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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Feuerfalken-Schamane. Er weiß bereits, daß der Mann gestorben ist, dachte Tanna. Sie versuchte, hinter diese ausdruckslose Miene des Habichtbruders zu blicken, aber es wollte ihr nicht gelingen.
    »Um was zu bekommen?« fragte sie.
    »Etwas, das sie mir nicht stehlen kann. Sie hat es versucht, aber ihre geraubten Waffen prallen an meinen Schutzzaubern ab«, sagte der Mann und wies mit dem Kinn auf das flackernde Licht. »Sie hat Feuervögel.«
    Und als er Kethry daraufhin scharf Atem holen sah, nickte er und fügte hinzu: »Du kennst diese Vögel wohl?«
    »Die Feuervogel-Probe war früher eine der Zulassungsprüfungen zur Oberstufe der Hohen Schulen der Weißen Winde«, erwiderte Kethry. Sie starrte zu dem Funkellicht hin und wünschte sich, sie könnte die Hecken mit ihren Blicken durchdringen. »Aber dafür sind sie inzwischen zu selten geworden. Ich selbst habe nur einmal einen gesehen, und das auch nur von weitem.«
    »Hier sind sie nicht so selten … aber sie sind durch solche wie Keyjon bedroht«, fuhr der Habichtbruder düster fort. »Sie will, daß ich sie zu ihren Hausgeistern mache. Sie will auch mich. Sie wird das eine wie das  andere  nicht eher bekommen … als bis die Hölle zufriert!« Da lachte Kethry erstaunt. »Herrin der Winde«, rief sie, »bitte… gib ihr diese Vögel! Sie braucht nur einmal die Beherrschung zu verlieren, wenn sie einen von denen auf der Schulter hat, und schon …« Aber der junge Mann schüttelte den Kopf. »O nein, Frau! Das weiß sie so gut wie du und ich. Was sie unter >Hausgeist< versteht … nenne ich >Sklave<. Ich würde nie irgendein Lebewesen zu diesem Los verdammen, auch wenn es nicht so offenbar riskant wäre, ihr die Herrschaft über etwas derart Gefährliches zu geben.« Als Kethry daran dachte, was man mit einem gezähmten, gehorsamen Feuervogel alles anstellen könnte, erschauerte sie erneut. Es war wirklich gefährlich! Ihr fiel ein, daß es in jener Geschichte der Zauberkriege, die angeblich die Hexenechse Gervase verfaßt hatte, hieß, diese Feuervögel seien absichtlich als eine Art Waffen oder Kampftiere gezüchtet worden. Ich könnte unter keinen Umständen, dachte sie, und seien sie noch so furchtbar, Tiere zu Waffen machen. Und der Gedanke, eines von ihnen so in Panik zu setzen, daß es wie eine lebende Fackel durch ein Dorf flöge und mit seinen Flammen die Strohdächer und das Heu in den Scheunen in Brand steckte, war ihr unerträglich. »Keyjon ist das Kind magiebegabter Eltern, die ihr all das gaben, was sie verlangte«, fuhr der Habichtbruder fort. »Aber sie wollte immer mehr, und ihr Ehrgeiz war weit größer als ihr bescheidenes Talent. Eines Tages entdeckte sie ihre wirkliche und ihre einzige Begabung: die Zauber und Kraft anderer zu stehlen und mit fremder Macht deren Zauber ins Werk zu setzen, ohne selbst etwas dafür zu bezahlen. So bereicherte sie sich auf Kosten anderer und strebte nach immer mehr Macht, je mehr sie davon schon besaß. « Kethry stand langsam auf, um die trüben Gedanken zu verscheuchen, ging die paar Schritte bis zu den Gitterstäben und schätzte dabei im Geiste die Distanz zwischen dem Gitter und ihrem Schwert Gram. Und als sie sich genau ansah, wie es aufgehängt war, kam ihr ein neuer Gedanke. Ich bin Zaubermeisterin und verfüge also praktisch über unbegrenzte Macht. Ob ich so werden könnte wie sie?
    Jetzt trat der Habichtbruder, den Blick fest auf das Flackerlicht jenseits der Hecke gerichtet, leise neben sie und sprach: »Nicht Macht und Reichtum verderben den Menschen, sondern die Gier nach Macht und Reichtum. Wenn diese Gier einen alle Rücksicht auf die Bedürfnisse und Nöte anderer vergessen läßt, wird die Verderbtheit zum wahren Übel. Schon allein deine Befürchtung, du könntest wie Keyjon werden, zeigt, wie unwahrscheinlich dies bei dir ist. Sie hatte immer nur das im Sinn, was sie haben wollte.«
    »Gut gesprochen«, mischte sich nun Tarma mit grimmiger Miene ein. »Ich bin Tarma shena Tale’sedrin, und das dort ist Kethry, meine She’enedra.«
    »Sturmflügel k’Sheyna«;, erwiderte er und lächelte selbstironisch.  
    »Ein Spitzname, den ich mir zulegte, als ich noch jung und völlig von mir eingenommen war … und der mir nun so anhaftet, daß ich ihn nicht mehr abzulegen wage.«
    Tarma verzog darauf keine Miene und fragte kühl: »Worauf gründet deine Beziehung zu dieser Frau?«
    »Ach, auf einem Rest jener Torheit, dank derer ich mich nach der mächtigen Gewitterwolke benannte …«,

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