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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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bewußt, die diesem Plan entgegenstanden. Ich war nicht mehr jener Victor II. Ich hatte hinzugelernt, etwas erlebt – andererseits mindestens elf Jahre Entwicklung auf der Erde versäumt.
»Sollte das so einfach sein? Den Erkenntnisprozeß, den ich durchmachen mußte, kennt Victor I nicht. Wäre er in der Lage, ihn durchzustehen? Wenn nicht – welche Schäden können dabei entstehen?«
Der Pilot zuckte mit den Schultern. »Ich bin Astronaut, weder Mediziner noch Psychologe. Im Institut hat man mir die Lage beschrieben. Ich erhielt den Auftrag hierherzufliegen, um Sie abzuholen. Nicht mehr und nicht weniger. Anfangs habe ich wohl etwas von oben herab geredet. Es tut mir leid. Ich hatte nicht bedacht, welche Schwierigkeiten Sie überwinden mußten. Wir kennen so etwas ja nicht mehr…«
20
     
Ishimatsu schwieg. Reglos und dennoch ungeduldig wartete er an der Tür seines Apparates.
    Unwillkürlich schaute ich ein letztes Mal über die Hochfläche. Sie lag so gleichgültig da wie zuvor. Hundert Meter entfernt stand meine mobile Einheit – nunmehr Schrott, obgleich alles noch funktionierte. Weit über mir kreiste die CONQUISTADORE und wartete auf einen Befehl, den niemand mehr erteilen würde.
    Ich nahm Abschied von einer lebensfeindlichen Welt. Sie hatte mich viel gelehrt. Ich war ein anderer geworden.
»Eines ist richtig«, sagte ich so leise, daß der Pilot es nicht hören konnte, »die Idee vom Lichtspruch war ein blindes Gleis. Aber es gibt ja andere Linien, beispielsweise den Raumsprung. Ob der wohl auch…«
Was hatte Jean seinerzeit zu Victor I gesagt, als alle auf den Ruf der Basisschiffe warteten? Das Unmögliche fordert am meisten heraus!
»Kommen Sie, Victor!«
     
»Ich komme wieder!« murmelte ich. »Und ich werde die
    Fremden finden. Mit dem Raumsprung wird es möglich sein!« Entschlossen drehte ich mich um und trat zur Leiter. Ishi
matsu bedeutete mir stumm, ich möge als erster hinaufsteigen.
Auf halbem Wege schoß mir plötzlich ein bohrender Gedanke
durch den Kopf.
»Sagen Sie, aber bitte ehrlich: Wenn Victor I nicht verunglückt wäre – hätte man sich auch dann für mich interessiert?« Der Pilot antwortete nicht.
Ich stieg in die weiße Rakete. In wenigen Augenblicken
würde ich zu Hause sein.

Dmitri Bilenkin
In allen Universen
    Rechts war der Abhang blendendweiß, links von undurchdringlicher Schwärze. Sie fuhren auf dem Grunde der Schlucht unmittelbar an der Grenze von Licht und Dunkelheit, Hitze und Kälte, jedoch empfanden sie die Unterschiede zwischen den Extremen nicht. Das Licht war grausam reglos, so auch die Dunkelheit; hier wie dort kahles Gestein; der gleichförmig düstere Himmel schwankte über dem Fahrzeug, den Windungen der Schlucht folgend. Sogar die Steine klapperten unter den Raupenketten nicht so wie auf der Erde, sondern stärker, härter. Der Schall wurde vom Metall geleitet und nur vom Metall; das Vakuum entzog ihm die gewohnten Obertöne.
    Die Menschen waren in Skaphander gehüllt, und die Skaphander umgab eine weitere Hülle, das Gehäuse des Geländewagens. Bereits fünf Stunden im Skaphander, in dem die Luft eine andere ist, gefiltert, chemisch, unangenehm fade. Und draußen Finsternis und Flamme, erstarrtes Feuer lebloser Materie. Nicht eine einzige irdische Farbe!
    Der Kopf im Helm schien schon fremd. Der Körper ermüdete von der Unbeweglichkeit mancher Muskeln und vom dumpfen Kampf der übrigen gegen das Rütteln. Alles – Gedanken, Gefühle, der Körper – lechzte nach Erholung vom Mond, nach dem Anblick eines einzigen grünen Grashalms. Davon konnte man aber nur träumen.
    »Jetzt ist es schon ganz nah«, sagte Preobrashenski und leckte sich die Lippen. Er saß hinter dem Steuer, unerschütterlich wie ein Felsen, und selbst der Skaphander auf seinen Schultern war nicht abgerundet, sondern eckig.
»Ganz nah…«, wiederholte Kramer für sich.
    Nah war es allerdings schon vor einer Stunde gewesen. Sie wollten einfach, daß es nah wäre. Und so fuhren sie denn auf dem kürzesten Wege, als Geologen konnten sie schließlich ihre Route selbst wählen.
    Bei dem Wort »nah« lebte Romanow auf, und mit begeisterter Stimme begann er, über die petrographische Zusammensetzung des zu beiden Seiten blinkenden Gesteins zu reden. Er sprach nicht deshalb darüber, weil irgend etwas Neues seinen Verstand erregte, und auch nicht, um den anderen die Zeit vertreiben zu helfen. Wie jeder Neuling fürchtete er, nicht genügend Begeisterung zu bekunden, fürchtete, daß man ihn

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