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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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haben die Schneise etwa dreißig Kilometer weit vorgetrieben, bis wir auf einen größeren Fluß stießen. Er ist ungefähr fünfzig Meter breit, aber auch über ihm sind die Baumkronen verflochten. Am Wasser schwärmen die Schmetterlinge in ungeheuren Massen. Zehntausend. Hunderttausend. Oder mehr. Aber leider ist es uns nicht gelungen, auch nur ein einziges Exemplar zu erbeuten.«
»Mir genügt schon, was ich sehe«, sagte Fricsay rauh.
»Denk mal ein bißchen weiter«, entgegnete Arbot. »Mir scheint nämlich, du bist von der fixen Idee besessen, ein Paradies vor dir zu haben. Mag sein, daß Pondor uns dies glauben macht. Doch wo ist das Element, das der ungezügelten Vermehrung der Pflanzenfresser entgegenwirkt? Bei einem derart reichlichen Nahrungsangebot müßte die Nachkommenzahl explosionsartig wachsen können.«
Fricsay winkte ungehalten ab. Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber ein plötzlich losbrechender Tumult ließ ihn nicht zu Wort kommen.
»Das Feuer! Das Feuer!«
Die Frauen und Männer verstauten in aller Eile die letzten Kisten und Päckchen, luden alles übrige auf einen kleinen Karren und zogen dann lärmend dem zentralen Platz entgegen, wo die ersten Flammen rot und gelb und blau emporzüngelten. Es roch nach verbranntem Kerosin. Irgend jemand hatte das Feuer entzündet. Es war fast schon zur Tradition geworden.
Maria Arbot stieg nun ebenfalls aus dem Fahrzeug, faßte Fricsay und Vinfield an den Händen und zog sie mit sich fort.
Es wurde ein schöner Abend. Die fremde Natur ringsum war vergessen, alle Probleme sanken zur Nichtigkeit herab, und Maxwells Stimme klang wunderbar wie selten zuvor.
Spät in der Nacht, als die letzten Zeltlampen schon längst erloschen waren und nur noch einzelne Fünkchen unter den Resten des niedergebrannten Feuers glommen, begann es zu regnen. Große, schwere Tropfen fielen rauschend vom Himmel, der sich unbemerkt mit Wolken überzogen hatte. Immer heftiger wurde das Unwetter; eine Sintflut schien losbrechen zu wollen. Die Menschen schraken aus dem Schlaf und starrten ungläubig an das Zeltdach, das sich bedrohlich wölbte.
Aber dann war alles so rasch vorbei, wie es gekommen war.
Der Morgen fand das Lager in heller Aufregung. Die Welt hatte sich verändert, gründlich verändert. Der Boden war vom nächtlichen Regen vollkommen aufgeweicht worden, und Lehm und Asche vermischten sich zu einem schwarzbraunen, klebrigen Brei, in den die Stiefel schmatzend einsanken. Man hatte es als unnötig betrachtet, vor den Zelteingängen Wassergräben auszuheben, und nun war jeder damit beschäftigt, seine Unterkunft zu säubern. Es war zum Gotterbarmen. Keinen Schritt konnte man tun, ohne sich zu beschmutzen. Maxwell, den Tränen nahe, strich betrübt über seine Gitarre. Er hatte sie neben dem Feuer auf einem Holzbänkchen liegenlassen…
Und zwei Techniker versuchten mit einem Multirover, an dessen Bug sie einen Planierschild montiert hatten, die Gassen notdürftig vom Schlamm zu befreien. Doch dadurch verunreinigten sie die Zelte ein zweites Mal, und daraufhin wurden sie kurzerhand aus dem Fahrzeug gezerrt.
Trotz allem war das Lager erfüllt von Scherzworten und Lachen, denn die ganze Situation war eher komisch als gefährlich. Regen, ganz gewöhnlicher Regen, mit dem niemand gerechnet hatte!
Mitten hinein in dieses allgemeine Durcheinander platzte Girotti. Er kam von jenseits des Kybernetenrings, vielleicht war er an Bord der RENIUS gewesen, und er war vollkommen leergepumpt, mußte also ein beträchtliches Stück gerannt sein. An seinem Overall klebten unzählige dunkle Klümpchen, auch seine Wangen wirkten pockennarbig.
»Die Ebene blüht! Die Ebene blüht!«
Augenblicklich wurde es still. Man sah Girotti mitleidig an und hielt ihn wohl für einen Narren oder Lügner. Jedenfalls für übergeschnappt. Fricsays Bombe hatte die Ebene bis auf die letzte Spore sterilisiert, wie konnte sie also blühen? Das war einfach nicht möglich, nie und nimmer.
Als Girotti bemerkte, daß man ihm keinen Glauben schenkte, donnerte er die Nächststehenden an: »Kommt doch mit, ihr Idioten, und seht selbst! Ihr braucht nur einen Schritt weit aus dem Lager hinauszugehen.«
Maria Arbot und noch einige andere, vor allem Biologen, setzten sich endlich in Bewegung, wahrten aber ihre Würde durch strenge, sehr skeptische Mienen. Bis – ja, bis sie es mit eigenen Augen sahen.
Sie gelangten zu einer über Nacht entstandenen Vegetationsinsel. Auf einem Areal von etwa fünfhundert

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