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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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durchbohrte mein Schwert einen der beiden aus eigener und mit solcher Kraft, daß es ihn hochhob und an den Türrahmen nagelte, wo er nun, zwei Fuß über der Erde, hilflos zappelte ... Das war ja nicht schlecht, daß mir einer der zwei Wünsche erfüllt worden war - aber die Erfüllung meines anderen Wunsches wäre mir noch lieber gewesen.
      Nun fiel ein Ballen alten Heus vom Heuboden herunter und streckte den anderen Ziegenbastard der Länge lang zu Boden. Ich erwischte den Kerl mit einem Hechtsprung und rammte ihm mein Messer unterm Kinn in den Kopf.
      Der an der Leiste Verletzte hielt sich, obschon schwankend, noch auf den Beinen und streckte mir sein Schwert entgegen. Da krachte ihm ein altes Faß, dem schon die Hälfte seiner Dauben fehlte, auf den Kopf, daß er vor mir zu Boden ging. Ich schnitt ihm die Kehle durch und sprang wieder auf die Beine - gerade zur rechten Zeit, um die nächsten vier in Empfang zu nehmen, die nun durch die Tür gestürmt kamen.
      Mein Schwert schlug den vorderen beiden die Köpfe ab und schwebte dann - leuchtend, bebend und über und über von Blut triefend - in der Luft.
      Die anderen zwei rissen Mund und Augen auf, schrien entsetzt und stürzten wieder zum Tor hinaus.
      Und schon ertönten draußen Schwertergeklirr und die so vertrauten Kampfrufe von Lerrig, Odoc, Hanthor und wohl der halben Garde.
      Da drehte ich mich zu Yareth um. »Beim schwanzlosen Gott! Hoheit, warst du das oder war ich das?« »Ich ... ich weiß es nicht. Vermutlich wir beide!« Nun, das war jetzt auch gleichgültig. Denn Odoc hatte mir, sowie sein Vater vor ihm, ja immer eingehämmert: »Setze jede Waffe ein, die du hast!« Wenn ich ein Zaubertalent besaß, dann mußte ich es, zum Dämon noch mal, auch nutzen! Also ergriff ich mein immer noch leuchtendes Schwert und stürzte zum Scheunentor hinaus.
      Aber ich kam zu spät! Odoc hatte wie immer ganze Arbeit geleistet - und mir nicht einen Cybothi übriggelassen! Dann mußte ich daran denken, wessen Körper ich trug ... Schon fielen ihre Blicke auf mich.
      Ich glaube nicht, daß sie mich erkannten, in diesem Moment, meine ich. Aber ich wich in die Scheune zurück und lief zu Yareth hin. »Bei den gefrorenen Dämonen! Was soll ich jetzt tun?« »Fluche nicht!« flüsterte sie. »Eine Prinzessin darf solche Worte nicht in den Mund nehmen.«
      Da stürmte König Lerrig, mit Odoc zu seiner Linken und Hanthor zu seiner Rechten, in die Scheune herein. Aber plötzlich blieben die drei wie vom Blitz getroffen stehen und starrten mich an, denn ich trug außer Yareths zerfetzter Strumpfhose nur Blut am Leib.
      Da dankte ich meiner Muttergöttin, daß keiner von ihnen Yareth in den letzten acht Jahren gesehen hatte. Ich konnte also - beinahe - alles sagen, was ich wollte. Jetzt hob ich mein Messer und mein noch immer leuchtendes, ganz schwereloses Schwert und reckte mich zu Yareths voller Länge, hielt mich aufrecht wie eine Tänzerin.
      Dann sagte ich ganz gelassen - hoffend, daß meine Stimme wie die ihre klänge: »Mein Herr und Vater, ich habe das Blut eurer Feinde geschmeckt und es köstlich gefunden.« Da war es heraus.
      Sollte Lerrig sich doch selbst einen Reim darauf machen!  
      »Shaigiss!« brüllte er. »Wo ist meine Tochter?« Zum Höllenpfuhl!  
      Yareth mußte nun ich sein, aber mich kannten sie ja alle bestens.
      »Deine Tochter steht vor dir, Herr«, erwiderte sie. »Sie hat sich als deine Dienerin ehrenhaft mit Blut bedeckt. Nun bringe ich sie dir wohlauf und jungfräulich, wie du es mir befohlen hast ...« Sie hatte meine Stimme und sprach in meinem Tonfall und Rhythmus, nur etwas schwächlich und müde.
      »Durch Zauberei mit Blut bedeckt?« fragte Lerrig und musterte das Schwert, kam aber keinen Schritt näher. »Sie hat den ersten getötet, eh die Berggeister, die sie behüten, ihr zu Hilfe kamen«, versetzte Yareth eine Spur zu wohlerzogen. Da wurde es ganz still in der alten Scheune. Nur das Rauschen des Winds in den Bäumen und das Glucksen des vom Dach rinnenden Schmelzwassers waren noch zu hören.
      Schließlich räusperte Lerrig sich und sagte: »Tochter, ich hatte dir doch befohlen, der Zauberei abzuschwören!« »Wäre es dir lieber, wenn wir beide nun tot wären?« Aber es klang so sehr nach mir, daß ich es rasch anders versuchte: »Vater, ich kann aufs Zaubern so wenig verzichten wie aufs Atmen. Hat dir die Schwester Oberin das denn nicht gesagt?« Ich wußte nicht, ob die Oberin das

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