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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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standen.
    Erinnerung nahm vorerst keine Notiz von ihnen, sondern klemmte sich sein Gewehr dicht an die Brust und schlang die am Lauf befestigte Drahtschlaufe um seinen Arm. Einen Moment lang wirkte Honigtau unschlüssig, dann folgte er dem Beispiel seines Partners.
    »Wann hat ein Sichelwurm das letzte Mal jemand getötet?«, wandte sich Erinnerung an Honigtau, als sie sich anschickten, in den abgetrennten Bereich zu gehen, in dem er einen Blick auf ein menschliches Gesicht erhascht hatte.
    »Vor zwei Jahren«, antwortete Honigtau, »auf der anderen Seite dieser Welt. Dreizehn starben, alles Gäste, vom Küchenpersonal kam niemand zu Schaden. Anscheinend hatte ihnen jemand vorher einen Tipp gegeben.«
    »Dann war es also nicht nur ein Unfall?«
    »Die offizielle Ursache lautete, in einem nicht genehmigten Restaurant seien die erforderlichen Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten worden. Inoffiziell hieß es, jemand hätte von der anderen Seite des Kontinents eine intelligente Rakete abgeschossen. Sie verfehlte ihr Ziel um einen halben Kilometer, aber die Lawine, die sie auslöste, war so gewaltig, dass ein Sichelwurm sich vor Schreck zusammenzog. Wer sich in ein derartiges Lokal begibt, geht immer in hohes Risiko ein.«
    Sie umrundeten eine Reihe von Wandschirmen und entdeckten Alexander Bourdain, der mit zwei menschlichen Begleitern an einem von mehreren Tischen saß, die alle groß genug waren,
um einem Dutzend Leuten Platz zu bieten. Doch außer diesen drei Gästen befand sich sonst niemand in dem Bereich. Bourdains Tischgenossen – ein Mann und eine Frau – saßen ihm gegenüber. Erinnerung war ihnen bereits früher begegnet, doch selbst wenn er dieses Vergnügen nicht gehabt hätte, wäre ihm trotzdem sofort ihr wachsamer, argwöhnischer Ausdruck aufgefallen, der sie als Profikiller kennzeichnete.
    Die Frau hatte eine ebenholzschwarze Haut; ihr Gesicht war chirurgisch verändert worden, so dass es bewusst künstlich und cartoonmäßig wirkte. Erinnerung wusste, dass dieser Stil eine Zeit lang im Konsortium als der letzte Schrei galt. Gekleidet war sie in ein Hautimitat, ein dünner, luftdurchlässiger Bodysuit, der mehr einer symbiotischen Hülle glich als einem Kleidungsstück. Er entsann sich, dass der Name dieser Frau Rachel Kapur lautete.
    Der andere Leibwächter, Tobias Mazower, war hellhäutig und von seiner Erscheinung her wesentlich konservativer.
    Etwas an der Haltung dieser drei Menschen ließ in Erinnerung den Verdacht aufkeimen, dass man mit seinem Auftauchen gerechnet hatte. Sie wirkten entspannt, und Bourdain deutete sogar ein Lächeln an.
    Erinnerung streifte Honigtau mit einem Seitenblick und starrte direkt auf den Lauf des Gewehrs, das der Agent vom Immerwährenden Licht auf ihn gerichtet hielt. In diesem Moment wurde ihm mit erschreckender Deutlichkeit klar, dass sein anfänglicher Verdacht bezüglich der Quelle des Sicherheitslecks sich bestätigte.
    Er fragte sich, wie lange Bourdain gewusst hatte, dass er das Objekt einer verdeckten Ermittlung war, die sich über viele Jahre und mehrere Sternsysteme erstreckte. Ich habe viel zu viel Zeit unter diesen Kreaturen verbracht, ging es ihm mit einem Anflug von Selbstverachtung durch den Kopf. Diese Anwandlung beunruhigte ihn, denn manchmal kam es ihm vor, als könnte ausgerechnet
er die Menschen besser ergründen als sie sich untereinander zu entlarven vermochten. Während der vielen Jahre, die er mit ihnen zusammen war, hatte er jedoch zumindest gelernt, ein paar bestimmte Fertigkeiten, über die sie verfügten, zu schätzen, obwohl es sonst nichts an ihnen gab, das er mochte.
    Mit dem Gewehr deutete Honigtau auf den Tisch. »Legen Sie Ihre Waffe dort ab, wo ich sie sehen kann«, forderte er Erinnerung auf, wobei seine Worte gleichzeitig in die menschliche Sprache übersetzt wurden.
    Erinnerung ignorierte den Befehl und zielte weiterhin mit seiner Waffe auf Bourdain.
    »Erinnerung an Vergangene Dinge«, verlautbarte Bourdain, die Arme auf die Rückenlehne seines Stuhls legend. »Es ist eine Weile her, seit wir uns das letzte Mal begegnet sind, aber vielleicht ist doch noch nicht genug Zeit vergangen.« Mit einem trägen Wedeln der Hand zeigte er auf die Waffe, deren Lauf sich auf seine Brust richtete. »Ich halte es für keine gute Idee, an einem Ort wie diesen einen Schuss abzufeuern.«
    Die metallischen Töne von Erinnerungs Translator vermischten sich unharmonisch mit dem feuchten Schnalzen seiner Mundwerkzeuge. »Alex, ich kann Sie doch

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