Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
Blick stand. Und für einen Moment herrschte ein stummes Verstehen zwischen ihnen, ein aus dem gemeinsamen Wissen um ein Geheimnis und aus gegen-seitigem Respekt genährtes Verstehen. Aber dann zog Storos eine Augenbraue hoch, drehte sich um und ging ins Schulgebäude hinein.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

VERA NAZARIAN
     
    Variationen über Märchen sind nicht gerade mein Fall. Ich lehne sie in der Regel ab. Aber bei der hier, die mir - wie alle Storys von Vera - merkwürdig, ergreifend und vorzüglich erscheint, mußte ich eine Ausnahme machen. Vera schrieb mir, zur Aktualisierung ihres Lebenslaufes, daß sie nun in einer Computerfirma arbeite und so in der glücklichen Lage sei, alle möglichen Programme testen zu können. Diese Tätigkeit, bei der sie etwa fünfzigerlei Dinge zugleich erledigen müsse, sei genau nach ihrem Geschmack. Sie »arbeite auch fleißig an ihrem Roman über eine Welt ganz ohne Farben« — was für ein seltsames Thema für jemanden, der so farbig schreibt wie sie. Aber das dürfte nun Science-fiction nach Ihrem Geschmack sein! - MZB
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    VERA NAZARIAN
     
    Der Schöne und das Tier
     
    Sie hatte die Gewohnheit, all die Liebenden, die Hand in Hand und Blick in Blick zwischen den Rosenbüschen und dem üppigen Grün der Gärten lustwandelten, zu beobachten, aus den Winkeln ihrer kalten und klaren Augen zu betrachten. Das waren ja ihre Gärten, und sie tat diesen verliebten Eindringlingen hin und wieder, wenn es ihr gefiel, ihre Gegenwart kund - nur zur Erinnerung, damit sie nicht vergäßen, daß dies wunderbare Idyll, dieser Garten Eden, nur ein kleiner Teil ihres Wohnbereichs sei, den sie mit ihnen zu teilen geruhe. Und die Liebenden, deren viele nur aus einer Laune heraus dorthin kamen, rechneten immer damit, hinter der nächsten Biegung des gewundenen Weges oder in der Nische irgendeiner Hecke auf sie zu stoßen - auf diese abstoßend häßliche und düstere Gestalt, die man, wie sie erfahren sollten, die Schwarze Königin nannte.
    Diese üppigen Gärten umgaben ihren Palast wie schimmernde Wimpern ein glitzerndes Auge. Aber die Königin, die Letzte aus einem vor Altehrwürdigkeit schon dekadenten Geschlecht, war aufgrund einer genetischen Laune mißgestaltet und als Monster zur Welt gekommen. Mit dreiundzwanzig Jahren, bei ihrer Krönung, war sie genau zwei Meter groß. Sie hatte einen Buckel und war obendrein mit einem Kopf geschlagen, der so ungeschlacht und übergroß wie ein Felsen war; ihr muskulöser, fleischiger Ho-minidenleib und selbst ihr Gesicht waren völlig mit schwarzen Borsten bewachsen, und als Haar hatte sie eine scheußliche schwarze Mähne, die ihr bis auf die Hüften herabfiel … Ihre Gesichtszüge waren kaum menschenähnlich, waren eigentlich unkenntlich - ja, niemand hatte sich je getraut, sie aus der Nähe zu betrachten. Aber ihre Augen waren strahlend hell und von kalter Intelligenz, waren unsagbar menschlich.
    Auch ihre Stimme war erschreckend menschlich - voll und tief und so weich wie ein Hermelinfell. Es war eine Stimme, die von einer erstaunlichen Bildung zeugte und makellos gewesen wäre - wenn sie nicht ab und an von hohlen Pfeiftönen überdeckt worden wäre, die von ihrer chronischen, angeborenen Lungenkrankheit herrührten.
    Diese junge Frau hatte gleich nach dem Tod ihres Vaters den Thron bestiegen und grundlegende Veränderungen im Land vorgenommen. Ihr Vater war - wenn auch körperlich durchweg menschlich gestaltet - ein finsterer Mann gewesen. Er hatte ein hartes Regiment geführt und das Land in Apathie, Elend und Zerfall versinken lassen. Nach seinem Hinscheiden erwuchs aus der Dekadenz und Apathie plötzlich eine schöpferische Energie. Die Tier-Königin gab dem Reich einen neuen Pulsschlag, regierte es jedoch gleichfalls mit fester Hand. Denn sie war stark, stark wie ein Minotaurus - und das aus reiner Willenskraft … Ja, in ihrem scheußlichen Leib wohnte ein enormer Wille. Die Königin, die als Mädchen trotz ihrer Mißgestalt standesgemäß aufgezogen und erzogen worden war und den Namen »Vinnaea« erhalten hatte (aber hinter ihrem Rücken nannte sie keiner so!), hielt nun in ihrem prunkvollen Palast prächtig hof. Sie kannte und schätzte die Künste und Wissenschaften und förderte jeden, der sich darin hervortat.  
    Und sie liebte auf subtilste Weise das Schöne und die Schönheit.
    Das vor allem war,

Weitere Kostenlose Bücher