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Lichtjahre

Lichtjahre

Titel: Lichtjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Salter
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ob sie es gekauft hatte. »Ich möchte eine Küche haben, die groß genug ist, um darin ein Dinner zu geben - oder, wenn's sein muß, um drin zu schlafen. Weißt du, ich kann langsam mein Geschäft dichtmachen. Nicht, daß es nicht gut liefe - ganz im Gegenteil sogar -, aber das Problem ist, daß ich keine guten Stiche mehr bekomme. Ich kann einfach keine finden, und wenn ich welche auftu, muß ich so viel dafür zahlen, daß für mich nichts mehr drin ist. Ich mein, wenn ich einen Vuillard verkaufe, finde ich keinen zweiten mehr. Früher konnte man nach Europa fahren, aber jetzt nicht mehr. Die haben jetzt noch höhere Preise als wir. Es gibt reichlich Käufer, aber nichts zum Verkaufen.«
    »Und was willst du machen?«
    »Mehr Zeit in der Küche verbringen. Eigentlich wünsch ich mir nur zwei Dinge... «
    »Und die wären?«
    »Ich wünsch mir eine richtige Küche«, sagte er, »und ich möchte unterm Sternenhimmel sterben.«
    Die Gäste waren ins Gespräch vertieft, die Vorhänge zugezogen, auf dem langen Buffet standen offene Weinflaschen. Peter suchte nach den Anchovis. »Sie sind in einer kleinen flachen Dose«, brummte er. »Flach, aber unzerstörbar. Ehemalige Kriegsschiffsbauer entwerfen sie.« Er war bei der Marine gewesen. »Wenn die Kriegsschiffe nur halb so stabil gewesen wären - ah, da sind sie ja.«
    »Was hast du mit den Anchovis vor?«
    »Ich werd versuchen, sie zu öffnen«, sagte er. Die guten Gerüche, die schöne Unordnung, die aufgeschlagenen Seiten eines Kochbuchs, das Toulouse-Lautrec geschrieben hatte, ein Buch, angefüllt mit den Dinnereinladungen und Landpartien eines ganzen Lebens - all dies erzeugte in Viri eine Wärme wie die einer Liebesnacht. Es gibt Stunden, in denen man das Leben förmlich trinkt.
    Er saß neben Catherine. »Der Mann, den du gerade kennengelernt hast...«, flüsterte sie.
    »Welchen meinst du?« Die Bemerkung erschien ihm sehr witzig, er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
    »... in dem braunen Anzug«, sagte sie.
    »Dem braunen Anzug.« Er beugte sich zu ihr, um ihrer Eröffnung zu lauschen. Sein Blick ruhte unterdes auf ihrem Gesprächsgegenstand, einem stämmigen Mann mit Brille. »Sehr braun«, flüsterte er. »Wie heißt er noch mal?«
    »Derek Berns.«
    »Richtig«, rief Viri.
    Berns sah kurz zu ihnen herüber, als wüßte er, worüber sie sprachen. Sein Gesicht war glatt, die Gesichtszüge ein wenig zu groß, wie bei einem Kind, das einmal häßlich sein wird, und er hielt die Zigarette ganz am Ende zwischen den Fingerspitzen von Zeige-und Mittelfinger.
    »Er ist ein Kollege von Peter, er hat eine wunderbare Galerie«, sagte Catherine. »Er ist mit jemandem aus der Familie von Matisse befreundet. Er bekommt all ihre Sachen.« Viri versuchte sich später mit ihm zu unterhalten. Zu dem Zeitpunkt hatte er seinen Namen vergessen und auch den von Matisse, aber er fürchtete nichts. Er hatte so viel getrunken, daß er die Worte nicht mehr klar herausbrachte, aber er schaffte es, indem er alle Konsonanten sorgfältig aussprach. Mitten im Gespräch erinnerte er sich plötzlich an den Namen und gebrauchte ihn sofort: Kenneth. Berns korrigierte ihn nicht.
    Dann wurde sein Interesse wieder von Candis angezogen. Sie saß in der Nähe und redete darüber, worauf die Männer bei einer Frau als erstes achteten. Jemand sagte, es seien die Hände und Füße.
    »Nicht ganz«, sagte sie.
    Sie waren auf einmal dabei, gemeinsam die Schallplatten durchzusehen.
    »Ist da was von Neil Young dabei?« fragte sie.
    »Ich weiß nicht. Sehen Sie sich das mal an!«
    »Oh Gott.«
    Es war eine Platte von Maurice Chevalier. Sie legten sie auf.
    »Das ist das wahre Leben«, sagte Viri. »Menilmontant, Mistinguett... «
    »Und was heißt das?«
    »Die dreißiger Jahre. Die beiden Weltkriege. Er hat immer gesagt, bis fünfzig habe er von der Taille abwärts und nach fünfzig von der Taille aufwärts gelebt. Ich wünschte, ich könnte Französisch sprechen.«
    »Aber Sie sprechen es doch, oder?«
    »Oh, nur gerade so viel, um diese Lieder zu verstehen.«
    Es folgte eine Pause. »Er singt auf englisch«, sagte sie.
    Wie enorm komisch das war, konnte er nicht erklären. Er versuchte es, aber er konnte es ihr nicht verständlich machen.
    »Haben Sie ihn mal gesehen?« fragte er.
    »Nein.«
    »Sie haben ihn nie gesehen?«
    »Nein, nie.«
    »Warten Sie«, sagte Viri. »Warten Sie hier.«
    Er war fünf Minuten verschwunden. Als er zurückkam, hatte er einen Strohhut von Peter aufgesetzt, und vor

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