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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Boden. Ich wartete kniend und das Gesicht Madawcs Blick entzogen. Würde er mich wiedererkennen? Ich hatte Angst und suchte nicht, sie zu verbergen. Ich war eine Beute wie jede andere, ein Stück Fleisch. Da durfte ich doch wohl Angst zeigen! Endlich geruhte Madawc zu sprechen. »Ja, was ist?« fragte er. »Ein besonderer Leckerbissen für dich, gnädiger Herr«, erwiderte der Hauptmann und zog mir den Kopf ins Genick, um dem Lord mein Gesicht zu zeigen.
      »Ah! Blaue Augen!« versetzte Madawc. »Du hast wohl wieder einen meiner eigenen Bastarde für mich aufgespürt?« »Ich glaube, ja, mein Herr.«
      Der Lord lächelte, beugte sich vor und zeichnete mit den Fingern meine Gesichtszüge nach. »Hübsch. Gut gemacht, Hauptmann. Ich bin entzückt«, lobte er und hielt ihm einen Goldring mit einem großen Rubin hin. Der Hauptmann verbeugte sich, nahm seine Belohnung und empfahl sich. Ich blieb kniend zurück. Nun riß Madawc mir den Umhang vom Leib und warf ihn zu Boden. Ich beugte mich vor und verbarg mich hinter der Flut meiner schwarzen Haare. Angst schnürte mir die Kehle zu. Madawc lachte schallend. 
      »Nackt, alle Reize entblößt ... ganz, wie ich meine Frauen liebe. Und verschämt, auch das liebe ich an ihnen«, sagte er und faßte nach meiner Brust. Ich zuckte zurück. Ich würde es nie zulassen, daß er mich berührte. Eher brächte ich mich selbst um. Aber nein, sein Zwangzauber würde das verhindern. Ich mußte versuchen, ihn zu töten. Aber ich konnte doch hier und jetzt keinen Todeszauber weben. Madawc war nicht betrunken; er würde mich stören, ehe ich den Zauber vollendet hätte. Ich konnte ihn nur verletzen, nicht töten. Ich brauchte Abstand von ihm, ich brauchte Zeit.
      Da fiel mir ein, was ich tun mußte. Ich hatte zu lange nicht mit Adligen zu tun gehabt und daher wohl vergessen, wie töricht auch noch die Besten unter ihnen sein konnten.
      Sogar Madawc, so verderbt er auch war, würde eine Forderung zum Duell nicht zurückweisen, vor allem nicht die einer Frau, die er schon einmal besiegt hatte.
      Ich nahm den Umhang, legte ihn mir um die Schultern und sprach: 
      »Ich bin Alatir Bannbrecherin, wie du mich nanntest. Die Tochter von Garrand und Allsun.« Damit erhob ich mich, in tiefstes Blau gehüllt und von meiner langen schwarzen Mähne umflutet. Ich war Elfenbeinhaut und Saphiraugen und fühlte in mir die Zauberkraft der aus gerechtem Zorn und jahrelanger Magieabstinenz geborenen Wahrforderung. Meine Furcht war wie weggezaubert.
      Madawc stand so brüsk auf, daß sein Sessel nach hinten umkippte und dröhnend über die Marmorfliesen schlidderte. »Was ist das denn für ein Trick?« brüllte er.
      »Das ist aber kein Trick, Madawc von Roaghnailt. Ich bin Alatir Bannbrecherin, und ich fordere dich zum Zweikampf heraus.« Wäre Madawc mit dem Schwert ebenso vertraut gewesen wie mit der Magie, hätte ich mich gehütet, ihn zum Duell zu fordern, da ich mit solcher Waffe nicht umzugehen verstand. Aber zum Glück galt das ebenso für ihn. Er glaubte nämlich, daß Magie immer genüge. Und das würden wir ja sehen ...
      Schweigen breitete sich in der Menge aus. Alle Blicke richteten sich auf den Lord. Er konnte mich nicht abweisen. Denn hätte er das getan, hätte er selbst in den Augen dieses in Seide gehüllten Packs seine Ehre verloren. Ein Lord ohne Ehre aber wird nicht an des Königs Hof geladen. Ein Lord ohne Ehre wird zur Zielscheibe des Spotts boshafter Dichter und Sänger.
      Ich erinnerte mich, was es hieß, ein Mensch und ein Aristokrat aus Meltaanien zu sein.
      »Natürlich nehme ich die Herausforderung an. Aber du kannst nicht Garrands Tochter Alatir sein. Die habe ich mit einem Bann belegt, aufgrund dessen sie mich schon vor Jahren hätte töten müssen.«
      »Das weiß ich wohl. Überzeuge dich doch selbst und prüfe, ob ich ihm noch unterliege.«
      Schon spürte ich einen Hauch von einem Zauber, so leicht wie der Luftwirbel eines Schmetterlingsflügels. Und der Lord sprach: »Auf dir liegt wirklich mein Bann! Aber wie konntest du dich ihm nur entziehen?«
      «Durch Verwandlung, Madawc. Diesen Zauber beherrschte ich schon als Kind am besten, und die Tiergestalt feit gegen den Bann.«
      »Was führte dich hierher zurück?«
      »Du hast mich gerufen. Ich bin, könnte man sagen, was du aus mir gemacht hast... eine, die dich haßt und dich töten muß, und wenn es sie das Leben kosten sollte! Ich muß dich wegen deines Zaubers tot vor mir

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