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Lichtjahre

Lichtjahre

Titel: Lichtjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Salter
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ihrem ganzen Leben der einzig wahre Mann.«
    »Es ist wirklich nicht einfach«, sagte Arnaud. »Ich liebe sie, ich mag Anthony, aber trotzdem ist da etwas, was mich zurückhält.«
    »Was?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Es hat wahrscheinlich noch keine Ehe gegeben, die nicht ohne eine gewisse Unsicherheit geschlossen wurde.«
    »Warst du unsicher?«
    »Als würde ich hingerichtet werden.«
    »Komm schon, Nedra.«
    »Na ja, vielleicht nicht ganz.«
    »Was siehst du sonst noch?«
    Sie sah auf die Karten. »Ich sehe eine andere Frau, die dich beeinflußt. Ich erkenne diese Frau nicht. Sie ist dunkel, sie hat Geld, sie ist wahrscheinlich sehr selbstbewußt, sehr sicher. Sie ist das Hindernis, die gegenläufige Kraft. Sie hat ungewöhnliche Neigungen, die vielleicht im verborgenen liegen. «
    »Bin ich der Frau schon begegnet?«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Hört sich nicht an wie jemand, die ich kenne.«
    »Es steht auf jeden Fall in den Karten. Du bist von der Königin der Zauberstäbe zugedeckt... «
    »Dieser hier.«
    »Ja, und wirst von der Königin der Pentagramme gekreuzt. Das ist sehr ungewöhnlich. Es zeigt, daß deine wahren Freunde Frauen sind. Also, es ist so...« Sie machte eine Pause. »Da gibt es bestimmte Ideen, bestimmte Vorschläge. Es ist wahrscheinlich alles eine grundlegende Sache. Du hast einen sehr harten Kampf vor dir.«
    »Immer noch?«
    Sie sah sich die darauffolgenden Karten an, sie schien ihn nicht zu hören. »Ich glaube, daß ich das nicht sehr gut mache«, sagte sie plötzlich.
    »Ich finde, du machst das großartig. Ich würde gern etwas mehr über diese ungewöhnlichen Neigungen hören.«
    »Nein. Nein, das ist alles falsch. Irgendwas stimmt hier nicht.« Sie war unsicher, sogar ein wenig nervös.
    »Warte, ich will nur eine Sache wissen.« Der Tod saß in schwarzen Lettern auf einem weißen Pferd. Das Banner, das er trug, war arabisch, steif wie Holz. »Was bedeutet die Karte hier?« fragte er.
    »Na ja, sie kann vieles bedeuten... «
    »Zum Beispiel?«
    »Alles mögliche. Den Verlust von jemandem, der es gut mit dir meint. Sieh mal, es schneit«, sagte sie. Sie nahm eine seiner Zigarren. Ihre langen Finger hielten sie ganz am Ende, dicht am Mund. Sie beugte sich vor, um sich Feuer geben zu lassen.
    Hinter den Fenstern fiel der Schnee immer dichter. Alles verschwand darin.
    »Wir müssen Viri finden«, rief sie.
    Er war irgendwo draußen spazieren. Sie begannen, sich aufs Geratewohl mit allem, was gerade zur Hand war, anzuziehen. Sie packten sich ein wie Russen, mit Hüten und Schals, und nahmen für Viri einen Mantel mit.
    »Er wird unten am Fluß sein«, sagte Nedra.
    Der Schnee fiel dicht und schnell. Er bedeckte ihre Schultern, streifte ihre Augen. Sie gingen, ohne zu sprechen, wie in arktischen Schneewüsten. Ihre Fußstapfen füllten sich hinter ihnen. Es war wunderbar, fremdartig. Dann sahen sie Hadji auf sich zurennen, das Gesicht weiß von Schnee. Er bellte, er sprang in die weichen Schneewehen, die sich gerade bildeten, lief seitwärts, wälzte sich ekstatisch, die Beine in der Luft. Hinter ihm erschien Viri wie eine mythische Gestalt, ein Wanderer mit hochgeschlagenem Kragen, das Haar voller Schnee.
    »Wir sind deine Eskimoführer«, sagte Arnaud.
    »Was für ein Glück.« Er zog den Mantel an.
    »Das ist Nushka, mein Weib«, sagte Arnaud.
    »Ah.«
    »Du kennst ja die Gepflogenheiten der Eskimos, was ihre Frauen angeht.«
    »Außerordentlich zivilisiert«, stimmte Viri zu.
    »Nushka, reib mit unserem Freund die Nase.«
    Nedra vollzog den Akt andächtig, sinnlich. »Sie gehört dir«, sagte Arnaud.
    »Redet sie nicht?«
    »Selten. Frauen, die reden, nasen nicht. Frauen, die nasen, reden nicht.«
    Hadji lag auf dem Bauch, halb vergraben im tiefer werdenden Schnee: schwarze Augen - getuschte Augen, wie Danny sagte -, aufgestellte, intelligente Ohren. Sie riefen ihn, aber er rührte sich nicht.

    Jivan kam zum Dinner und Kate Marcel-Maas, gerade zurückgekehrt aus dem Leben mit ihrem Freund. Ihr Gesicht war sonnengebräunt, ihre Arme dünn.
    »Kennst du Kate?« fragte Nedra.
    »Ich glaube nicht«, sagte Arnaud. Er lächelte. »Wohnen Sie in New York?«
    »Nein, ich bin nur für zwei Wochen hier.«
    »Ach, wirklich? Und woher sind Sie?«
    »Aus Los Angeles.«
    »Wo liegt denn das?« murmelte er.
    »Wo Los Angeles liegt?« sagte sie.
    »Ach, ich glaub, ich erinnere mich. Was machen Sie da?«
    »Wir haben da ein kleines Haus, mit Garten. Die meiste Zeit habe ich Salat

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