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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Sichtfelds blinkte die Statusanzeige ihres Rekorders. »Eine private Unterhaltung kommt nicht infrage. Entweder wird unser Gespräch hier aufgezeichnet oder morgen im Büro. So sind die Vorschriften.«
    »Die Vorschriften.« Der Mann schlug einen nachdenklichen Ton an, zog das Wort in die Länge, als wollte er sich die Sache durch den Kopf gehen lassen. »Aber es gibt solche Vorschriften und solche, nicht wahr? War’s damals auf Gilead nicht auch so?«
    Lis Magen bäumte sich auf, als sei sie aus großer Höhe aus einem Flugzeug abgesprungen und habe plötzlich die Reißleine am Fallschirm gezogen. Dann vergaß sie ihren Magen, das Spiel, Gilead, weil es in ihrem Kopf pochte, ihre Augen tränten und das Lokal sich um sie drehte.
    »Andrej Korchow, zu ihren Diensten«, sagte der Mann. »Aber nur privat.«

    Li schüttelte den Kopf, rümpfte die Nase und nieste. Ihr war, als hätte sie etwas in der Nase, aber sie wusste, dass sie sich dieses Gefühl nur einbildete. Es lag nur daran, dass Korchow ihren Rekorder blockiert hatte, und ihre implantierten Prozessoren setzten sich in Gang und versuchten verzweifelt, den Eindringling rauszuwerfen.
    »Was wollen Sie?«, fragte Li. Ihre Coolness überraschte sie selbst. Sie kannte Leute, an die man schon einmal herangetreten war. Es war unvermeidlich. Wenn die Syndikate einen nicht in die Mangel nahmen, dann der interne Sicherheitsdienst. Sie hatte damit gerechnet, Angst und Empörung zu empfinden. Aber alles, was sie im Moment empfand, war die kühle, berechnende Überzeugung, dass sie die Augen offen halten und sich einen gefahrlosen Weg durch das Minenfeld suchen sollte, das sich vor ihr erstreckte.
    »Ich will gar nichts, Major. Nichts außer einer Gelegenheit, mich vorzustellen. Ich habe das Gefühl, dass Sie eine Person sind, die … dieselben Interessen haben könnte wie ich.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Aber woher wollen Sie das wissen, wenn wir noch gar nicht darüber gesprochen haben?«
    Sie schaute wieder auf die Displaywand und versuchte Zeit zu schinden.
    Unter seinem dicken Rollkragenpulli verkrampfte sich Hamdani immer mehr. Er blies sich in die Hände, bekam eine Verwarnung, weil er sie vor den Mund hielt, stieg wütend vom Abwurfhügel herunter, kam zurück und ließ sich Zeit. Als er schließlich den Ball warf, segelte er verlockend mitten über die Homebase.
    »Mist«, sagte Li, als das Schlagholz krachte. Sie seufzte erleichtert, als der Ball am Randstreifen des Außenfelds abschmierte.

    »Sie sind eine bemerkenswerte Frau«, sagte Korchow sanft. »Ein Rätsel, könnte man fast sagen. Ich muss zugeben, dass Sie mich sehr interessieren.«
    Li erwiderte nichts.
    »Als ich erfuhr, dass Sie hierher versetzt werden, war ich, offen gestanden, sehr erstaunt. Ihre Dienstakte beweist … eine beeindruckende Fähigkeit, Ergebnisse zu erzielen. Ich habe den Eindruck, dass Sie mehr verdient haben. Ein Recht hatten, mehr zu erwarten.«
    »Ich sehe das nicht so«, sagte Li. »Und selbst wenn, habe ich viel zu verlieren. Und jede Menge, wofür ich dankbar bin.«
    »Dankbar? Für die Gelegenheit, koloniale Schafe zu hüten und sich von Minderbegabten herumkommandieren zu lassen? Oder gibt es eine andere Erklärung für die so unspektakuläre Heimkehr unserer Heldin? Es gibt Leute«, Korchows Stimme schlug einen etwas anderen Ton an, klang härter, kälter, »idealistische Leute … leichtgläubige Leute … die meinen, Ihr Abstieg beweise, dass der Sicherheitsrat einige seiner … seiner radikaleren Auffassungen bereut. Ich gehöre allerdings nicht zu diesen Leuten.«
    »Wenn Sie etwas zu sagen haben, Korchow, dann sagen Sie’s.«
    »Ich habe nichts zu sagen, Major. Ich bin bloß neugierig. Betrachten Sie mich als einen Studenten der menschlichen Natur. Oder ist menschlich hier gar nicht das richtige Wort? Übrigens: Hat Ihnen schon einmal jemand gesagt, wie sehr Sie Hannah Sharifi ähneln? Die Stärke des XenoGen-Gensets ist schon erstaunlich. Die Arbeit dieser Leute war natürlich sehr grob. Sie war schließlich das Werk von Menschen. Aber einige der Gendesigner aus der Zeit vor der Abspaltung waren echte Genies.«

    »Ich bezweifle, dass Sie hier viele Fans ihrer Arbeit finden.« Li schüttelte wieder den Kopf. Sie kam gegen Korchows Störsignal einfach nicht an.
    »Leider nicht. Ach, übrigens: Ist Sharifi wirklich umgebracht worden?«
    »Das ist nicht bewiesen.«
    »Aber man hat mir gesagt, dass Sie mehrere Leute verdächtigen.«
    »Dann hat man Ihnen etwas Falsches

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