daß Sie dreiunddreißig aufgeschrieben haben.«
    Conrad konsultierte die Karte. »Dreiunddreißig«, bestätigte er. »Ganz genau. Das Meßband irrt nicht.«
    »Ich hab es lieber, wenn sie nicht so lang sind.«
    »Das ist nicht lang. Vierunddreißig wäre lang.«
    »Und zweiunddreißig?«
    »Nein, wirklich. Das wäre komisch«, sagte Conrad. »Was bringt Sie dazu, bei den Ärmeln zum Grotesken zu neigen?«
    »Ich hab's gern, wenn ich meine Knöchel sehe«, sagte Viri.
    »Mr. Berland...«
    »Glauben Sie mir. Dreiunddreißig ist zu lang.«
    Conrad drehte seinen Bleistift um, radierte.
    »Ich begehe ein Verbrechen«, sagte er und zog einen halben Zoll ab.
    »Ich versichere Ihnen, sie werden nicht zu kurz sein. Ich mag keine langen Ärmel.«
    »Mr. Berland, ein Hemd... aber ich glaube, ich muß Ihnen das nicht erst sagen.«
    »Natürlich nicht.«
    »Ein schlechtes Hemd ist wie die Geschichte von einem hübschen Mädchen, das nicht verheiratet ist und eines Tages schwanger wird. Es ist nicht das Ende der Welt, aber eine ernste Sache.«
    »Wie steht es mit der Brusttasche? Ich mag es, wenn sie recht tief sind.«
    Conrad sah gequält aus. »Eine Tasche«, sagte er. »Wofür um alles in der Welt brauchen Sie eine Tasche? Die ruiniert das ganze Hemd.«
    »Nicht völlig, oder?«
    »Wenn ein Hemd schon etwas zu kurze Ärmel hat und obendrauf noch eine Tasche... «
    »Die Tasche soll ja nicht auf den Ärmeln sitzen. Ich habe sie mir eigentlich eher dazwischen vorgestellt.«
    »Was soll ich sagen? Wozu brauchen Sie eine Tasche?«
    »Für meinen Bleistift. Ich muß immer einen Bleistift bei mir haben«, sagte Viri.
    »Aber doch nicht dort. Also das«, sagte er und deutete auf einen Kragen, den Viri angelegt hatte, »das ist wirklich ein schöner Kragen, finden Sie nicht auch?«
    »Ist er hinten nicht zu hoch?« Er drehte den Kopf zur Seite, um besser sehen zu können.
    »Nein, ich denke nicht. Aber wenn Sie wollen, können wir ihn ein wenig herunternehmen - sagen wir, einen viertel Zoll.«
    »Ich will Ihnen wirklich keine Umstände machen.«
    »Nein, nein«, versicherte ihm Conrad. »Keineswegs. Ich mache nur einen kleinen Vermerk... « Er schrieb, während er sprach. »Die Details sind alles. Ich habe schon Kunden gehabt... einmal hatte ich einen Mann, der stammte aus einer ziemlich bekannten Familie der Stadt, politisch sehr einflußreich. Er hatte zwei Leidenschaften. Hunde und Uhren. Er besaß große Mengen von beiden. Jeden Tag schrieb er die genaue Uhrzeit auf, zu der er ins Bett ging und wieder aufstand. Seine linke

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