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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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Versuchung. Was fing er nun mit dem alten Gemäuer an? Je mehr es sich seinen Blicken entblößte, desto mehr verlor es seinen übersinnlichen Zauber. Waren diese Ruinen nicht Zeugnis eines stillen, grausamen Kampfes, dessen barbarische Verlockung er erfahren mußte. Niemand durfte ihm diese Erfahrung nehmen. Er hatte ein Recht darauf, und wenn sie mit seinem Tod endete.
Seit mehr als einem Jahrtausend verschlang die Suche nach außerirdischen Zivilisationen unmeßbare Kapazitäten menschlicher Potenz. Mit jedem Schritt weiter hinein ins Universum fieberte die Menschheit dem als unausbleiblich erhofften Zusammentreffen entgegen. Jedoch, die »Brüder im All« ließen auf sich warten. Man würde ihn für verrückt erklären oder für einen geltungssüchtigen Lügner. Aber ein paar Menschen mußten doch davon wissen. Der Sekretär. Unwirklich weit weg war die Erde.
Er sah sich um, und fast hätte er einen Schrei ausgestoßen. Das stolze Gefühl, Herr seiner selbst zu sein, gegen alle Widrigkeiten eine Entscheidung herbeigeführt zu haben, dehnte seinen Körper. Zum ersten Mal in seinem Leben spürte er, was es hieß, nur und ausschließlich im eigenen Namen, in eigener Verantwortung zu handeln. In eigener Sache fällte er einen Urteilsspruch: nicht schuldig.
Wie nach lebenslanger Blindheit nahm er die Bilder der Stadt in sich auf. Der Glaube an die eigene Kraft und Fähigkeit verlieh seinen Schritten fröhliche Elastizität. Dieses Gefühl würde er zeit seines Lebens nicht mehr missen wollen. Kein Erfolg in seiner Vergangenheit hatte solchen Zustand von hellsichtiger Konzentration in ihm erzeugen können.
Sein Blick folgte den Konturen der Gebäude. Ohne des Weges zu achten, starrte er aufwärts, hierhin und dorthin, bis ihn schwindelte. Basreliefs und großflächige Fresken gestalteten Wände. Ein Zittern durchfuhr ihn: Sie stellten – Menschen dar. Wahllos suchten seine Augen in allen Ecken und Winkeln nach den Lebenden, die dem Stein Modell gestanden hatten. Der Ehrgeiz des Entdeckers beflügelte die Sehnsucht. Erhoffte er sich von den Fremden etwas, das ihm die Erde verweigert hatte? Erwartete er eine Götterverbrüderung in galaktischer Harmonie? Er schalt sich einen Narren. Mochten es Menschen gewesen sein oder nicht, sicher war eins, es hatte eine Verbindung bestanden zwischen ihnen und der irdischen Zivilisation, sei es eine indirekte, sei es nicht mehr, als daß irgendwann einmal irdische Forscher diesen Planeten untersucht hatten. Die Ergebnisse waren’ geheimgehalten worden. Nicht eher ging er von hier weg, bis er die Gründe dafür aufgespürt hatte.
Es waren zweifelsohne Menschen. In ihrer Haltung lag rituelle Gemessenheit, maßvolles Verhalten, Überlegenheit. Redcroft kannte keine künstlerischen Gesetzmäßigkeiten, er kannte nicht den Zusammenhang zwischen Raum und Bewegung. Aber er sah.
Da drückte sich in leidenschaftlichen Zügen die Kraft der Verzweiflung eines Lebens aus. Über Flammen, die ein Antlitz formten, schwebte tanzend ein Fuß. Aus der Wände Tiefe wand sich ihm der Zug fremder Menschen entgegen. Wider unsichtbare Hemmnisse stemmten sich die Körper.
Blicke richteten sich und Gesten auf ein Ziel. Es schaute niemand zurück. Wiewohl in der Unendlichkeit verharrend, drängten Räume ineinander. Mit unbegreiflicher Trauer erfaßte er den Gehalt dieser Szenen. Jedoch von irgendwoher strömte der Eindruck des Vertrautseins. Ihm fehlten die Sinne, vielleicht nur die Übung, es zu begreifen.
Er streifte durch die Straßen und Alleen. Manchmal, wenn die Schatten kleiner, flinker Lebewesen hinter Spalten huschten, schrak er zusammen.
Torbögen und Fensteröffnungen lockten. Aber er widerstand. Rhythmisch die Flächen teilend, entblößten sie wie Augenhöhlen endlose Tiefe. In klaffend zerrissenen Mäulern steckte ein Schrei. Im Grauen dieser Mimik empfand er unirdische Heiterkeit. Verlachte die Stadt seine Naivität, seine Scheuheit, seine kindische Suche nach Beweisen?
Erst am späten Nachmittag kehrte er zum Gleiter zurück. Eine Mahlzeit aus Konzentraten stärkte ihn. Genuß empfand er kaum. Da er sich nicht waschen konnte, verstärkte sich das Gefühl unangenehmer Erschöpfung. Er brauchte einen Moment lang Ruhe. Die Stadt fächerte Stille aus. Ins Cockpit wehte eine milde Brise. Er nahm ein Rascheln wahr. Es verstummte, er hörte seinen Atem. Dann erklang es in nächster Nähe.
Über das Pflaster des Platzes kollerte ein unregelmäßig verformter Gegenstand. Der Wind trieb ihn mit

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