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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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Fensterbrett herunter, stellte sich ans Bett und drückte ihn sachte wieder zurück. »Nichts ist so wichtig, dass du dich augenblicklich darum kümmern müsstest.«
    »Erzähl mir genau, was passiert ist. Was meintest du mit: So simpel ist das nicht?«
    Sie rang sich ein scheues Lächeln ab. »Du erinnerst dich sicher,
dass sich der Schwarm in der Nähe eines Roten Riesen versammelt hatte. Nun, der Planet explodierte und verwandelte sich in eine Nova. Anfangs glaubte ich, es sei bloß das natürliche Ende eines Sternenlebens, aber ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass der Schwarm nachgeholfen hat.«
    »Und ehe der Stern sich zu einer Nova aufblähte, konntest du dich mit einem Transluminalsprung in Sicherheit bringen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Dann … Das verstehe ich nicht.«
    »Als ich mein Bewusstsein wiedererlangte, hatte ich den größten Teil des Rückflugs hinter mir. Ich war fast schon wieder zu Hause. Kurz bevor das Schiff zerstört wurde, hatte es mich auf eine Information reduziert und nutzte seine allerletzten Energiereserven, um diese Daten an ein anderes Schiff der Weisen zu transferieren, das nur wenige Tagesreisen weit von hier entfernt liegt.« Sie gönnte ihm den Hauch eines Lächelns. »Sie hatten mich neu erschaffen, nur hat es den Anschein, als sei etwas von mir während der Transmission verlorengegangen.«
    In schockiertem Schweigen starrte Corso sie an, als sie mit ihrer Geschichte fortfuhr. »Ich kann spüren, dass eine ganze Menge fehlt. Manchmal will ich mich an etwas erinnern, und dann gibt es da nur ein winziges Bruchstück, ein Bild oder ein Gesicht oder etwas, das ich nicht einmal genau erkennen kann, aber das ist dann auch schon alles.« Sie wirkte plötzlich mutlos. »Es ist, als befände sich an der Stelle, wo früher ein großer Teil meines Lebens war, nur noch diese gähnende Leere.«
    Corso suchte krampfhaft nach einer angemessenen Erwiderung. »Aber du bist doch hier, du lebst, nicht wahr? Zumindest …«
    »Nein«, fiel sie ihm brüsk ins Wort. »Ich erinnere mich an meinen eigenen Tod, Lucas. Und ich weiß nicht, wie ich das verkraften soll.«
    »Dakota, wenn eines dieser Schiffe der Weisen dich tatsächlich
… wieder zum Leben erweckt hat, dann ist das … dann ist das einfach unfassbar! Du hast mehr Glück gehabt, als jeder andere Mensch vor dir!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber ich bin nicht ich selbst. Mein wirkliches Ich ist gestorben.«
    »Weißt du, manche Leute würden das für Wortklauberei halten.«
    Sie fasste ihn scharf ins Auge. »Angenommen, jemand stellte eine exakte Kopie von dir her, und dieses Doppel würde dann versuchen, dich umzubringen. Wäre das in Ordnung, nur weil alle deine Gedanken, Emotionen und Erinnerungen, sogar dein Gefühl für deine Identität, in dieser Reproduktion enthalten sind? Wärest du – der wahre Lucas Corso, meine ich – dann weniger tot?«
    Corso klappte den Mund auf, doch dann zögerte er. »Nein«, antwortete er ein wenig widerstrebend. »Nein, ich denke, ich wäre dann tatsächlich tot. Aber wenn ich wüsste, dass ich nicht mehr lange zu leben hätte, würde ich mich bestimmt besser fühlen, wenn ich sicher sein könnte, dass es mich in irgendeine Weise immer noch gibt.«
    Dakota schlug einen schärferen Ton an. »Trotzdem wärst du tot, so oder so. Und die Kopie könnte das Original niemals ersetzen, wäre immer nur ein Abklatsch … darüber habe ich viel nachgedacht.«
    Das merke ich, dachte Corso, aber er hielt den Mund.
    »Ein Teil von mir«, sprudelte Dakota hervor, »dachte, ich hätte mich nun meiner früheren Verantwortung entledigt. Jetzt könnte ich einfach wegfliegen und brauchte mich keinen Deut mehr um den Langen Krieg oder die Emissäre oder ähnliche Probleme zu kümmern. Diese Version meiner Persönlichkeit war nicht in Nova Arctis oder in Night’s End, egal, was meine Erinnerungen mir sagen mögen. Deshalb muss ich mich nicht mehr mit diesen Dingen beschäftigen.«
    »Na schön«, erwiderte er. »Und warum kamst du dann trotzdem hierher?«
    »Mir blieb keine andere Wahl.«
    Er brauchte ein Weilchen, um diese Antwort zu verdauen. »Das begreife ich nicht.«
    »Die Schiffe der Weisen sind alle fest darauf programmiert, dem Schöpfer Einhalt zu gebieten. Selbst wenn ich mich absetzen wollte, würde das Schiff, das mich von den Toten zurückgeholt hat, es niemals zulassen.«
    »Aber du bist doch sein Navigator, natürlich kannst du …«
    »Nein, ich kann nicht«, unterbrach sie

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