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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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Sprechenden, stets eine ganz bestimmte Distanz einhaltend. In der feuchten, weichen Umgebung des Wurminneren trug der Schall nicht sehr weit, aber es war nicht schwer zu erraten, warum Honigtau nicht wollte, dass Erinnerung dieses Gespräch belauschte.
    »… leise sprechen«, beschwor Honigtau soeben den Manager, »oder wollen Sie von dem Wurm verspeist werden?«
    »Sie hatten mir zugesichert, dass wir von einer Razzia verschont bleiben!«, schnauzte Charette in einem halb erstickten Flüstern. »Und jetzt kommen Sie auch noch bewaffnet hierher! Was denken Sie, was passiert, wenn Ihre Soldaten das Lokal stürmen? Wir werden alle sterben! Sie, ich, die Soldaten, die Gäste – einfach alle! Oder ist es das, was Sie wollen – jeden Einzelnen hier umbringen ?«
    »Sorgen Sie dafür, dass das Restaurant evakuiert wird, ganz langsam, aber sofort«, mischte sich Erinnerung unversehens ein. Der Agent vom Immerwährenden Licht fasste ihn wütend ins Auge, aber Erinnerung schenkte ihm keinerlei Beachtung. »Wir interessieren uns ausschließlich für Alexander Bordain. Hält er sich hier auf?«
    »Ich glaube nicht, dass einer von Ihnen weiß, was hier gleich los sein könnte«, erwiderte Charette, ohne auf die Frage einzugehen. »Ich …«
    Erinnerung hatte festgestellt, dass man im Umgang mit Mitgliedern der Spezies Homo sapiens manchmal zu sehr direkten Methoden greifen musste, wenn man auf einen schnellen Erfolg aus war. Er fasste Charette zwischen die Beine, schloss durch den dünnen Stoff des Gewanders seine Finger um die Fortpflanzungsorgane des Mannes und drückte ganz fest zu. Aus Erfahrung wusste er, dass diese Vorgehensweise zu einer wahrhaft erstaunlichen Kooperationsbereitschaft führte.
    »Wir sind nur hinter Bourdain her«, betonte Erinnerung noch einmal, während Charette nach Luft schnappte und in die Knie ging. »Werfen Sie jeden anderen aus diesem Lokal raus. Es ist mir egal, welche Vereinbarung Sie mit Honigtau oder dem Hive Immerwährendes Licht getroffen haben, kümmern Sie sich nur darum, dass die Leute von hier verschwinden – bis auf Bourdain. Jetzt gleich!«
    Ein würgendes Geräusch löste sich aus Charettes weichem, weißem Hals. Erinnerung festigte seinen Griff, und im nächsten
Moment lag der Restaurantmanager auf allen vieren auf der klebrigen Zunge des Wurms.
    Erinnerung trat einen Schritt zurück und merkte, dass das übrige Küchenpersonal – ausnahmslos Menschen – schockiert zu ihnen herüberstarrten.
    »Jetzt gleich, habe ich gesagt!«, wiederholte Erinnerung. »Oder ich werde Ihnen ein paar unangenehme Fragen stellen, zum Beispiel wieso einige Ihrer Gäste Bandati sind. Ich nehme an, Sie wissen, welche Strafe Sie erwartet, wenn das publik wird?«
    Das trübe Licht im Bauch des Wurms gereichte den beiden Agenten zum Vorteil. Es sah nicht danach aus, als hätte außer dem Küchenpersonal noch jemand diesen kleinen Zwischenfall mit Charette bemerkt. Oder doch? Erinnerung fiel auf, dass sich dicht hinter einem der Wandschirme, die den Blick auf einen Teil des Lokals versperrten, ein Schatten bewegte. Der Schatten kam näher und nahm den Umriss eines menschlichen Totenschädels an, der sich gegen das dünne, halb durchsichtige Material presste …
    Erinnerung erstarrte, und der Schatten huschte geräuschlos davon, als hätte sein Verursacher gespürt, dass man ihn beobachtete. Dennoch gab diese Silhouette dem Gedächtnis des Agenten einen Anstoß. Er entsann sich an eine flüchtige Begegnung, die Lichtjahre entfernt und vor ein paar Monaten stattgefunden hatte.
    Aber angeblich war diese Person in einem Schusswechsel an Bord eines Kernschiffs tödlich verletzt worden, kurz nach der Zerstörung von Bourdains orbitalem Vergnügungspalast.
    Angeblich.
    Charette atmete nun stoßweise und röchelnd, und Erinnerung fragte sich, ob er vielleicht zu hart zugedrückt hatte, denn das richtige Maß zu finden, war niemals einfach. Doch schon bald rappelte sich der Restaurantmanager wieder hoch und schlich behutsam in den Küchentrakt zurück, ohne Erinnerung oder
Honigtau eines weiteren Blickes zu würdigen, und sich so einen Rest seiner Würde bewahrend.
    Einige der Bandati-Gäste hatten mittlerweile Wind davon gekriegt, dass irgendetwas im Gange war. Ein, zwei waren von ihren Sitzstangen heruntergehüpft und lungerten nun auf ihren spindeldürren, pelzigen Beinen herum, nervös zwitschernd und die beiden Hive-Agenten anstarrend, die nun zwischen ihnen und dem Ausgang in die Freiheit

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