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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hörst du mir denn überhaupt zu?!« schrie Tara mit sich überschlagender Stimme, und Shanna dachte, daß sie ihre Kleine -außer bei ihren Zornausbrüchen über ihren angeblichen Mangel an Genesungswillen damals während des Entzugs - noch nie wirklich wütend gesehen hatte.
    »Was, glaubst du wohl, passiert, wenn dieser Junge den Rubinring zu verkaufen versucht? Selbst wenn er diese eingravierten Symbole nicht erkennt… der erstbeste Juwelier, dem er ihn zeigt, wird das bestimmt. Mutter des Lebens! In die Innenseite des Reifs ist Lady Amnisets Siegel geprägt… Wie lange, meinst du wohl, werden die Aberaisi brauchen, um uns aufzuspüren?« »Es gibt hier in Bindir sicher aberhundert Frauen, die aussehen wie ich«, verteidigte sich Shanna lahm. Dabei drehte und wendete sie den Dolch in ihren Händen.
    »Wie du?« fragte Tara und lachte - aber nicht die Spur belustigt.  
    »Der Bursche wird dich so wahrgenommen haben, wie ich dich jetzt wahrnehme, als eine Frau, die einen Dolch zu führen weiß … und wie viele gibt es davon wohl in Bindir … sieht man von der Arena und der Walkürengarde des Kaisers ab? Für deine Verkleidung würde ich im Augenblick keinen roten Penny geben!« Da stieß Shanna den Dolch in den zerkerbten Tisch, daß er stak. »Tara, ich bin, was ich bin«, rief sie und wies auf die bebende, im letzten Licht der Abendsonne rotglühende Klinge, »eine Waffe, durch einen Eid verpflichtet, den Mann, dem diese Klinge gehörte, lebend zu finden oder aber seinen Tod zu rächen. Du hast recht … ich kann, mich wohl nicht ändern, selbst wenn ich es ernsthaft versuche!«
    »Shanna, vergiß es!« bat Tara und streckte die Arme aus; aber die Klinge stand zwischen ihnen. »Behalte diesen Dolch zur Erinnerung an deinen Bruder … aber höre auf, ihn zu suchen! Siehst du denn nicht, daß das jetzt hoffnungslos ist?! Diese Klinge dürfte durch ein Dutzend Hände gegangen sein, ehe die Händler sie bekamen, und selbst wenn sie um ihre Herkunft wüßten … du kannst doch nicht wieder hin, um sie danach zu fragen.« »Ich weiß«, sagte Shanna. »Aber Janos hat die Klinge getragen, wo er ging und stand. Deshalb könnte ein Seher uns vielleicht sagen, wo er war, als er sie verlor … und mir sagen, ob er da noch am Leben war.«
    »Du hörst mir wirklich nicht zu! Wenn du es weiterverfolgst, bist du bald nicht mehr am Leben… Bindir war schon bisher gefährlich für uns, aber jetzt ist es mehr als das!« versetzte Tara und ging so zornig auf und ab, daß selbst ihre Röcke ärgerlich zu rauschen schienen. »Wir müssen fort von hier, Shanna. Irgendwo werden wir einen Ort finden, wo wir frei leben können.« Shanna starrte sie an und mußte daran denken, daß sie doch einst, lange ehe sie beide begonnen hatten, Ytarras Feuer zu entfachen, am Altarfeuer der Göttin Yraine einen Eid geschworen hatte. »Du mußt gehen«, erwiderte sie sanft, »und ich muß bleiben. Sogar auf Ytarras Insel würde die Sichel der Mondmütter noch auf deiner Brust brennen und würde mich mein Bruder aus dem Spiegel dieser Klinge vorwurfsvoll ansehen. Was wäre unsere Freiheit wert, wenn wir das verleugneten, Tara? Wer würden wir sein?« »Zwei Frauen, die einander lieben …«
    Taras Stimme war brüchig, und Shanna schwamm die Welt vor Augen. Als sie sich die Tränen weggeblinzelt hatte, war die Sonne schon untergegangen, sah sie nur noch Taras Gesicht, das im Dunkeln wie ein nebelverhangener Mond schimmerte.
    Vier Tage nachdem Shanna Lady Amnisets Ring gegen den Dolch ihres Bruders eingetauscht hatte, fuhr sie aus Träumen voller Blut und Feuer auf und griff nach ihrem Schwert.
    Tara war bereits ausgegangen. Das war inzwischen Brauch geworden. ja, ihre Liebste würde wohl den ganzen Tag wegbleiben - jemanden pflegen, der ihrer Pflege bedürfte, oder auf dem Marktplatz nach den Aberaisi Ausschau halten oder die Möwen drunten am Strand mit Brotkrumen füttern. Und sie selbst würde wieder den ganzen Tag zu Hause verbringen, um von keinem gesehen zu werden, und sich alle Mühe geben, ihr Geschick in der Schwertführung wiederzuerlangen. Sie hatten sich darüber bis zur Erschöpfung gestritten und ihren Zwist schließlich unter allerlei Ausreden begraben … unter den Teppich gekehrt - wie eine schlampige Hausfrau den Schmutz ihrer Wohnung. Nach einer Weile wälzte sie sich seufzend aus dem Bett, streifte ihr Nachthemd ab und musterte sich im Spiegel. Im vollen Tageslicht ähnelte ihr Körper nicht mehr dem Taras. Im Frühlicht waren

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