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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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in Gold oder auch Juwelen verlangte, aber nein!« Sie verstummte zornig und schritt heftig auf und ab. »Mein Mann ist ein richtiger Schafskopf … Er löst Streitigkeiten mit Nachbarreichen lieber durch Verhandlungen als mit Waffengewalt und erläßt allen Unter-tanen, die er für arm hält, doch glatt die Steuern, zu deren Einführung ich ihn ja mit großer Mühe überredete.« Wieder schnaubte sie verächt-lich durch die Nase. »Seine ewige Güte und Milde bringt mich noch um!«
    Aber Cathon knurrte bei sich: Mögen die Schicksalsschwestern uns gnädig sein!
    Isra barg das Fläschchen in einem Samttäschchen an ihrem Gürtel und neigte sich zu Cathon vor. »Man hat mir berichtet, es genüge, daß er dein Spezialglas berühre, es in die Hand nehme … schon raube es ihm sein inneres Wesen. Dann sei er nur noch eine leere Hülse, äußerlich zwar der Mann, der er einmal war, aber nun ein Mann, den ich mit dem kleinen Finger lenken könne«, sagte sie und kicherte böse. »Dann wird das ganze Königreich mein, wie es sich gehört, und doch wird niemand etwas davon ahnen.« Nun schwieg sie nachdenklich und sagte dann lächelnd: »Er wird für immer gefangen sein.«
    Cathon musterte sie und sah flüchtig auf das Gürteltäschchen. Ob die Königin wußte, wie dringend sie ihr inneres Feuer benötigte, um nicht zu vergehen?
    Sie spürte schon, wie ihre Kräfte schwanden und eine eisige Kälte in ihr wuchs. »Du willst dieses Bild also wirklich?« Wieder sah Isra sie finster an. »Ja! Ich, eine starke Frau, muß hier die Zügel übernehmen. So ein Schwächling wie mein Mann taugt nicht zum Regieren«, sagte sie, und ihre dunklen Augen funkelten höhnisch.  
    »Und sollte mir als heimlicher Herrscherin ein kleiner Fehler unterlaufen, muß Seine Majestät dafür bezahlen, aber nicht ich!«
    Nun holte sie das schimmernde Fläschchen hervor und hielt es gut sichtbar empor - und Cathon knirschte in ohnmächtigem Zorn mit den Zähnen.
    »Du wirst mir«, flüsterte die Königin, »dieses spezielle Glasbild machen, Hexe … Mit schönen Blumen oder dergleichen, damit es mir bis ans Ende meiner Tage ein schöner Anblick sei. Ich will es ihm unter vier Augen überreichen, kurz vor Beginn des Festes. Und das findet, wie ich hinzufügen möchte, in diesem Jahr zum letzten Mal statt«, schloß sie, zog die Braue hoch und sah Cathon fragend an.
    »So ein Buntglasbild braucht aber seine Zeit, Königin Isra.« »Oh, nimm dir alle Zeit, die du benötigst«, erwiderte die Königin flammenden Blicks. »Aber sieh bloß zu, daß es vor dem Fest fertig ist.«
    Cathon zog sich ihren fadenscheinigen schwarzen Umhang fester um die Schultern und beugte sich über ihre Arbeit. Eine innere Kälte quälte sie, sie wurde zusehends blasser und fühlte sich von einer lähmenden Schwäche überkommen.
    Aber als sie auf ihrer Vorzeichnung, die einen fliegenden Falken zeigte, nun die roh zugeschnittenen Glasstückchen anordnete, trat ein spöttisches Lächeln auf ihr Gesicht … und sie flüsterte bei sich: »Ein Geschenk für den König muß ihm auch gefallen können !«
    Es waren alles farblose Gläser, die sie da zurechtlegte - manche durchsichtig wie Bergkristall, manche opak und manche geriffelt, als ob man Wasser darüber geschüttet hätte … Aber das Glas, das den Falken umgeben sollte, war milchig mattiert. Nun schliff sie mit dem surrenden Schleifstein jedes Teil sorgsam zurecht, bis es sich mühelos an seinem Platz einfügen ließ. Als der Falke ganz zu ihrer Zufriedenheit gelegt war, sprach sie ihr Zauberwort darüber und versah Glasstückchen um Glasstückchen mit einer Fassung aus einem besonderen, pergament-dünn gewalzten Metall.
    Doch schon wurde sie wieder von Kälteschauern geschüttelt. Bald hätte sie nicht mehr die benötigte innere Hitze, um die Fassungen aneinander löten zu können, und dann würde das Falkenbild ja nicht fertig werden.
    Sie durfte also keine Zeit mehr verlieren! Daher riß sie sich zusammen und prüfte noch einmal ihr Werk, und als sie nun sah, daß es gut war, machte sie sich daran, mit einem Glühstab, den sie mit der ihr gebliebenen Körperwärme heizte, die Bildteile punktweise aneinanderzulöten. Darüber wurde der Abend zur Nacht und die Nacht zur Hexenstunde, und als die Hexenstunde vorüber war und der Tag anbrach und mit seinem Licht neues Leben in ihre Welt brachte, war das Glasbild vollendet.
    Erleichtert hielt sie ihr Werk gegen das goldene Frühlicht, das nun in ihre stille Werkstatt fiel.

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