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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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der Gleichgültigkeit gegenüber der Mondgeologie verdächtigen könnte. Sie waren alle Enthusiasten, nur pflegten sie sich nicht laut darüber zu äußern, wie es nicht üblich ist, laut über die Liebe zu sprechen; hingegen war es Brauch, den Mond zu schmähen, und in solchen Augenblicken wie jetzt haßten sie ihn aufrichtig. Aber Romanow kam das gar nicht in den Sinn.
    »Halt endlich den Mund!« entfuhr es Preobrashenski. Romanow stockte.
»Ja«, sagte Kramer und versuchte die peinliche Situation zu
überbrücken. »Das ist nicht so einfach mit dem Mond.«
    Er schwieg. Nirgends sonst empfanden sie die Ohnmacht des Wortes wie hier. Die einfachsten Wörter erhielten einen anderen emotionalen Inhalt als auf der Erde.
    Die Dunkelheit auf dem Mond war nicht jene, nach der die Menschheit einst diesen Begriff geprägt hatte. Ebensowenig das Licht und vieles andere. Deshalb sprachen sie nicht gern über den Mond. Ihre Mondbeschreibungen blieben Lüge, wie sorgfältig auch immer sie die Worte wählten. Richtig verstehen konnte sie nur jemand, der selbst auf dem Mond gewesen war. Aber ihm brauchte man es nicht zu erzählen.
    Kramer beschränkte sich darauf, Romanow auf die Schulter zu klopfen. Jener lächelte verwirrt und dankbar hinter seinem durchsichtigen Helm.
    Liebten sie wirklich den Mond? Ja, auf der Erde konnten sie ohne ihn nicht leben. Haßten sie ihn? Ja, wenn sie ihm allein gegenüberstanden.
    Die Schlucht wand sich bergab, und plötzlich, als sie den nächsten Vorsprung umfuhren, sahen sie es.
Wie aus einem Munde schrien sie auf.
Der Geländewagen blieb mit einem Ruck stehen.
Alles war hier wie in anderen Talkesseln: flammendrote Lichtkeile am Abhang, von Dunkelheit zerrissen, unwegsames Steingeröll und jene lautlose Mondwelt, die man wahnsinnig gern mit einem Schrei durchbrechen möchte.
Doch etwas war hier anders – der Felsen. Wie eine Tarnkappe bedeckte ihn der Schatten, und trotzdem schimmerte in ihm eine Öffnung. Sie strahlte von innen her: So leuchtet in stockfinsterer Nacht das Fenster eines Hauses.
Schweigend krochen alle drei aus dem Fahrzeug. Mit jedem Schritt wurde das Unwahrscheinliche immer unwahrscheinlicher. Schließlich befanden sie sich vor dem Eingang, und alle drängte es, sich die Augen zu reiben.
    Es gab keine Schwelle. Die eckigen Mondsteine wurden mit einemmal, ohne jeden Übergang, von abgeschliffenen Kieselsteinen abgelöst. Und wo die Kiesel lagen, begann eine andere Welt. In ihr gab es einen Himmel, ein Gespinst von Federwolken, einen See inmitten von Felsen und einen Wald.
    Die Sonne ließ sich hinter den Wolken erraten, eine bernsteinfarbene Sonne am gelben Himmel. Ihre diffusen Strahlen trugen Ruhe und Frieden in sich. Strohgelber Widerschein lag auf dem Wasser, richtigem Wasser, das zärtlich zum Bade in Wärme und Stille rief.
    Zwischen dem See und den Bäumen, deren lange orangefarbene Blätter direkt aus den Stämmen wuchsen, zog sich ein kleiner Streifen feinen, seidigen Sandes hin, ein Sand, den man unaufhörlich von einer Hand in die andere rinnen lassen möchte. Hinter dem Wald sprangen Felsen vor, nachdenklich wie uralte Philosophen.
    Aber in diesem See, diesem Himmel, in diesen Felsen war etwas Größeres als nur weiser Friede. In ihnen war jene Schönheit, die Ruhe verströmt und den Blick weitet. Eine Berührung mit ihr spülte die Schlacken weg, alles Schmutzige, alle Müdigkeit.
    Sie fühlten sich wie in einem durchsichtigen Strom, alle drei. Sie waren dort, am bernsteinfarbenen Ufer, führten ein bedächtiges Gespräch mit den Felsen, dort nickten ihnen die Blätter der Bäume zu, dort ließen sie feinen Sand durch die Finger rinnen, dort waren sie glücklich.
Sie standen da und vergaßen die Zeit.
    Kramer verspürte nicht einmal den Wunsch, jene Welt zu betreten – so stark war der Zauber.
»Dort sind die Außerirdischen!« Die heisere Stimme Preobrashenskis weckte ihn. »Ihr Stützpunkt!«
Der Zauber fiel von ihnen ab. Kramer sah, wie Preobrashenski ungestüm vorwärts schritt, um an das Ufer des Sees zu treten, und wie die Leere plötzlich seinen Schritt zurückwarf.
Preobrashenski schwankte und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren.
Schnell näherte sich Romanow und tastete geschäftig den Raum vor sich ab. Nichts, schien es, schützte den Eingang, und trotzdem stießen die Hände gegen eine unsichtbare Wand.
Die ersehnte Welt der Fremden war unerreichbar.
So mußte es auch sein nach den Gesetzen der Logik, sie verstanden das und unterdrückten ihre

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