Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
Vom Netzwerk:
mich erst in etwa zwei Stunden ab«, wandte Girotti ein.
»Das habe ich nicht gemeint. Schauen Sie dort hinüber, zum Gütertor!«
Girotti ging ein Licht auf. Irgendwann hatte der Kommandant davon gesprochen, aber niemand hatte es allzu ernst genommen. Damals war jeder fest davon überzeugt, den friedlichen Dschungelplaneten bald ohne jeden Vorbehalt gründlich durchstöbern zu dürfen. Aber damit schien es nun endgültig aus und vorbei zu sein.
Als Kolonne formloser, dunkler Punkte stakten sie heran. Vor dem Hintergrund der schwarzen Ebene waren sie kaum deutlich auszumachen; man nahm lediglich eine die Gestalt verändernde spinnenbeinige Masse wahr, die das Lager in weitem Bogen umfloß. Hundert Meter neben Lohburgers gelbem Zelt tauchte der erste über der sanften Böschung auf, dann der zweite, dritte. Die Asche knirschte wie hartgefrorener Pulverschnee.
Kyberneten.
»Paß auf! Gleich beginnt das Spektakel!« prophezeite Vinfield schmunzelnd.
Und er hatte sich nicht verrechnet. Maxwell und Svenson, die mit der Vorbereitung des Biwaks beschäftigt waren, entdeckten die Kyberneten zuerst. Binnen weniger Minuten war im Lager der Teufel los. Alles rannte gestikulierend durcheinander, stellte Fragen, fluchte. Schließlich rief Komenski: »Da ist der Kommandant!«
Lärmend liefen die Frauen und Männer der RENIUSMannschaft die Böschung hinab und umringten Vinfield. Girotti wurde ziemlich rücksichtslos beiseite gedrängt.
»Ruhe!« brüllte plötzlich jemand mit schneidender Stimme.
Fricsay.
»Seid endlich vernünftig und still!« wiederholte er. Dann wandte er sich an den Kommandanten, der ungerührt in der Mitte des bunten Kreises stand.
»Weshalb dieser Aufwand?« fragte er kurz und bündig.
Vinfield antwortete ebenso knapp: »Unsretwegen.«
»Jetzt, nachdem die Ungefährlichkeit der hiesigen Biosphäre erwiesen ist?« Fricsay umriß mit einer Handbewegung den inzwischen formierten Kordon der Kyberneten. »Lächerlich!«
»Ich verbitte mir diesen Ton.« Der Kommandant blieb sehr ruhig, aber die letzte Spur des gewohnten Lächelns hatte sich verflüchtigt.
»Es hat aber doch keinen Zweck, sich in einen Gedanken zu verrennen, der absolut unhaltbar ist! Und auch unvertretbar!«
»Richtig! Sehr richtig!« mischte sich Kern ein. Er schwenkte ein dickes Bündel Orbitalfotos und rief: »Eine wundervolle Welt, aber wir verschließen mit Gewalt unsere Augen!«
Vinfield unterdrückte mit einer einzigen Geste das sich erhebende Gemurmel.
»Ich habe mich zu diesem Schritt ohne vorherige Diskussion entschlossen, weil ich wußte, daß ihr die Notwendigkeit so oder so abstreiten würdet. Ihr empfindet ausnahmslos alles als falsch, was die Bewegungsfreiheit hemmt.«
»Ist das der richtige Weg, Daniel?« fragte Fricsay hart, fast eisig. »Glaubst du, vollendete Tatsachen würden uns überzeugen? Sicher, du bist der Kommandant. Aber was wir von dir fordern, ist nicht allein Rechenschaft, sondern wir, die gesamte Mannschaft der RENIUS, wollen vorher Bescheid wissen. Das ist nicht zuviel verlangt. Und es ist ein prinzipielles Problem.«
Fricsay schwieg. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet; die Besatzung stand auf seiner Seite.
»Du fragst mich, ob wir den richtigen Weg eingeschlagen haben?« Vinfield sah zum dunklen Himmel auf und schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein, mein Freund. Den richtigen Weg verließen wir schon an jenem Tag, als die ersten Menschen über dem Pondor erschienen. Zu lange habe ich gebraucht, um das zu verstehen.«
Trotz der fortgeschrittenen Dämmerung konnte man erkennen, daß sich Fricsays Gesicht verfärbte. Zuerst wurde es blaß, dann bleich. So bleich, daß es wie eine gespenstische Maske über der schwarzen Ebene schwebte.
»Was soll das heißen?« schrie er. »Soll ich verantwortlich gemacht werden für einen Fehler, der gar keiner war, den du dir nur einzureden versuchst?« Er wirbelte herum und wies mit beiden Händen auf die Silhouette der RENIUS. »Sie steht fest und sicher auf dem Pondor! Ist es das nicht wert, ein verhältnismäßig winziges Loch in die Dschungel gesprengt zu haben? Ja und nochmals ja! Ich habe die Bombe gebaut und geworfen, und ich bin verdammt stolz darauf!«
Im Nordwesten blitzte es plötzlich auf. Einmal, zweimal. Dann brach der grelle Schein nicht wieder ab, sondern näherte sich mit großer Geschwindigkeit. Löste sich schließlich in zwei Lichterpaare auf.
»Maria kommt zurück«, stellte Kern fest. »Ziemlich spät heute. Vielleicht ein gutes Zeichen?«
»Oder ein

Weitere Kostenlose Bücher