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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Nguyen das Intraface nie in die Hand bekommen. Der Einsatz auf Metz ist gescheitert.«
    »Wirklich? Mein Gott, überleg doch mal, wann es passiert ist. Wir besorgen auf Metz den Quellcode und das Intraface, und einige Wochen später befindet sich Sharifi auf Compsons Planet und benutzt es. Wie viel Beweise brauchst du noch?«
    »Aber du hast doch selbst gesagt, dass die Wetware nicht in einer Viru-Matrix gewachsen sein kann. Dass sie in situ , in einem Klon, gewachsen sein muss. Wenn Sharifi sie benutzt hat, muss sie für Sharifi gezüchtet worden sein. Und wenn TechComm von Anfang an die Finger im Spiel hatte … warum sollte Nguyen etwas stehlen, das ihr schon gehörte?«
    »Wenn man illegale Wetware in die Finger bekommen will, ohne verdächtige Unterlagen zu hinterlassen, was wäre besser dazu geeignet als ein Überfall auf TechComm? «
    Li rollte mit den Augen. »Ach, hör schon auf!«
    »Sharifi war nicht bloß ein Opfer, Catherine. Sie steckte mit drin. Sie ist hergekommen, um eine ganz bestimmte Arbeit zu erledigen. Eine Arbeit, für die sie das Intraface benötigte. Oder warum sonst hätte jemand wie sie experimentelle Implantate riskieren sollen?«
    »Na schön. Aber zu behaupten, dass die UN beteiligt war …«
    »Aber natürlich. Sharifi hat für TechComm gearbeitet. Sie kontrollierten ihr Budget. Sie kontrollierten den Zugang zum Bergwerk. Sie kontrollierten die alten Konstrukt-Erblinien, einschließlich die von Sharifi. Und wenn TechComm etwas kontrolliert, bedeutet das, dass der Sicherheitsrat den Ton angibt. Also Helen. Helen, die dich auf Compsons Planet geschickt hat, als Sharifis Leiche
noch warm war. Oder sollte ich besser sagen, bevor sie tot war?«
    Li stockte der Atem.
    »Komm schon, Catherine. Stell dich nicht so dumm. Die Übertragungszeit von Metz auf Compsons Planet beträgt mindestens drei Wochen. Du bist zehn Tage nach dem Feuer eingetroffen. Das heißt, eine Woche bevor Sharifi gestorben ist, hat sie schon beschlossen, dich herzuschicken.«
    »Ich weiß«, sagte Li widerwillig. »Der Gedanke ist mir selbst schon gekommen.«
    »Und du hast es einfach so hingenommen, nicht wahr? Hast du nicht darüber nachgedacht, sie zu fragen, warum sie dich wirklich hergeschickt hat?«
    »Ich habe darüber nachgedacht. Und ich habe beschlossen, es nicht zu tun.«
    »Warum denn nicht?« Sie antwortete nicht, und nach einer kurzen Pause fuhr Cohen fort: »Ich sag dir, warum nicht. Weil du es nicht wissen willst. Du willst nicht darüber nachdenken. Du willst überhaupt nicht nachdenken. «
    »Bist du jetzt fertig, Cohen?«
    Er stand auf, fluchte und ging in einem engen Kreis vor dem Bildschirm hin und her. »Mein Gott«, sagte er, als er ihr wieder gegenüberstand. »Deshalb schätzt sie dich so. Sie gibt ihre Befehle, und das war’s. Du stellst nichts infrage, du denkst nicht nach, du zögerst nicht. Du bist ihr Geschöpf!«
    »Nein. Ich bin eine Soldatin. Und ich bin loyal. Aber davon verstehst du nichts.«
    »Komm mir nicht so. Du brauchst mich. Wie war das denn mit unserem kleinen Gespräch in diesem weißen Zimmer? Wer immer dafür verantwortlich ist, hat mit uns herumgespielt, wie eine Katze mit einem toten Vogel. Und du bist die Zielscheibe, Catherine.«

    Li stand vor dem Bildschirm und schaute zu Boden. Die Schabe, die sie von der Wand gewischt hatte, lag immer noch auf dem Rücken und versuchte, auf die Beine zu kommen. Li trat einen Schritt näher und zermalmte sie mit dem Stiefelabsatz.
    »Es ist nicht bloß Helen«, fuhr Cohen fort. »Eine Emergente ist in die Sache verwickelt. Und nicht bloß irgendeine. Jemand benutzt die Feld-KI der ABG. Jemand hat es geschafft, mich jedes Mal abzuweisen, wenn ich der Sache nachgegangen bin. Ich habe versucht, die Verantwortlichen aufzuspüren. Jemand ist stark genug, um mir eine Falle zu stellen, mit mir zu spielen. Und sie sind auch hinter dir her.«
    »Sagtest du nicht einmal, dass sich KIs nicht für Menschen interessieren, Cohen?«
    »Vielleicht habe ich mich geirrt. Oder vielleicht hast du etwas getan, das ihr Interesse erweckt hat.«
    Li schluckte. Ihr Mund war trocken, sie hatte einen metallischen Geschmack auf der Zunge. »Vielleicht will man auch nur über mich an dich rankommen«, sagte sie. »Hast du jemandem von uns erzählt?«
    »Von ›uns‹?« Cohen machte ein Gesicht, als müsste er gleich loslachen. »Unsere Geschichte, wie du dich dezent ausdrückst, dauerte nur sechsunddreißig Stunden. Wann genau soll ich Zeit gehabt haben, jemandem

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