Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War
der Shoal-Hegemonie zu stärken – und das alles, ohne die Existenz des Wracks publik zu machen.
Der Plan war gerissen, aber nicht gerissen genug. Hugh wusste, dass die Königin von den Schummrigen Himmeln das Talent der Shoal zu Verrat und arglistiger Täuschung gewaltig unterschätzte.
Nachdem Der-mit-tierischen-Fäkalien-handelt Dakota in der Aussichtskammer zurückgelassen hatte, kehrte er kurz auf seine private Yacht zurück, um sich für ein vom Gewaltliebhaber gefordertes Treffen vorzubereiten. Als er jedoch den vereinbarten Rendezvouspunkt erreichte, versorgten seine Computersysteme ihn mit Informationen, die eventuell Anlass zu Besorgnis gaben.
Die Schiffe der Shoal waren so konzipiert, dass sie automatisch
gesicherte Tach-Net-Netzwerke mit sämtlichen anderen Schiffen der Hegemonie bildeten, sowie sie in ein beliebiges System eindrangen. In dieses Netzwerk konnten sich sowohl Individuen als auch Schiffe einloggen, und wie es bei jeder Art von Netzwerk üblich war, besaß jeder individuelle Knoten seine ganz spezielle Kennung, die ihn von allen anderen unterschied.
Manche Typen von Identifizierern waren bestimmten Schiffstypen der Shoal zugeordnet, und jetzt zeigten die Bordsysteme des Händlers an, dass eine zweite private überlichtschnelle Yacht, die ähnlich gebaut war wie seine eigene, unverhofft im äußeren System von Ocean’s Deep angekommen war.
In der gesamten Hegemonie gab es nur sehr wenige dieser Yachten, und jede Einzelne davon stellte ein seltenes und ganz besonderes Privileg für die kleine Schar der Auserwählten dar, denen man sie anvertraute; immerhin galt es zu berücksichtigen, welch tödliche Waffe diese Schiffe sein konnten, wenn sie an die falschen Besitzer gerieten. Im Laufe der langen Vergangenheit der Shoal hatten jedes Mal, wenn eines dieser Schiffe verlorenging – was allerdings nur höchst selten vorkam -, große Aufregung und Bestürzung geherrscht. Doch obwohl sich die Leute, die mit deren Auffinden betraut waren, die größte Mühe gaben, blieben bis zum jetzigen Zeitpunkt einige wenige Yachten verschollen.
Deshalb war durchaus Grund zur Sorge geboten, wenn plötzlich eines der vermissten Schiffe unangekündigt im Ocean’s-Deep-System eintraf. Diese spezielle Yacht war angeblich vor Jahrhunderten aus einem Vorposten der Shoal spurlos verschwunden – und auf einmal tauchte sie hier auf.
Der Händler, der Jahrtausende lang Zeit gehabt hatte, einen weltüberdrüssigen Zynismus zu kultivieren, hegte nicht den geringsten Zweifel daran, dass wer auch immer – oder was auch immer – diese Yacht steuerte, in den kommenden Ereignissen eine entscheidende Rolle spielen würde.
Er lenkte seine Yacht zurück durch die kalten, flüssigen Tiefen
im Herzen des Kernschiffs und fing schon bald das private Ortungssignal von Der-gewaltsame-Lösungen-liebt auf. Der alte Gauner wartete an einem stillgelegten Kühlungssystem, das aus der Innenwand des Kernschiffs hervorkragte, ein riesiges und verwirrendes Knäuel aus halb verrosteten Ausrüstungsteilen, gigantischen Ventilen und Röhren, die kreuz und quer in der Dunkelheit emporsprossen. Wieder einmal verließ er seine Yacht, während sich eine Wolke aus Mikrosensoren über mehrere Kilometer hinweg verteilte und kontinuierlich mit dem Händler Schritt hielt; auf diese Weise stellte er sicher, dass es für diese jüngste konspirative Zusammenkunft mit seinem direkten Vorgesetzten keine Zeugen gab.
Dann gibt es da immer noch das Problem mit den beiden Hives, sinnierte der Händler, als er zu seiner Verabredung schwamm. Die beständige Rivalität zwischen den verfeindeten Schwestern hatte es ihm leichtgemacht, eine Königin gegen die andere auszuspielen, aber er hatte sich gezwungen gesehen, ihnen gefährliches Wissen anzuvertrauen, was bedeutete, dass er ein paar drastische, aber dringend notwendige Maßnahmen zur Schadensbegrenzung ergreifen musste, sobald die aktuelle Krise endlich vorbei war.
Der Gewaltliebhaber wartete auf ihn in der Finsternis eines kolossalen außer Betrieb gesetzten Pumpmechanismus, dessen gekrümmte, mit uralten Korrosionsspuren verkrusteten Metallwände sich überall auftürmten.
»Ah, Händler, wie schön, dass Sie es einrichten konnten, sich mit mir zu treffen.«
»Jetzt ist wohl nicht der passende Zeitpunkt für Höflichkeitsfloskeln, General. Sie wissen, was ich alles auf mich nehmen muss. Warum haben Sie mich hierherbestellt?«
»Sie sind immer noch eifrig dabei, die Hegemonie zu retten,
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