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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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auf den Absatz hinaus. Ein Dutzend Männer in violetten Livreen drängte die Treppe herauf. Gesichter konnte sie im trüben Licht nicht ausmachen, nur das Schimmern von gebleckten Zähnen und gezückten Schwertern. Sie verharrte kurz, um sich den Häschern zu zeigen, querte den Treppenabsatz mit einem Sprung und stürmte dann den linken Bogen hinab.
    Die beiden Schlußmänner waren schlau genug, sofort kehrtzumachen, um Shanna den Weg abzuschneiden. Aber den einen schickte sie mit einer klaffenden Halswunde jäh zu Boden, und der andere stolperte über seinen Kameraden und schlug der Länge lang hin, während sie durch die offene Tür hechtete. Als Shanna nun die Straße entlanglief, hörte sie hinter sich ihre Verfolger aufheulen. Sie hoffte, daß ihr alle folgten - sie waren von Rachedurst und Pflichtgefühl beseelt und sahen sie genau vor sich; aber wahrscheinlich würden sie nicht säumen, das Zimmer zu durchsuchen. Shanna riskierte noch einen kurzen Blick zurück und beschleunigte ihren Schritt. Sie hatte zwar ihre Kampffertigkeit wiedererlangt, aber schon lange kein Lauftraining mehr absolviert und mußte ihre Kräfte daher genau einteilen.
    Schneller, Shanna … du kannst sie in einem dieser Seitengäßchen abhängen und dann das Weite suchen! War das, was in ihrem Schädel hämmerte, ihre oder Taras Angst? Sie schüttelte den Kopf, um sich davon zu befreien, und nahm die erstbeste Abzweigung in Richtung Tempelplatz. Die Aberaisi folgten ihr noch immer, und nun sah sie auch schon die Stadtwächter im gelbbraunen Wams auftauchen.  
    Gut, die gäben gar noch bessere Zeugen ab! Sie wich rasch einem Wagen aus und lief zügig weiter. Die Prachtstraße zum Tempel war sehr belebt, aber so breit, daß ihr genügend Raum blieb. Die Menschen stoben auseinander, als sie so stürmisch daherkam, und rissen die Augen auf vor Schreck, als sie die Häscher sahen, die ihr folgten. Auf dem Felsen hinter der Menge sah Shanna die hoch aufragenden Mauern der Zitadelle. Aber die Mauern, denen sie zustrebte, waren niedriger und hoffentlich näher.
    Nun ragten die Tempelsäulen düster vor ihr auf. Als sie an ihnen vorbeistürzte, sah sie einen Trupp Bewaffneter aus dem Tempel des Toyur kommen. Da fluchte sie bei sich, hielt mitten im Lauf inne und ging gesetzten Schritts weiter, ganz als ob sie keine Ahnung hätte, wen die dicht hinter ihr anrückenden Aberaisi und Wächter suchten. Und sie war auch schon fast an der Abteilung vorbei, als einem dieser Priester aufging, was das Geschrei der Verfolger zu bedeuten hatte. Er trat ihr jäh in den Weg. Shanna schlug seinen Speer mit der flachen Klinge zur Seite, rief »Tempelasyl!« und rannte los, so schnell sie konnte. Der Priester stand für einen Moment noch verdutzt da, unschlüssig, in welchem der vielen Tempel sie Zuflucht suchen würde. Aber da stießen die Aberaisi einen Warnruf aus, der ihr sagte, daß sie das Ziel ihrer Flucht erraten hatten. Na ja, wenigstens lief sie nun nicht mehr Gefahr, sie ganz abzuschütteln. Sie mußte nur schneller sein als sie, und hinterm Marktplatz sah sie ja bereits das Rund der Arena sich abzeichnen.
    Die Lungen brannten ihr wie Feuer. Aber sie hatte keine Zeit zu verlieren, denn hinter sich hörte sie bereits das Keuchen ihrer Verfolger. Ein schlecht gezieltes Messer zischte an ihrer Schulter vorbei, und die Leute stoben schreiend auseinander. Vor dem Tempel dunkel hing etwas wie ein niedergegangener Mond. Da tauchten Stufen vor Shanna auf. Sie stolperte, fing sich jedoch wieder und hastete treppauf, verhielt oben und wirbelte herum. Die Verfolger duckten sich, als sie ihr Schwert schwang. Aber es zielte nicht auf sie, sondern fuhr hoch im Bogen empor und schlug gegen Metall. Schmerz schoß durch ihren Arm - nein, ein Ton, der ihr durch Blut und Knochen zitterte.
    »Tötet sie!« riefen Lady Amnisets Leute. »Sie ist eine entlaufene Sklavin!«
    Shanna rang um Atem. Sie fühlte, daß hinter ihr immer mehr Männer die Treppe empor drängten. Vor ihr gleißte noch der angeschlagene Mond, aber der schreckliche Ton erstarb langsam. »Nein …«, schrie sie feierlich, »ich gehöre jetzt Belisama.« Ein Hüne in roter Robe, kahl und mit rasierten Augenbrauen, beugte sich zu ihr herab.  
    »Die Arena verläßt man durchs Siegestor oder durch das Tor des Todes«, polterte er. »Willst du kämpfen?«
    Shanna hatte beim Herumlungern am Marktstand, wo die Männer ihre Wetten abschlossen, ja oft gehört, wie es zu schaffen sei. Lady Amnisets Leute wichen

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