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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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prachtvoll?«
    Seine Stimme ließ die Königin den Kopf wenden, und als ihr Blick auf das Bild fiel, weiteten sich ihre Augen. Aber dann zuckte sie vor dem Falkenbild zurück, ohne ein Wort zu sagen. Da drehte der König sich zu Cathon um. »Meine Frau ist nicht mehr dieselbe, bitte verzeihe ihr Verhalten«, sprach er und hielt das Buntglasbild erneut gegen das Sonnenlicht. »Das lasse ich in ein Fenster unseres Schlafgemachs hängen«, sagte er und nickte. »Hab Dank für dieses schöne Geschenk!«
    »Oh, bitte sehr, Hoheit«, versetzte Cathon lächelnd und verbeugte sich, trat sodann einen Schritt zurück und mischte sich unter die festliche Menge.
    Da ihr Geschenk so gut aufgenommen worden war, ließ sie sich nun gern von den köstlichen Essensdüften locken … fragte sich aber noch, obwohl ihr Magen begehrlich knurrte, wer die Königin zu dem Irrglauben verleitet haben könnte, daß sie mit einem Buntglasbild von ihrer Hand diesem gutherzigen König etwas anhaben könnte.
    Wohl jemand, der nicht wußte, was er tat, dachte sie und lächelte dabei.
    Oder doch?
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

JERE DUNHAM
     
    Werwolf-Geschichten sind buchstäblich eine Landplage. Ich bekomme pro Saison Dutzende zu lesen und bin darum wohl etwas zu kritisch geworden. Für mich muß eine Werwolf-Story schon etwas Besonderes haben, damit ich sie nicht als »x-ten Werwolfaufguß« abhake. Aber wenn ich eine wie diese hier erhalte, die nicht nur ein weiterer Abklatsch des neuesten Horrorfilms ist — greife ich zu.
    Jere Dunham gehört zu den Autorinnen, die hier ihr Debüt haben. Sie ist verheiratet, hat eine neun Jahre alte Tochter und, wie sie es formuliert, »zwei Pit-Bull-Terrier, die zu unserem und zu unserer Nachbarn Glück, als Chihuahuas zur Welt kamen«. (Also noch eine Hundefreundin!)
    Jere schrieb mir aber auch: »Sie als Fantasy-Spezialistin dürften wissen, daß die Frauen von Sauromatien die historischen Amazonen sein könnten (aber nicht sein müssen).« Nein, das habe ich nicht gewußt. Ich dachte immer, wenn die Amazonen tatsächlich existiert haben sollten, dann bei den Etruskern. Das ist natürlich auch nur eine Vermutung, aber Vermutungen sind das Thema jeder Fantasy und unser Motiv zum Schreiben. - MZB
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    JERE DUNHAM
     
    Östlich des Morgens
     
    Als Sofyia am Ostufer des Stromes zu sich kam, lagen ihre nackten
Füße noch im Wasser. Sie hatte Sand in den Augen und zwischen
den Zähnen, scharfkörnigen, knirschenden Sand. Ein kühler Wind
drang in ihr wasserschweres Gewand und ließ sie erschauern. Sie
hob den Kopf, richtete sich mühsam auf Händen und Knien auf
und schleppte sich zwei, drei Längen das steile Flußufer hinauf.
Dann brach sie wieder zusammen. Ihre wochenlange Ernährung mit blutloser, wenig gehaltvoller Menschenkost und mit Wurzeln, Beeren und faden Blättern hatte ihr alle Kraft geraubt. Sie brauchte endlich wieder Fleisch - aber hier gab es ja weit und breit kein Wild.
    Traurig schloß sie die Augen und stellte sich all ihre Brüder und
Schwestern in Wolfsgestalt, im glänzenden, in vielerlei Grau
prächtig schimmernden Sommerfell vor … Sie hörte das Geheul, das sie zu ihrem Aufbruch angestimmt hatten, den melancholisch rauhen Abschiedsgruß. Das Gebell war so wirklich. Sie vernahm es wieder in diesem Augenblick, aber nun klang es wie Gelächter - oder gar wie Spott und Hohn?
    Östlich des Morgens, hatte die Hexe des Rudels versprochen, wirst
du dich auf vier Beinen fortbewegen, ja, Sofyia, das hat mir die
Mondin gesagt. So war sie wochenlang nach Osten gewandert,
immer weiter nach Osten, und sie hatte jeden Morgen gehofft, die
Sonne hinter sich aufgehen zu sehen. Aber das war nicht gesche-
hen, und nun müßte sie wohl mit dem haarlosen, schwachen Leib
sterben, den sie ihr ganzes Leben lang verabscheut hatte.
  Nun gut. Sechzehn Jahre vergeblichen Sehnens nach der Ver-
wandlung waren genug. Der Ufersand war ihr ein weiches Kissen,
das sanfte Plätschern der Wellen beruhigend wie ein Herzschlag.
  Nein, es war kein schlechter Ort zum Sterben!
    Das Gebell hob wieder an, so real, so real, aber lauter und näher
jetzt, und nun wurde es zum freundlichen Winseln. Kalte Schnau-
zen stießen sie an und beschnüffelten ihr Haar, ihre Hände. Für
einen Moment vermeinte Sofyia, sie sei wieder zu Hause oder
werde nach ihrem Tod unter dem häßlichen grauen Himmel der
Fremde von

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