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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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schlechtes«, meinte Lemon.
Die Menge begann sich zu zerstreuen, um die Biologen zu empfangen. Jeder brannte auf Neuigkeiten, der Streit zwischen dem Kommandanten und dem Chef der ROD-Flieger wurde zweitrangig.
Auch Fricsay wollte gehen, aber Vinfield hielt ihn zurück.
»Warte!« sagte er. »Wir sind noch nicht fertig.«
»Was soll’s?« antwortete Fricsay über die Schulter hinweg. »Wir vergeuden nur Zeit.«
»Ach, nachdem du deinen Auftritt hattest, willst du dich so mir nichts, dir nichts zurückziehen? Fehlt dir das Publikum?«
»Quatsch!«
»Dann bleibe.«
»Gut. Also?«
»Worum geht es dir eigentlich? Ist eine Antipathie gegen Kyberneten der Grund? Nein, natürlich nicht. Es wird sich so verhalten, wie ich bereits sagte. Euch alle lockt die fremde Welt, ihr wollt in sie eindringen und vergeßt dabei, daß es nicht der bekannte heimatliche Wald ist. Der Mensch neigt leider dazu, alles mit irdischen Maßstäben zu betrachten, trotz seiner Erfahrung. Denk doch an die Argustragödie oder an die Botschaft des Geisterschiffes oder an Orbiter Fünf. Und hier auf Pondor beginnen wir wieder den gleichen Fehler. Wir sahen einen Dschungelplaneten, gelangten mit menschlicher Logik zu dem Schluß, daß kein intelligentes Leben existieren kann, und warfen die Bombe. Ich sage: Wir, nicht du.«
»Es gibt aber tatsächlich keine Vernunft auf Pondor!« triumphierte Fricsay.
»Jetzt wissen wir es. Aber damals noch nicht. Ein Fehler bleibt ein Fehler, auch wenn er keine Folgen hat.«
»Haarspalterei!«
»Nein!« behauptete Vinfield. »Und du weißt es ganz genau. Eine weitere Unvorsichtigkeit können wir uns nicht leisten. Wir müssen uns absichern, solange Marias Gruppe das fehlende Glied des Ökosystems nicht identifiziert hat.«
Fricsay lachte plötzlich schallend. »Da ist er schon wieder, dein gehaßter irdischer Maßstab!« spottete er. »Daniel! Daniel!«
Und Vinfield gab schließlich vorerst auf. »Lassen wir das heute«, entschied er. »Komm, Josh, Maria ist da.«
Zu zweit – alle anderen waren schon zur Westseite des Lagers gelaufen – kletterten sie die Böschung hinauf und durchquerten das Lager. Zweiundsechzig leuchtend bunte Zelte, nun scharf bewacht, drängten sich eng zusammen wie eine Herde Schafe. Nur im Zentrum war ein größerer Platz frei gehalten worden, um dort allabendlich ein Feuer zu entzünden, obwohl auf Pondor sogar die Nächte sehr warm zu sein pflegten.
Und überall Asche, wohin man auch blicken mochte. Ein Stück Dschungel hatte in Sekundenbruchteilen aufgehört zu leben; es existierte nur noch als eine dünne, schwere Schicht schwarzer Asche.
Aus dem Halbdunkel tauchte eine kantige Gestalt auf und verbaute Fricsay und dem Kommandanten den Weg. Der himmelwärts gerichtete Lauf einer geschulterten Maschinenpistole zeichnete sich gegen den etwas helleren Hintergrund ab.
»Wie war es heute?« fragte Vinfield, als er Leutnant Kutschoven erkannt hatte.
»Aha, der Chef! Ich habe Sie gerade gesucht«, erwiderte Kutschoven brummend. Er schien nicht eben bester Laune zu sein.
Fricsay wiederholte die Frage des Kommandanten.
»Darüber kann ich leider keine Auskunft geben. Ich hatte nicht einmal die Zeit, mich zu erkundigen, wonach Marias Fanatiker heute zu suchen beliebten. Kommandant!« rief er unvermittelt, und es klang wie eine Mischung aus Drohung und Verzweiflungsschrei. »Es kann so nicht weitergehen. Entweder widerrufen Sie Ihren Befehl zur ständigen Bewachung der Wissenschaftlerteams, oder… ich weiß nicht. Es ist einfach unrealisierbar, in diesem grünen Labyrinth eine Menschengruppe rund um die Uhr zu bewachen!«
Vinfield, dessen Grinsen die Dunkelheit verbarg, faßte den erregten Kutschoven an der Schulter und schob ihn mit sanfter Gewalt vor sich her.
»Sie bleiben«, sagte er mit Bestimmtheit. »Ab morgen schließen sich auch Girotti und Fricsay den Exkursionsteams an. Die Lagerwache übernehmen ab sofort die Kyberneten.«
»Na eben, ich habe mich schon gewundert! Welch ein Aufwand… Sie haben mich vielleicht falsch verstanden, Kommandant. Ich habe lediglich gesagt, der permanente Schutz der Wissenschaftler ist seitens der ROD-Flieger nicht zu realisieren, aber ich habe damit keineswegs andeuten wollen, er sei unerläßlich. Im Gegenteil! Jawohl, im Gegenteil! Herox ist übrigens derselben Meinung, von den Wissenschaftlern selbst ganz zu schweigen. Die empfinden uns nämlich als lästig.« Er verstummte und schaute zurück, dorthin, wo das trockene Holz für das Lagerfeuer bereitlag.

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