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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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das täte, wäre ich längst nicht mehr am Leben. Aber jetzt war ich zum erstenmal kurz davor durchzudrehen.
      Ich lag einfach da, spürte sie neben mir, versuchte zu atmen und sagte mir, daß sie ja bald aufwachen und mich dann in meinen Leib zaubern würde. Ja, sie hatte gesagt, daß sie schlafen würde, bis sie sich von den Strapazen ihrer Zaubereien erholt hätte - solche Taten haben eben ihren Preis. Ich mußte also nur warten, bis sie aufwachte ...
      Aber daran glaubte ich selbst nicht.
      Wie gesagt, ich verabscheue die Zauberei.
      Und dann fiel mir etwas ein, was Yareth auch gesagt hatte ... daß unsere Pferde nach dem Abflauen des Sturms kämen, so daß wir dann zu essen hätten. Durch Zauber herbeschworen, natürlich. Wie denn sonst? Götter und Dämonen!
      Glaubte sie etwa, daß die Cybothi so feines Pferdefleisch einfach abziehen ließen? Daß also unsere prächtigen Kertigans ohne diese Banditen als Reiter hier einträfen?
      Nun ja, wahrscheinlich glaubte sie das tatsächlich.
      Ich stieß die Decke weg und sah an mir hinunter. An mir, an ihr?
      Beim Höllenpfuhl und Dämonenfeuer! Wessen ist mein Leib, wenn ich nicht in ihm stecke?
      Sie schlief tief und ruhig. Meine gepanzerte Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Beim syphilitischen Dämonenschwanz, was bin ich doch häßlich . .. Ich hatte ja nicht gewußt, daß mir die Spiegel so schmeicheln! Ein Gesicht so eckig wie ein Pflasterstein, mit zwei Augen ganz unterschiedlicher Farbe und Größe, mit einer Nase, die mir die Vanesti eingeschlagen haben, und dem langen weißen Schmiß auf der linken Wange, den ich einem Cybothi verdanke.  
      Mein großer Mund ist das einzige einigermaßen Weibliche daran.
      Für eine Kriegerin ist es ein gutes Gesicht. Es jagt den Feinden eine Höllenangst ein.
      Nun gut, laß sie schlafen. Mein Körper muß ausheilen, und sie muß sich von der Zauberei ausruhen. Ich bewegte behutsam ein Bein und dann das andere. Seltsam, so klein und leicht zu sein; als ob ich wieder acht Jahre alt wäre. Aber warum fiel mir denn das Atmen so schwer?
      Das Korsett. Beim Dämon, dieses zweimal verfluchte Korsett! Wozu braucht ein so zarter Körper wie dieser ein Korsett? Kein Wunder, daß ich mir so eingeengt vorkam! Kein Wunder, daß ich nicht mehr anständig atmen konnte! Ich faßte nach hinten, um die Schnürung zu öffnen - aber natürlich saß der Knoten nicht unten, wo er doch hingehört, sondern ganz oben! Und als ich ihn zu lösen versuchte, zog ich ihn wohl nur noch fester zu. Ich war nicht nur in ihrem Körper, sondern auch in ihrem Korsett gefangen! Und mir war kalt.
      Ich nahm mir ihr Hemd, ließ es aber wieder fallen. Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Frauenkleidung getragen. Aber Yareth war doch warm gewesen in diesen Sachen. Plötzlich war mir warm. Wie hatte ich das nur fertiggebracht? Ja, ich hatte die Hände bewegt. Aber kein Wort gesagt. Mir bloß gewünscht, daß mir warm würde, und dabei etwas mit meinen Händen gemacht.
      Ob Yareths Muskeln sich oft geübter Zaubergesten erinnerten ... wie die meinen der Schwertführung und ihrer Bewegungen? So etwas mußte es wohl sein.
      Ich dachte keine Sekunde daran, daß ein Teil von mir das Zaubern dem Tragen von Frauenkleidern vorzog - aber so war es. Noch nie hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, was mir verhaßter sei.
      Nun, da mir warm war, wandte ich mich der kalten Wirklichkeit zu. Sobald der Sturm sich gelegt hätte - und er hatte sich so gut wie gelegt -, kämen unsere Pferde, und auf ihnen die Cybothi. In meinem Leib könnte ich nicht kämpfen, und in ihrem könnte ich nicht lange standhalten.
      Aber ich hatte den Tod noch nie gefürchtet. Kriegerinnen kämpfen, Kriegerinnen sterben. So würde ich also in Yareths Leib gezwängt sterben. Na und? Tod ist Tod.
      Mit Yareths Tafelmesser, das ich in ihrem Reisesack fand, schnitt ich die Schnüre an meinem Korsett durch. In diese Scheußlichkeit gepreßt, wollte ich nicht sterben! Ich warf das Ding auf Yareths Kleiderhaufen. Mir war weiterhin so, als ob ich aus ihrem Körper quelle.
      Dann ging ich mein Schwert holen. Es lag noch genau da, wo es mir entglitten war, als Yareth mich hingelegt hatte. Ich hob es auf.
      Besser gesagt: Ich versuchte es. Yareths Leib war stark für seine Größe, vom Tanzen durchtrainiert - aber doch nicht kräftig genug, meine Klinge zu führen.
      Behendigkeit und das Überraschungsmoment würden es mir vielleicht

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