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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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drittenmal.
  Aber Sofyia schüttelte heftig den Kopf und spie wütend vor ihr
aus. Wenn die nicht höflich warten konnte, bis sie ihr Fleisch ver-
zehrt hätte, verdiente sie keine andere Antwort! Sie spürte die
Blicke aller Jagdgefährtinnen Nitras auf sich, als sie sich nun noch
einen Brocken Fleisch von der blutigen Hirschkeule riß. Ihr war,
als würde sie von Geistern belauert … Die Augen dieser Frauen
reflektierten den Feuerschein nicht. Nur ihr Geruch sprach dafür,
daß sie lebendige Wesen waren. Und der Gestank des bis zur Un-
kenntlichkeit verkohlten, faden Fleischs, das sie aßen.
  »Undankbare Hündin!« murmelte eine.
    »Schweig!« fuhr Nitra die Gefährtin an. »Sie wäre fast ertrunken
und ist noch völlig verschreckt. Als ich sie aufs Pferd hob, ist sie
sogar ohnmächtig geworden!«
    »Sie hätte es dir fast aufgefressen!« versetzte die Gescholtene und
kniff ihre Augen zu schwarzen Schlitzen. »Aber wenn es dir lieber
ist, nenne ich sie eben undankbare Wölfin.«
  Das reichte Sofyia nun! Empört legte sie die halbe Keule beiseite
und knurrte böse: »Weshalb beleidigt ihr mich und schmeichelt
mir in einem Atemzug?«
    Nitra legte ihr die Hand auf den Arm. »Wie meinst du das?«
  »Ja, ich bin wohl undankbar«, seufzte Sofyia und starrte auf die im
Feuerschein wie Gold schimmernden blonden Härchen auf Nitras
Handrücken. »Du rettest mich, wärmst mich mit deinem Um-
hang. Ich schrecke vor dem Beutetier zurück, das du dir gezähmt,
dienstbar gemacht hast. Du teilst dein erbeutetes Fleisch mit mir,
und ich schlinge es gierig und ohne ein Wort des Danks hinunter.
    Wie soll ich mich da nicht wundern, wenn deine Genossin mir den
Ehrentitel gibt, den mir meine Leute bisher verweigert haben?«
  Da hielt sich Nitra rasch die Hand vor den Mund, um ihr Lachen zu verbergen - aber es war vergebliche Mühe. »>Wölfin< ist in deinem Land ein Kompliment?» prustete sie.
    Sofyia stieß die blutige Keule wag, legte den Kopf auf den Tisch
und ließ ihren Tränen freien Lauf. »Die Hexe hat mich zum Nar-
ren gehalten«, schluchzte sie. »Sie hat gesagt, daß ihr mir helfen
würdet. Aber ihr macht euch ja auch nur über mich lustig!«
  »Was hat diese Alte versprochen ?« forschte Nitra, nun ganz ernst.
  »Wo kommst du überhaupt her, Kleine?« Sie sah auf einmal hart
und mißtrauisch drein … und die übrigen Jägerinnen musterten
Sofyia mit Augen so schwarz wie Anthrazit.
    Sofyia hatte plötzlich Angst, ihnen die Wahrheit zu sagen. Aber
könnten sie ihr noch mehr antun, als sie bereits gelitten hatte?
  Waren diese Frauen nicht ihre Retterinnen? Sie wischte sich die Tränen ab - schalt sich aber gleich deswegen, weil sie sich dabei die letzten Sandkörner ins Auge gerieben hatte, daß es höllisch brannte.  
    »Ich gehöre zu den Neuri.«
    »Die Neuri!« rief Nitra überrascht. »Die Wolfsmenschen?«
  Sofyia nickte. »Aber ich kann mich leider nicht so verwandeln wie
die übrigen meines Volks. Solange alle in Menschengestalt im Dorf leben, ist es nicht so schlimm. Aber wenn der Stamm aufbricht, zu neuen Jagdgründen zieht, nehmen alle für diese Reise Wolfsgestalt an, und dann stehe ich zurück. Meine Eltern müssen mir von ihrer Beute abgeben … und dabei sollte ich doch für sie jagen, da sie bereits alt und fast zahnlos sind. Und ich darf mir kein Männchen suchen, obwohl ich jetzt volljährig geworden bin. So bat ich die Hexe, bei der Mondin Hilfe und Heilung für mich zu erfragen. Und jetzt ist es soweit: Heute Nacht werde ich mich erstmals in eine Wölfin verwandeln«, sagte sie, und ihr Herz sang vor Hoffnung bei diesen Worten.
    »Die Wolfleute«, murmelte eine der Jägerinnen nachdenklich.
  »Also gibt es die Neuri noch!«
    Nitra kniete vor Sofyia nieder und faßte sie an den Armen. »Was
hat die Hexe dir gesagt? Was genau.?«
    Da beugten sich alle übrigen Sauromatierinnen interessiert
vor.
    »Die Hexe hat mir versprochen, östlich des Morgens würde ich
mich auf vier Beinen fortbewegen«, erklärte Sofyia.
  »Nun, da hat sie nicht gelogen«, lachte, nun eher freundlich, die
Jägerin, die sie »Hündin« und »Wölfin« geschimpft hatte. »Nitra
hat gesagt, du seist auf allen vieren aus dem Morgen gekro-
chen !«
    »Ich kroch nicht aus dem Morgen«, fuhr Sofyia auf, »sondern aus einem Fluß.«
    »Aus dem Fluß Morgen«, versetzte Nitra ruhig.
    »Was?« fragte Sofyia. Ihre Sprachen ähnelten einander sehr - aber hatte sie das eben richtig verstanden?
    »Du bist nicht

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