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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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den beiden helfen. »Laßt die Kinder laufen! «
      »Aber natürlich, hohe Frau«, brüllten sie und lachten schallend. Ich hob die Hand, nur leicht aus dem Handgelenk, und schon ließen sie die beiden zu Boden gleiten und sprachen zueinander: »Kinder, wer braucht denn Kinder? Wir werden unserem Lord lieber eine Frau bringen!« So als ob es ihre Idee gewesen sei, sie freizulassen ...
      Die verängstigten Kinder drängten sich an mich, und ich flüsterte ihnen zu: »Lauft nach Hause! Habt keine Angst ... Vielleicht komme ich später nach, um bei euch Schutz zu suchen!« Das Mädchen machte, ein wenig unbeholfen, einen Knicks und sagte: »Wir erwarten dich, hohe Frau. Und sei vorsichtig.« Ich entließ sie mit einem Nicken.
      Einer der Soldaten warf mir seinen Umhang zu, weil nun ein kühler herbstlicher Nieselregen einsetzte. Ich gab ihm den Gedanken ein, mich vor sich aufs Pferd zu nehmen und mich so, in seinen Umhang gehüllt, als ein besonderes Geschenk für Lord Madawc mitzuführen. Er war ihr Hauptmann ... und der einzige hier, über den ich Macht erlangen mußte. Ich hatte Glück gehabt: Keiner der Männer war ein Zauberer. Es wäre nicht so glatt abgegangen, wenn ich gegen Magie hätte ankämpfen müssen. Bis zur Burg waren es etliche Meilen Wegs, und als wir anlangten, war der Hauptmann fest überzeugt, all das sei seine Idee gewesen. Es hatte zu meinem Schutz keiner Magie bedurft. Das Burgtor wurde von lodernden Fackeln erhellt. Außer uns waren viele andere Gruppen eingetroffen. Viele hatten Kinder gebracht, Mädchen wie Jungen. 
      Ein furchtbar junges Bürschchen von vielleicht sechs Jahren war darunter. Der Kleine klammerte sich schluchzend an den Soldaten, der ihn angeschleppt hatte. Der Mann schien sich in seiner Schergenrolle unwohl zu fühlen. Deshalb prägte ich mir sein Gesicht ein ... aber wenn ich wirklich Hilfe brauchte, wäre es wahrscheinlich schon zu spät. Zu spät ... bedeutete: Tod. Ich holte tief Atem, um mich zu beruhigen. Wenn ich durchdrehte, wäre ich verloren. Es mußte mir einfach gelingen, Madawc zu töten. Und wenn ich dabei selbst zu Tode käme! Man führte uns in den Rittersaal, in dem ein wildes Fest im Gang war. Ich hörte einen der Soldaten murren: 
      »Schweine sind das. Der eine wie der andere.«
      Der Hauptmann flüsterte ihm zu: »Laß das nicht Madawc hören!
      Er ist imstande, dich bei lebendigem Leibe häuten zu lassen, nur so zum Spaß!«
      Aber ein anderer Gemeiner knurrte: »Wenn meine Zeit um ist, kehre ich diesem Sumpf den Rücken.« Und viele seiner Kameraden nickten beifällig.
      Madawc hatte sich in den fünf Jahren - seit mein Vater ihm nicht mehr Einhalt gebieten konnte - wohl nicht sehr beliebt gemacht.
      In der Halle roch es nach vergossenem Wein, Erbrochenem und Sex. 
      Betrunkene, Männer wie Frauen, grölten wüste Zoten. Und in Seide gewandete Damen standen Schlange vor einem in der Mitte des Raums angeketteten, vielleicht fünfzehnjährigen Jungen, um an ihm ihre Gelüste zu befriedigen.
      Ich wandte mich schaudernd ab, und der Hauptmann stieß mich rüde weiter. Die Angst lag mir wie ein Stein im Bauch; ich fühlte mich zum erstenmal nackt unter meinem Umhang ... Sicher, ich gebot über Zauberkräfte, aber das tat auch Madawc - und er hatte mich schon einmal besiegt.
      Da trat ein alter Mann vor, um den kleinen Jungen in Empfang zu nehmen. Der Söldner schien selbst den Tränen nahe, als er ihn von sich losriß. Der adlige Greis schenkte dem Jungen Zuckerwerk und umarmte ihn sanft, um sein Zutrauen zu gewinnen. Nun erkannte ich den Alten. Es war Lord Trahern. Ein Päderast, den mein Vater ob seiner Neigungen des Hofes verwiesen hatte. Der Hauptmann führte mich am Arm durch die Menge. Hier und da zog jemand an meinem Umhang und schrie: »Eine Schönheit! Hast du sie schon mal ausprobiert, ehe du sie herbrachtest?« Aber er kümmerte sich nicht darum und hielt erst vor Madawc, der an der großen Tafel thronte. Madawc war um die Leibesmitte dik-ker geworden, ansonsten aber ganz der alte. Sein Haar war so schwarz wie das jedes Bauern hier, aber seine Augen hatten das harte Blau der Herbsthimmel. Heißer Zorn durchzuckte mich vom Kopf bis zum Zeh. Haß. Erinnerungen. Die Hilferufe meiner Mutter. Ihr Schrei:  
      »Lauf, Alatir, lauf!« Aber wo hätte ich hinlaufen sollen? Nein, ich bedurfte keines Zwangzaubers, um auf seinen Tod zu sinnen.
      Der Hauptmann ließ sich auf ein Knie nieder und zog auch mich zu

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