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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Wie heißt der Planet eigentlich?« fragte Osa.
»Ich habe in den Sternenatlanten nachgeblättert«, erwiderte der Vater. »Er hat einen sehr merkwürdigen Namen, der sich nicht in unsere Sprache übersetzen läßt. Das ergäbe keinen Sinn.«
»Wir können ihm doch einen neuen Namen geben«, schlug Sandro vor.
»Nein, mein Sohn, der Planet hat schon einen Namen.«
Der Vater setzte sich ans Navigationspult, und das Raumschiff geriet in Bewegung. Es umkreiste den Planeten und näherte sich ihm in Spiralen. Bald befanden sie sich direkt über den Wolken und erspähten, wenn die Wolkendecke aufriß, Flüsse, Seen, Wälder, Felder und sogar Städte. Richtige Städte! Nun, natürlich waren das ein wenig seltsam anmutende, kleinere und größere, ganz und teilweise zerstörte Städte. Einige von ihnen aber wirkten völlig unversehrt.
»Vater«, sagte Sandro. »Gibt es hier eine Zivilisation?«
»Ja«, erwiderte der Vater. »Zumindest hat es sie einmal gegeben.«
»Wenn sie noch vorhanden ist, müßten wir etwas von ihr bemerken. Wollen wir uns eine der Städte näher ansehen?«
»Einverstanden«, entgegnete der Vater. Das Raumschiff hielt in einer Höhe von zehn Kilometern. Alle vier starrten gebannt auf den Bildschirm.
In der Stadt konnte man keinerlei Bewegung wahrnehmen. Ihre Augen begannen bereits zu ermüden, als Osa sagte: »Die Punkte dort! Sie verschieben sich.«
»Was für Punkte?« riefen alle aufgeregt.
»Die Punkte dort, die wie kleine Kreuze aussehen.«
»Das ist eine Täuschung«, sagte Sandro.
»Nein, das ist keine Täuschung.« Wina stand ihrer Schwester bei. »Sie sind ein Stück weitergerückt.«
Sie setzten ihre Beobachtungen noch eine Zeitlang fort und gelangten zu der Schlußfolgerung, daß sich die Gegenstände tatsächlich bewegten, wenn auch so langsam, daß man es kaum wahrnehmen konnte. Der Vater verglich sie mit den Gebäuden. Es waren Objekte derselben Größenordnung.
»Das können kaum die Bewohner der Städte sein«, meinte der Vater. »Sie würden gar nicht in die Gebäude hineinpassen. Außerdem bewegen sie sich nicht über den Boden des Planeten. Seht ihr die Schatten unter ihnen? Sie befinden sich über der Oberfläche.«
»Gibt es hier denn keine Lebewesen?« fragte Wina niedergeschlagen. Zu gern hätte sie einen lebenden, waschechten Planetenbewohner gesehen.
»Gehen wir weiter ’runter«, schlug der Vater vor.
Alle stimmten zu. Das Raumschiff hielt in einer Höhe von fünfhundert Metern, inmitten der schwebenden, nicht auf die Oberfläche hinabfallenden fliegenden Kreuze. Die Straßen der Stadt waren jetzt deutlich zu erkennen. In ihnen herrschten Ruhe und völlige Reglosigkeit. Nicht einmal die Wolken änderten hier ihre Form. Es war Osa, die das feststellte.
»Was für eine tote, starre, schlafende Welt«, sagte der Vater. »Aus einer Höhe von mehreren hundert Kilometern sieht sie bedeutend schöner aus.«
»Seht nur, seht!« rief Wina plötzlich. »Dort wächst ein Baum!«
»Ja«, stimmte der Vater zu. »Das hat große Ähnlichkeit mit einem Baum. Aber mit einem toten Baum.«
»Nein, nein! Ihr schaut in die falsche Richtung! Dort unten, direkt unter uns, ein Stück weiter links. Sehr ihr, wie er seine Äste ausstreckt?«
»Der schwarze Strauch dort?« fragte der Vater.
»Ja, ja. Aber das ist kein Strauch«, sagte Sandro. »Es sieht mehr nach einem Baum aus.«
»Das ist aber ein merkwürdiger Baum«, bemerkte Osa.
»Ja. Was für komische Bäume das hier sind! Sie wachsen direkt vor unseren Augen!«
Der Baum schoß tatsächlich vor ihren Augen in die Höhe. Dann krümmten sich seine geraden Äste, die in einem unterschiedlichen Winkel zur Oberfläche angeordnet waren, nach und nach und sanken herab. Der ganze Baum schrumpfte allmählich ein und verschwand.
»Da ist noch einer!« rief Sandro.
»Dort auch!«
»Sie leben, Vater. Landen wir und sehen sie uns näher an, ja?«
»Etwas später«, erwiderte der Vater. »Hier ist eine Stadt. Wir landen besser in einer unbebauten Gegend.«
Diese Bäume wollten ihm nicht recht gefallen. Sie wuchsen nicht dort, wo es sich für Bäume gehörte, sondern auch mitten auf den Fahrbahnen und auf den Dächern der Gebäude. Er lenkte das Raumschiff nach Norden. In der Tiefe erblickten sie hier und da noch mehr dieser seltsamen Bäume und öde, halbzerfallene Städte.
Von neuem vernahm er jenes unbekannte Dröhnen und Pfeifen, und sein Herz krampfte sich schmerzlich zusammen. Er dachte, daß er die Kinder vielleicht lieber

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