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Lichtlos 2 (German Edition)

Lichtlos 2 (German Edition)

Titel: Lichtlos 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Norris Hiskott. Also ist das vielleicht der Grund, weshalb ich wirklich gern bei Ork sitze. Ich bin kein Kind mehr, oder zumindest bin ich kein naives Kind, das glaubt, was Ork getötet hat, wird wiederkommen und anbieten, Hiskott für mich zu töten. Nichts könnte jemals so einfach sein. Hiskott behauptet, sterben sei einfach, und wir sollten nie vergessen, wie leicht es geht. Aber sterben ist nie einfach, und in Wirklichkeit meint er, töten ist einfach, zumindest für ihn.
    Der Haken daran, dass ich Harry liebe, ist, dass ich zwölf bin, und er ist vielleicht dreißig oder fünfunddreißig, was auch immer, also wird er etwa sechs Jahre darauf warten müssen, dass ich erwachsen werde. Ich meine, falls er Hiskott tötet und uns befreit, wird er warten müssen. Das wird er aber niemals tun. So lieb und süß und tapfer, wie er ist, hat er wahrscheinlich schon ein Mädchen, und hundert andere machen Jagd auf ihn. Also wird mir gar nichts anderes übrig bleiben, als ihn immer aus der Ferne zu lieben. Unerwiderte Liebe. So wird das allgemein genannt. Ich werde ihn für immer lieben, auf eine tieftraurige Art, auch wenn ihr vielleicht meint, das klänge ziemlich deprimierend, aber das ist es nicht. Von einer tieftraurigen unerwiderten Liebe besessen zu sein, kann einen von schlimmeren Dingen ablenken, von denen es Tausende gibt, und manchmal ist es besser, sich endlos mit dem zu beschäftigen, was man nicht haben kann – also Harry – , als damit, was einem in Harmony Corner jeden Moment zustoßen kann, also alles.
    Das Wumm-wumm hat aufgehört, und diesmal sind die Lichter nicht ausgegangen, und Ork liegt einfach nur da, und Harry ist noch nicht lange weg, obwohl es mir wie ein Jahrzehnt vorkommt, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Ich vermute, wenn man verliebt ist, verzerrt sich das ganze Zeitgefühl. Und nicht nur, wenn man verliebt ist. Als meine Tante Lois versucht hat, sich umzubringen und all das, hat sie gesagt, es läge daran, dass sie das Gefühl hatte, sie säße schon seit hundert Jahren im Winkel fest, aber das war vor zwei Jahren, also waren es keine hundert Jahre, es waren nur drei. Onkel Greg hat sie erwischt, bevor sie es getan hat, und daran, wie er geweint hat und gar nicht mehr aufhören konnte, hat Tante Lois erkannt, dass das, was sie beinahe getan hätte, sehr selbstsüchtig war, und sie hat es nie wieder versucht. Mom sagt, was sie davon abhält zu versuchen, was Tante Lois versucht hat, bin ich und wie ich dafür, dass ich noch ein so junges Mädchen bin, mit all dem umgehe. Dasselbe sagt Mom schon seit Jahren, und daher weiß ich, dass ich zäh sein und damit fertigwerden muss, ohne verrückt zu werden oder mir die Augen auszuheulen. Die Sache ist die, wenn ihr kapiert, was ich meine – dadurch, dass ich die Hoffnung bewahre und nicht den Kopf hängen lasse und in Trübsinn versinke, erhalte ich uns beide am Leben, bis etwas geschieht. Und etwas wird geschehen, etwas Gutes, und vielleicht ist dieses Etwas Harry, der jetzt schon seit etwa zwanzig Jahren fort ist.
    Ich stehe vom Boden auf und sage mir, ich sollte im Korridor auf und ab laufen, bis meine Nerven aufgescheuert sind und ich vor Erschöpfung bewusstlos zusammenbreche, damit ich mir keine Sorgen um Harry machen muss, und genau in dem Moment passiert etwas ziemlich Interessantes. Die vierte Tür, die ich nie aufstemmen konnte, öffnet sich jetzt mit einem Zischen. Auf der anderen Seite liegt nur Dunkelheit, was anfangs ein bisschen bedrohlich wirkt, wie ihr euch sicher vorstellen könnt. Ich frage mich, ob ich weglaufen soll oder nicht, aber ich kann ja nicht weglaufen, nur zurück in den Winkel, wo Hiskott mich so leicht finden kann, wie ein Vogel einen Wurm findet. Womit ich nicht sagen will, er sei ein Vogel und ich ein Wurm. Er ist der Wurm.
    Jedenfalls kommt nichts aus der Dunkelheit dort drüben heraus, und nach einer Minute oder so fühle ich mich nicht mehr so bedroht. Ich gehe auf die offene Tür zu und sage Hallo, aber niemand antwortet mir. Also sage ich, dass ich Jolie Ann Harmony heiße, als sei vielleicht jemand in der Dunkelheit, der aber nicht mit einer Fremden reden will, was ziemlich bescheuert ist, wenn man es sich genauer überlegt. Aber nach fünf Jahren als Gefangene von Hiskott sollte eigentlich niemand supertolle Umgangsformen oder dergleichen von mir erwarten.
    Ich stehe direkt auf der Schwelle, aber da drinnen ist es so schwarz, dass ich immer noch keine zwanzig Zentimeter weit in den Raum dahinter

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