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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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…« Doch dann entdeckte er die kaum wahrnehmbaren Punkte aus trübem roten Licht, die sich über die Ketten verteilten, mit denen er gefesselt war. Es musste sich um irgendwelche Maschinen handeln, jede Einzelne von ihnen haftete an einer anderen Metallöse.
    Das Brüllen und Scharren in der Tiefe schien lauter zu werden.
    »Hören Sie, ich kann die Protokolle im Handumdrehen korrigieren und vervollständigen. Ich kann …«
    »Entweder Sie sagen die Wahrheit oder Sie schweigen, Lucas.«
    Der Lärm, der von unten hochstieg, schwoll zu einer ohrenbetäubenden Lautstärke an. »Sie hatten Recht! Ich habe die Protokolle sabotiert, aber ich kann den Schaden wiedergutmachen! Holen Sie mich nur weg von hier!«
    Er erstarrte und strengte sich an, die tintige Schwärze, die sich unter ihm zusammenballte, mit Blicken zu durchdringen.
    Am Boden der Grube bewegte sich etwas.
    Etwas Großes.
    »Sie haben also tatsächlich die Fragmente so verändert, dass sie unbrauchbar wurden?«
    »Jaaa!«, kreischte Corso. »Früher habe ich Sie belogen! Ich tat es nur, weil … ich wollte etwas mehr Zeit für mich herausschinden!«
    »Ah, wie überaus raffiniert«, lautete die Antwort. »Aber vielleicht ist das auch eine Lüge.«

    In diesem Moment sprang ein fürchterliches Ungeheuer aus der Dunkelheit und verschluckte Corso.
    Obwohl die Wirklichkeit sich ein bisschen anders darstellte.
    Die Miniaturgeräte, mit denen seine Ketten bestückt waren, entpuppten sich als winzige Energiefeld-Generatoren eines Typs, der in ausreichend hoher Stückzahl einen Benutzer mit einer persönlichen Kraftfeldblase umgeben konnte. Kopfüber in der Grube hängend bemerkte Corso nicht, wie sie sich plötzlich aktivierten und ihn mit einem Schutzschirm umgaben, der lediglich durch ein trübes Glühen erkennbar war. Er sah nur den monströsen Wurm, der sich aus der Schwärze auf ihn stürzte; er sah die weit auseinanderklaffenden bleichen Lippen, und er konnte noch vage das weiche, zuckende Fleisch des Rachens wahrnehmen, als er an einem Stück verschlungen wurde, die kräftigen, peristaltischen Bewegungen, mit denen die Bestie versuchte, ihn tief in ihren Verdauungstrakt hineinzuziehen.
    Was allerdings nicht ging, weil die Energieblase, die Corso umhüllte, dem Wurm brennende, krampfartige Schmerzen verursachte. Die Kreatur bäumte sich auf und krümmte sich in heftigen Windungen, ehe sie sich zurückzog. Sie kroch ein kurzes Stück nach hinten, während ihre begehrte Mahlzeit mit dem Gesicht nach unten vor ihr baumelte.
    Und während Corso, an den Füßen aufgehängt, vor dem Sichelwurm hin und her pendelte und hyperventilierte, merkte er, wie ein warmes Rinnsal von Urin über seine Brust tröpfelte. Jetzt wusste er, dass es noch Schlimmeres gab als eine Begegnung mit der Emissärin KaTiKiAn-Sha.
    »Corso?«, erscholl Honigtaus synthetische Stimme abermals aus der Dunkelheit.
    »Ja?«, krächzte er.
    »Passen Sie jetzt gut auf!«
    Schlagartig verschwand die Energiefeldblase, und sofort ging der Sichelwurm zum nächsten Angriff über. Corso brüllte vor
Entsetzen, er hatte das Gefühl vor Angst den Verstand zu verlieren.
    Kurz bevor die bösartigen Lippen sich wieder um ihn schlossen, schalteten sich die Feldgeneratoren aufs Neue ein. Die blassen, streifigen Halsmuskeln strengten sich vergebens an, ihn zu zermalmen.
    Und wiederum machte das Monster einen Rückzug. Aus der Finsternis meldete sich Honigtaus Stimme.
    »Es kann sein, dass wir die Energiefeldblase beim nächsten Mal nicht mehr aktivieren, Lucas. Vielleicht lassen wir es einfach zu, dass der Sichelwurm Sie auffrisst. Verraten Sie mir doch bitte, wie Sie Ihre eigene Nützlichkeit einstufen. Glauben Sie, Sie könnten uns immer noch behilflich sein? Nennen Sie uns einen Grund, weshalb wir Sie am Leben lassen sollten.«
    Irgendetwas zerriss in Corso, und er schrie die ihn umgebenden Wände an: »Es spielt überhaupt keine Rolle, ob Sie oder die Emissäre oder sonst wer brauchbare Protokolle bekommt oder nicht. Dakota befindet sich hier, in diesem System, und möglicherweise hat sie bereits mit dem Wrack Kontakt aufgenommen. Mit den Protokollen kann niemand etwas anfangen, wenn sie sich dazu entschließt, das Wrack selbst zu steuern und es Ihnen allen einfach wegzunehmen!«
    »Sagt er die Wahrheit?«
    Corso verkrampfte sich, seine Muskeln erstarrten, und er stierte leeren Blickes hinunter in die Schwärze. Es war nicht Honigtaus Stimme, die er gerade gehört hatte. Es hatte ganz eindeutig ein Mensch

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