Lichtraum: Roman (German Edition)
der Stadt Unity. In Richtung des Zentrums sah man das Senatsgebäude, eine mit kunstvollen Trägern umkränzte Kuppel, die von innen durch Scheinwerfer ausgeleuchtet wurde.
Über eine Wand neben der Tür liefen Landschaftsbilder; ein Video-Endlosband zeigte eine Küste unter einem grau bewölkten Himmel. Er nuschelte eine Reihe von Kommandos, bis er den richtigen Befehl herausfand, um das Video abzustellen, dann legte er den Kopf auf das Kissen zurück und genoss die plötzlich eingetretene Ruhe.
»Sie sind wieder wach, wie ich sehe.«
Verdutzt schnellte Corso in die Höhe. Breisch hatte die ganze Zeit über neben dem Bett auf einem Stuhl gesessen; in der Düsternis war er kaum zu sehen gewesen.
»Wie lange war ich weggetreten?«, würgte Corso hervor, ehe er den Kopf ermattet auf das Kissen zurückfallen ließ. Sein Mund und seine Kehle fühlten sich wund an und schmerzten.
Breisch erhob sich von seinem Stuhl und trat ans Bett heran. »Die Ohnmacht dauerte zwei Tage. Aber die Medizinmänner haben Sie wieder hingekriegt. Das war ein verdammt guter Kampf.«
»Ich hatte nicht geglaubt, dass ich überleben würde.«
»Sie haben auch nur knapp gesiegt. Doch im Gegensatz zu Jarret blieben Sie ruhig. Er war sich seiner Sache zu sicher, bildete sich ein, er hätte mit Ihnen leichtes Spiel.«
Jetzt kamen die Erinnerungen zurück, obwohl er das Gefühl hatte, dies alles sei vor einer Million Jahren passiert. »Ich entsinne mich wieder. Hören Sie, es tut mir leid, wenn ich …«
»Schon gut«, schnitt Breisch ihm das Wort ab. »Ich glaube, Ihr Unterricht bei mir wäre ohnehin abgeschlossen gewesen. Ich wollte nur hier sein, wenn Sie aufwachen. Hier ist noch jemand, der darauf gewartet hat, Sie zu sehen, seit man Sie mit dem Hubschrauber hierherbrachte.«
Breisch ging zur Tür und öffnete sie.
»Warten Sie …«, setzte Corso an.
»Viel Glück, mein Sohn«, sagte Breisch. »Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen zu arbeiten.« Er trat durch die Tür und war fort.
Corso starrte die geschlossene Tür an und versuchte, sich aufrecht hinzusetzen. Die rechte Seite seiner Brust brannte immer noch wie Feuer, deshalb bewegte er sich mit äußerster Vorsicht. Er spürte, wie sich unter der Bettdecke etwas an seiner Brust regte, doch ehe er nachschauen konnte, ging die Tür wieder auf, und Dakota trat ins Zimmer.
»Für dich ist es sicher nicht gut, wenn du dich so viel bewegst«, meinte sie, ihn von oben bis unten musternd.
Corso erstarrte, dann ließ er sich wieder behutsam aufs Bett zurückgleiten. »Bevor ich dich da drüben entdeckte, dachte ich, du seist tot«, brummte er.
Dakota marschierte an seinem Bett vorbei und hockte sich auf die Kante der Fensterbank. Die Lichter der Stadt, die sie nun von hinten anstrahlten, gaben ihrer Haut einen hellen Bronzeton.
»Auf eine komische Art und Weise war ich es wirklich«, antwortete sie. »Und ich kann nicht mal mit Bestimmtheit sagen, ob ich es nicht immer noch bin.«
Mit der linken Hand zog er die Bettdecke herunter und sah zu seinem Entsetzen, dass etwas wie eine riesige Raupe mit
halbdurchsichtigem Fleisch quer über seiner Brustverletzung lag. Er sah Blut – sein Blut –, das durch diesen Körper pulsierte, während ein Dutzend Beine sich in seine Haut bohrten und die Wundränder zusammenhielten.
»Die Wunder der modernen Biotechnologie«, kommentierte Dakota. »Mach dir keine Sorgen. Ein Arzt sagte mir, in ein paar Tagen, wenn die Wunde verheilt ist, stirbt das Ding und fällt einfach ab.«
Corso zog die Decke wieder hoch, durch und durch verstört von dem Anblick.
»Du bist einfach verschwunden«, beklagte er sich. »Wir erhielten noch deine letzte Warnung, in der du uns mitteiltest, dass der Schwarm in deine Richtung steuert … und dann kam nichts mehr. Was zum Teufel war los mit dir, Dakota?«
»In dem Moment, in dem ich unachtsam wurde, griff der Schwarm mich an.« Sie zuckte die Achseln. »Ich dachte, ich würde ihn studieren, während er die ganze Zeit lang die Daten abzog, die ihr mir geschickt habt. Als dann der Angriff erfolgte, saß ich in der Falle. Ich musste die letzten Energiereserven meines Schiffs aufbrauchen, um euch diese Botschaft zukommen zu lassen.«
»Aber du bist doch entkommen. Du konntest fliehen, und jetzt bist du hier.«
»So simpel ist das nicht.«
Corso stöhnte und startete den nächsten Anlauf, um sich in eine sitzende Position zu hieven. In seinem Kopf hämmerte ein Schmerz. »Ich muss aufstehen.«
Sie sprang von dem
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