Lichtschwester - 8
zurück. Sie wußten, daß sie ihnen entwischt war, ob sie in der Arena die Freiheit erränge oder den Tod fände, und Shanna wußte, daß jeder Krieger, der vor ihr dort gestanden, sich wie sie aus ganzem Herzen geschworen hatte, die Arena durch das Siegestor zu verlassen.
Ein Blick bestätigte ihr, was sie gehört hatte. Der Mond, den ihr Schwert angeschlagen, war ein schildartig geformter, spiegelblank polierter Gong. In diesem noch bebenden Spiegel sah sie ihr Bild sich wandeln. Sie sah eine schwarze Kriegerin mit Rabenschwingen als Helmzier, sah einen weißen Pferdekopf mit samtenen Augen, und für einen Moment glaubte sie gar, darin Tara in all ihrer blonden Schönheit zu erblicken.
»Ich werde für die Göttin kämpfen«, erwiderte sie mit lauter Stimme. »Möge sie mir den Sieg schenken.« Jetzt begriff Shanna auch, daß sie immer die Wahrheit gesprochen hatte und daß sie, indem sie sich Belisama unterstellte, all die anderen Eide, die sie geschworen, nicht brach, sondern erfüllte.
WALTER L. KLEINE
Es gibt zwei Grundtypen von Geschichten. Beim einen bekommt der Gute - oder in diesen Anthologien wohl eher: die Gute —, was er (sie) will, und beim anderen erhalten die Schlechten das, was sie verdienen. Zu welchem diese Story gehört, könnte ich nicht genau sagen. Aber sie ist spaßig. Womit sie vielleicht in eine eigene Kategorie fällt. Walter Kleine kehrt mit dieser Geschichte nach einer langen Pause wieder zur Belletristik zurück. Er hat achtundzwanzig Jahre lang als Photoreporter gearbeitet, nachdem er 1969 zum letztenmal eine Story veröffentlicht hatte.
Er sagt, er habe mit sieben oder acht zu schreiben begonnen, und zwar Comic-Epen, in denen seine Plüschpandas die Welt erretteten oder den Krieg gewannen. »Richtig« zu schreiben begonnen habe er nach der Lektüre einer Poster-Geschichte aus Planet Comics, die ihn zu der unbedachten Äußerung »Das kann ich besser!« verleitet habe. Bei seinen eigenen Versuchen habe er dann aber feststellen müssen, daß das gar nicht leicht ist… Aber nach drei Jahren war die erste der fünf Storys fertig, die er in den fünfziger Jahren veröffentlichen konnte. Nach einem Studium an der Universität von Iowa wurde Walter Photojournalist (von fünf Veröffentlichungen in zehn Jahren kann man nicht leben, hatte er sich gesagt), und nach einem Job als Kritiker von Klassik-Schallplatten (Schriftsteller müssen sich - wie erwähnt - mit den seltsamsten Tätigkeiten ihren Lebensunterhalt verdienen) ist er nun wieder zur Science-fiction zurückgekehrt. Willkommen daheim! Und möge diese Geschichte nur die erste von vielen sein. — MZB
WALTER L. KLEINE
Herzenswünsche
»Shaigiss«, brummelte Prinzessin Yareth, »hat Vater dir erzählt, daß er von mir verlangte, der Zauberei abzuschwören?« Das war das erstemal in diesen anderthalb Tagen, daß sie von sich aus etwas gesagt hatte - das erste Mal, seit ich sie vom Internat der Bergschwestern abgeholt hatte. Ihre Wortkargheit beunruhigte mich, war sie doch, als ich sie acht Jahre zuvor ins Heim dieser Schwestern gebracht hatte, ein überaus redseliges Kind und wahres Plappermaul gewesen.
Da brummte eine Biene unter meiner Nase vorbei, fand aber wohl die Blumen neben meiner Schulter nicht anziehend genug und schwirrte weiter. Irgend etwas stimmte da nicht. Ich spürte, daß ich vor Unbehagen eine Gänsehaut bekam.
»Nein«, sagte ich und warf meinen Wächtern einen prüfenden Blick zu, »dein Vater würde es für unser Bündnis sicher für abträglich halten, wenn um König Krangs Schloß die Teller flögen, sobald du Königin von Loth bist.«
»Das war ich nicht«, sagte sie, »und du weißt das auch!« Mir war hier gar nicht wohl in meiner Haut. »Sereff!« schrie ich. »Behalte den Wald im Auge, zum Dämon noch mal!« Sereff fuhr zusammen … aber auch die zwei anderen Wächter, die ihren Dienst bestens versahen. Die drei, die eben zu Mittag aßen, sahen mich schuldbewußt an. Sogar Yareth blinzelte, und dabei war ich ihr doch seit ihren Kindheitstagen die liebste Leibwächterin. »Entschuldige, Hoheit«, sagte ich, »aber diese zehn Jahre Frieden haben dazu geführt, daß die Jungs nicht begreifen, wie sehr unser Leben von kriegsmäßiger Wachsamkeit abhängt. Noch etwas Wein?«
Sie hielt mir schmollend ihren Becher hin. »Ich will nicht, daß man mich mit diesem alten Schwein von Krang verheiratet. «
Ach, das war es also. Die Heirat des Jahrhunderts,
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