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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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der Eindockbucht zurückkehrte. Die Piri Reis verhielt sich nun ruhig und still.
    »Haben Sie die kompletten Protokolle?«, fragte Honigtau und kam ihm entgegen. In der Nähe stand ein Trupp bewaffneter Bandati.
    »Wie ich schon sagte, dürfte das Material für eine Rekonstruktion ausreichen …«
    Honigtau verpasste ihm einen so deftigen Boxhieb, dass Corso vornüberkippte. Dann gab der Alien zwei Kriegern einen Wink; sofort traten sie vor, packten ihn bei den Armen, hoben ihn an und richteten ihn wieder auf. Abermals schlug Honigtau zu, und Corso spürte, wie ihm der bittere Geschmack von Galle in die Luftröhre stieg.
    Er hatte Schmerzen. Verdammt starke Schmerzen.
    Die beiden Bandati ließen Corso los, der zusammenbrach und in gekrümmter Haltung auf dem Deck liegen blieb. Trotz seiner Qualen kam er nicht umhin, sich wieder einmal zu wundern, dass eine relativ kleine und zart aussehende Kreatur über so viel Kraft verfügen konnte.
    »Sie haben uns belogen, Mr. Corso«, verlautbarte Honigtau, dessen synthetische Stimme ihren gleichförmigen hellen Klang beibehielt. »Und deshalb überlassen wir die Piri Reis sofort den Emissären.«
    Die beiden Krieger ergriffen Corso wieder bei den Armen und schleiften ihn in einen Schiff-zu-Schiff-Shuttle, der in einem Hängegerüst in der Nähe verankert war. Die restlichen Bandati-Soldaten folgten ihnen hinein, und auch Honigtau ging mit an
Bord. Man drückte Corso in einen Gel-Sessel und schnallte ihn an, während auf einem in ein Schott eingelassenen Bildschirm zu sehen war, wie sich ein durch Energiefelder geschütztes Portal der Eindockbucht weit öffnete.
    Corso gegenüber saß Honigtau, gleichfalls an einen Gel-Sessel geschnallt. Er merkte, dass er dem Alien nicht in dessen unergründliche schwarze Augen blicken konnte.
    Kurz darauf befanden sie sich im All und düsten von dem Schlachtkreuzer der Bandati weg; die Geschwindigkeit war so hoch, dass Corso während der ersten Sekunden der Beschleunigung das Atmen schwerfiel. Das Bild auf dem Monitor veränderte sich rasch, als der Shuttle rotierte, und zeigte die gigantische, dunkle Wölbung eines Planeten mit Ringen; aus dem dichten Streifenmuster seiner Wolken schloss Corso, dass es sich um einen Gasriesen handeln musste.
    Er studierte die eingehenden Bilder, fasziniert trotz der widrigen Umstände, in denen er sich befand. Ihm fiel auf, dass die Atmosphäre des Gasriesen in die Höhe gesogen wurde wie ein umgekehrter Tornadoschlauch; eine dünne Gassäule reckte sich deutlich sichtbar nach oben und verschwand in einem grell flackernden Lichtpunkt, der wie ein winziger Stern den Planeten umkreiste.
    Es war eine Szene von bestürzender Schönheit, doch die spektakuläre Ansicht rückte schon bald wieder aus dem Blickfeld, als der Shuttle eine Wende vollführte. Corso erspähte das Kriegsschiff der Bandati, das mit erschreckend hohem Tempo in der Ferne entschwand, doch dahinter dräute ein weit größeres Raumschiff, das eine frappierende Ähnlichkeit mit dem aufwies, aus dem KaTiKiAn-Sha ausgestiegen war.
    Als der Gasriese eine Minute später wieder auftauchte, hatte er erheblich an Größe zugenommen und schien sich mit jeder Sekunde weiter aufzublähen.
    Corso verrenkte sich in seinen Gurten und beugte sich nach
vorn, um besser sehen zu können, wohin sie flogen, aber auch, weil er es vermeiden wollte, Honigtaus starrem, unversöhnlichem Blick zu begegnen.
    Zuerst hatte er angenommen, dass sie auf das winzige, sternengleiche Objekt zusteuerten, das den Gasriesen umkreiste, bis er zu seinem maßlosen Schreck erkannte, dass es sich in der Tat um ein schwarzes Loch handeln musste. Hätte er sich nicht in dieser misslichen Lage befunden, wäre er vor Begeisterung schlichtweg aus dem Häuschen gewesen. Mit fast einem Anflug von Ehrfurcht vergegenwärtigte er sich, dass er vermutlich das erste menschliche Wesen war, das ein schwarzes Loch aus so großer Nähe beobachten durfte.
    Corso wandte den Blick von dem Monitor ab und bemerkte, dass sämtliche Bandati ihn schweigend anglotzten. Er spürte, wie er rot wurde, und konzentrierte sich eilig wieder auf den Bildschirm.
    Unvermittelt brach Honigtau das Schweigen und nahm seine Befragung wieder auf. »Erklären Sie mir das ungewöhnliche Verhalten der Piri Reis.«
    Corso schaute ihn an und sah, dass Honigtau jetzt einen Schmerzinduktor in der Hand hielt. Auf der Stirn brach ihm der Schweiß aus, und er bewegte die Lippen, verzweifelt nach einer Antwort suchend, die der

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