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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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hatte schwere Verbrennungen davongetragen.
    »Seien Sie still!«, zischte Honigtau.
    Der Untergrund fing an zu beben, als eine Emissärin direkt an der anderen Seite des Baumes an ihnen vorbeistapfte. Kurz darauf hörten sie vereinzelte Rufe und Schreie, dazwischen das Knallen von Gewehrschüssen und donnernde Explosionen.
    »Sie müssen uns von hier wegbringen!«, drängte Corso und krallte eine Hand in die Schulter des verwundeten Bandati. »Und zwar so schnell wie möglich. Das entwickelt sich zu einem Massaker!«
    »Aber wir können nirgendwohin«, entgegnete Honigtau. »Die
Emissäre beabsichtigen eindeutig, uns das Wrack mit Gewalt wegzunehmen. Überall in der Station wird gekämpft.«
    Corso stemmte sich leicht in die Höhe und peilte vorsichtig die Lage. Er wünschte sich, er hätte irgendeine Waffe, und wenn nur, um sich weniger nackt und wehrlos zu fühlen.
    »Dann wäre es doch das Beste, die verdammte Station zu verlassen, finden Sie nicht auch?«
    Honigtaus Flügel zuckten. »Und wohin sollten wir ausweichen?«
    »Hören Sie, die Shoal sind hierher unterwegs, und Dakota ebenfalls. Vermutlich ist das sogar der Grund, warum die Emissäre auf einmal anfingen, jeden zu töten, der ihnen unter die Augen kam. Sie wollen sich das Wrack schnappen und die Station sprengen, ehe jemand anders auch nur in die Nähe kommt.« Corso vermied es wohlweislich, Honigtau daran zu erinnern, dass sie aller Wahrscheinlichkeit auch nach ihm suchten.
    Wuchtige Tritte erklangen irgendwo in ihrer Nähe; abermals duckten sie sich tief über den Boden und verkrochen sich in die schattigen Höhlen zwischen den Wurzeln. Corso lauschte angestrengt, aber er vernahm keine Stimmen mehr. Auch die gelegentlichen Schüsse waren verstummt, und zurück blieb nur eine beklemmende, an den Nerven zerrende Stille.
    Langsam reckte Corso sich in die Höhe und überlegte, ob er es wagen könnte, sich von der Stelle zu rühren. Dann blickte er auf Honigtau hinunter und erkannte, dass der Alien in der nächsten Zeit nirgendwohin fliegen würde.
    »Es gefällt mir nicht«, äußerte Honigtau, »dass wir am Boden herumkrabbeln wie Tiere. Überdies ist es hier nicht sicher. Es wäre besser, wenn …« Sein Translator spuckte ein statisches Knistern aus.
    »Wenn wir in der Luft wären?«, schlug Corso vor.
    »Ja.«
    Corso betrachtete Honigtaus verletzten Flügel und fragte sich,
ob er es fertigbrächte, den Alien zu töten, vorausgesetzt, es wäre überhaupt möglich. Aller Wahrscheinlichkeit nach nicht, denn der Bandati hatte das Kriegshandwerk gelernt, während er selbst kaum mehr war als ein Akademiker, den es an den falschen Ort verschlagen hatte. Er starrte den Alien an und wunderte sich, dass er ihn nicht hasste. Man hatte ihn, Corso, eingekerkert, mit Drogen vollgestopft, gefoltert und an ein Monster verfüttert. Doch anstatt zornig zu sein, fühlte er sich lediglich leer, bar jeder Emotion. Vielleicht stehe ich unter Schock, versuchte er sich seine Empfindungslosigkeit zu erklären.
    Noch vor wenigen Stunden waren er und Honigtau unversöhnliche Feinde gewesen. Doch die Umstände, in denen sie sich nun befanden, ließen es ratsam erscheinen, dass sie sich miteinander verbündeten. Das Leben spielte einem manchmal seltsame Streiche, philosophierte er.
    »Verraten Sie mir eines«, wandte er sich im Flüsterton an Honigtau. »Was meinen die Emissäre damit, wenn sie davon schwafeln, Gott zu finden und ihn zu bestrafen?«
    »Sie sind …« Wieder rülpste Honigtaus Translator statische Geräusche aus. »Es fällt mir schwer, eine entsprechende Übersetzung zu finden. Das nächste Äquivalent wäre vielleicht ›Gnostiker‹. Die Emissäre glauben, dass die Wesen, die hinter den Schatzhorten der Weisen stecken, Demiurgen sind, Weltenschöpfer, deren Existenz den wahren Gott daran hindert, in dieses Universum einzudringen. Sie wollen die Wesen, die diese Horte schufen, finden, um sie zu töten.«
    Corso konnte seine Verwirrung nicht verbergen. »Aber ohne exakt diese Schatzhorte besäßen sie doch nicht die hohe Technologie, derer sie sich heute bedienen.«
    »Das Briefing, dem ich mich unterzogen habe, war alles andere als vollständig, Lucas. Wenn Sie genau Bescheid wissen wollen, können Sie sich ja direkt an die Emissäre wenden und um Aufklärung bitten.«

    Corso ignorierte den Seitenhieb. »Wir müssen uns zu dem Shuttle durchschlagen, in dem sich der Rest Ihrer Leute befindet, und dann nichts wie weg von hier. Sind Sie zu einem Fluchtstart

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