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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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legte die Arme um die Knie, um in sicherer Balance nachdenken zu können. War das ein Mensch gewesen?
Der Tod hatte den Unbekannten in schutzsuchend zusammengekauerter Haltung ereilt. Sicher nicht aus Gründen der Pietät hatten irdische Forscher seine Gebeine unangetastet gelassen. Sie hatten im hellen Licht ihrer Scheinwerfer den Toten katalogisiert und waren ihrer Wege gegangen. Er war der hundertste oder der fünftausendste. Die Räume rechts und links seines Grabes waren leer gewesen. Also war sein Tod ihnen bedeutungslos erschienen.
Wer warst du? dachte Redcroft. Welche unglücklichen Umstände ließen dich gerade hier verenden? Suchtest du die Einsamkeit? Welche Riten begleiteten euer Sterben, welche euer Leben? Seid ihr uns sehr fremd? Er versuchte sich vorzustellen, wie der Tote zu Lebzeiten ausgesehen haben mochte, doch die Zahnreihen wollten sich nicht mit Lippen bedecken, die leeren Augenhöhlen keine Blicke in sich bergen. Er löschte das Licht und wartete. Die erhoffte Vision blieb aus.
An der Stelle, wo der Fußboden die Wand erreichte, etwa in der Höhe der rechten Hand des Toten, leuchtete etwas, ein schwacher, grünlich phosphoreszierender Lichtschein. Im Strahl seiner Lampe sah er ein rechteckiges Plättchen, dessen eines Ende sich griffartig verdickte. Schwer und kostbar lag das Kristallding in seiner Hand. Es funkelte rein, ohne einen Fleck von Blindheit. Mattgrün brach es das einfallende Licht. Ton in Ton mit der Farbe des Bodens war es ihm nicht früher aufgefallen. Wie war es hierhergelangt? Nichts weiter hatte der Tote hinterlassen. Kleidung, Haare, Fleisch waren längst vermodert. Wozu diente ihm dieser Gegenstand? Ein Schmuck? Was wollte er in einem Gang, der nicht weiterführte?
Er trat näher an die Frontwand heran. Zusammen mit seinen Händen fuhr der Strahl des Scheinwerfers tastend darüber hin. Links, im mittleren Drittel etwa, spürte er unter seinem Zeigefinger einen schmalen Spalt. Zu sehen war er kaum. Er wußte augenblicklich, daß der Kristall da hineinpaßte. Ohne Widerstand glitt er in die Öffnung. Die Wand bewegte sich. Knirschend und stoßend rückte sie seitlich zurück und kam schließlich mit einem harten Laut zur Ruhe. Zu drei Vierteln war die Passage des Ganges frei.
Der erste Raum enthielt nichts. Doch im nächsten überraschte ihn wohnliche Gediegenheit. Die Maße des Mobiliars entsprachen durchaus irdischen Dimensionen. Beine, Lehnen, Flächen formten sich aus sachlich bemessenen und doch schwungvollen Linien. In glasverschlossenen Regalen lagerten undefinierbare Gegenstände. Den ganzen kuppelförmigen Raum erhellte schwach, doch ausreichend, ein gelbgetöntes Licht, das von überallher zu strömen schien.
Er wollte den Regalen an der Wand einen Gegenstand entnehmen. Erfolglos suchte er nach einem Öffnungsmechanismus. Den Strahler wollte er nicht verwenden. Ratlos ließ er die Hände sinken. Ein letzter Blick streifte das Unerreichbare. An der Wand neben dem Schrank fiel ihm ein feiner Riß auf. Er folgte ihm mit den Augen und entdeckte eine geometrische Figur. Er brauchte beide Hände und ließ den Strahler zurückgleiten ins Futteral. Die Finger ertasteten ein gestrecktes Halboval. Er klopfte gegen den Stein. Er klang nicht hohl. Mit aller Kraft stemmte er sich dagegen und wäre beinahe gestürzt. Federleicht schwang das Wandsegment zurück. Er glaubte zu träumen. Vor ihm lag ein Schatzgewölbe, ein Dorado vergessener Energie.
Der Raum mochte zehn Meter im Geviert messen. Die Wände waren angefüllt mit Armaturen. Ihre Fülle und Anordnung verwirrte ihn. Nirgends in der ganzen Stadt war ihm eine Anlage von technischem Charakter begegnet.
In der Mitte des Fußbodens befand sich eine flache, blutrote Schale von etwas über einem Meter Durchmesser. Genau darüber, in die Decke eingelassen, befand sich ihr Gegenstück, aus dessen Zentrum allerdings ein goldglänzender Docht ragte, der der unteren Schale fehlte. Einen gewissen Abstand einhaltend, umschritt er die Vorrichtung. An der gegenüberliegenden Wand hob sich eine ovale freie Fläche ab. Darunter fiel eine Reihe kleiner dunkler Würfel auf, die piktogrammartige Zeichen trugen.
Er überwand sein Zögern, indem er in der Erinnerung die Vorstellung seines steten Glückgehabthabens beschwor. Überdies erschien es ihm als. eine zu phantastische Variante, daß er vielleicht mit einem Knopfdruck die Maschinerie zu seiner eigenen Vernichtung in Gang setzen sollte.
Erst drückte er auf eins, dann wahllos auf mehrere

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