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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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und sie wollte nicht . Das hätte ich mir ja denken können. Yareth war schon immer ein eigensinniges Gör gewesen. Sie hatte stets ihren eigenen Kopf gehabt - nicht eben ein erwünschter Zug an einer Prinzessin, gleichgültig, wie sehr ich sie dafür liebte. In neckendem Ton, ganz wie früher, versetzte ich: »Ich würde ihn nehmen. Er könnte sogar für mich noch Manns genug sein. Königin Shaigiss. Wie hört sich das an?«
    »Aber er ist doch steinalt, Shaigiss! Noch älter als du! Er hatte ja schon graue Haare, als Vater mich zu den Schwestern schickte.«  
    »Nun, ich bin alt genug, um deine Mutter zu sein…« Jetzt spürte ich, daß etwas Schlimmeres in der Luft lag, etwas Böseres als das, was eine Biene Blumen verschmähen läßt.
    Ich hatte mich kaum aufgerappelt, blank gezogen und meine Befehle gebrüllt, als Cyboths Rauhreiter aus dem Wald hervorbrachen. Sie waren in Uniform, versuchten also nicht einmal, sich als Banditen auszugeben.
    Cyboth nahm offenbar Anstoß an unserem Bündnis. Oh, diese Politik! Sie bringt uns schneller um als jede Zauberei. Aber wir brauchten uns nichts vorzumachen: Bei vier oder fünf auf einen hatten wir schlechte Karten, obwohl die Wächter durch meine Schule gegangen waren, obwohl ich mitkämpfte und obwohl ich diese Ziegenbastarde zu einem überstürzten Angriff provoziert hatte.
    Ich stellte mich schützend vor Yareth und hoffte bei mir, daß sie klug genug wäre, sich zu töten, bevor sie den Kerlen in die Hände fallen konnte. Mit einem Ohr hörte ich sie hinter mir murmeln … und ich nahm das für ein Gebet.
    Die Angreifer fielen im Handumdrehen, einer nach dem anderen. Ich kämpfte wie der flammende Dämon, und die Leichen häuften sich vor mir.
    Aber nun traf mich einer der Bastarde, den ich wohl nicht richtig kaltgemacht hatte, mit seinem Schwert knapp über der Ferse … Als es mir die Achillessehne durchhieb, fuhr mir ein Schmerz so heiß durch das Bein, als ob alle lohenden Höllenpfuhle vom Dämonenberg sich darein ergossen hätten.
    Ich wankte, konnte mich nicht mehr aufrecht halten.
    Da fühlte ich einen Zauber.
    Alles wurde kalkweiß.
    Dann war ich irgendwo anders.
    Ich hörte den Schneesturm heulen, und mir war entsetzlich kalt.  
    »Shaigiss! Trink … Du mußt das trinken!« Das war Yareths Stimme, aber wie war das möglich? Ich war doch tot und längst auf dem Weg zum Gipfel des Dämonenbergs, und Yareth mußte auf ihrem Weg hinab in den Schoß der Großen Muttergöttin sein. Etwas drückte gegen meine Lippen, etwas Flüssiges sickerte mir in den Mund. Mein Schlund wußte noch, was er mit Wasser zu tun habe, und so schluckte ich. Aber es war kein Wasser. Das Zeug schmeckte wie Jauche, Jauche mit Mist… und mein Kopf brannte mir wie der prächtigste Höllenpfuhl.
    So allmählich wurden meine Augen klar, aber in meinem Bein tobten die Schmerzen. Als ich nun aufblickte, sah ich ein durchhängendes Schindeldach über mir, das mir vertraut war. In der aufgegebenen Scheune hatte ich schon oft auf dem Kreuz gelegen, öfter als sich zu zählen lohnt. Aber bisher war mir das immer ein Spaß gewesen.
    Zumindest war ich nicht im Begriff, dem Dämon gegenüberzutreten. In der Bruchbude würde er sich nicht sehen lassen. Ich hieß meine Schmerzen zu verschwinden, und sie verschwanden, fast jedenfalls.
    Wer von uns hatte das Gemetzel eigentlich überlebt? Irgend jemand mußte mich doch hierher getragen haben, und Yareth war dazu weder groß noch kräftig genug. Von dem Ort des Überfalls bis zu dieser Scheuer waren es zwei Meilen, bergauf, über drei Flüsse und durch die zweifache Dornhecke, die den Sommerpalast umgibt.
    »Hoheit!« rief ich mit aller Kraft, brachte aber nur ein mir kaum vernehmliches Flüstern zuwege. »Wer ist sonst noch am Leben?  
    Geht zum Sommerpalast … Drei Dutzend Cybothi haben uns überfallen, da dürften jetzt dreimal soviel die Gegend nach dir durchkämmen.«
    »Shaigiss, wir sind wohlauf«, sagte sie und nahm wie eine Mutter, die ihr Kind tröstet, meinen Kopf in ihre Hände. »Ich hatte keine Angst zu sterben … Besser tot sein, als unter diesem Schwein von Krang liegen! Aber ich konnte es ja nicht zulassen, daß sie dich töteten. Du bist mir immer eine Freundin gewesen, auch wenn sonst niemand zu mir hielt … Ich sehe dich noch vor mir, wie du Vater ein Dutzend Kriegerinnnen zum Bluteid brachtest. Damals begriff ich, daß es sich lohnen kann, eine Frau zu sein! Ich rief einen Sturm herbei, als ich die Cybothi sah … Und als

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