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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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außergewöhnlich heiklen Umgebung umzubringen. Einen ungünstigeren Ort für einen Schusswechsel konnte man sich gar nicht vorstellen.
    Erinnerung schwenkte sein Gewehr herum und legte wieder auf Bourdain an, der die Augen verdrehte und gleichzeitig den Kopf schüttelte. »Ich dachte, ich hätte klargestellt, dass ich keineswegs die Absicht habe, zu fliehen.«
    »Seien Sie vernünftig, Erinnerung, und legen Sie Ihre Waffe nieder. Wenn Sie hier auf den Abzug drücken, bedeutet das wahrscheinlich für uns alle den sicheren Tod.«
    »Und wenn ich mich weigere? Werden Sie mich dann erschießen?« Die Situation entbehrte nicht einer ungewollten Komik. »Dem Wurm ist es doch egal, wer ihn erschreckt, oder nicht?«
    Bourdain stand auf, das Lächeln war aus seinem Gesicht wie weggewischt. In einer einlenkenden Geste hob er beide Hände. »Keiner hat etwas davon gesagt, dass Sie oder jemand anders erschossen werden soll. Wir möchten uns nur unterhalten, vielleicht zu einer Einigung kommen – wenn möglich einen Kompromiss schließen, von dem wir alle profitieren.«
    »Das wäre schön«, versetzte Erinnerung trocken, »aber leider stehen Sie nicht gerade in dem Ruf, ein ehrlicher Verhandlungspartner zu sein. Sie und ich wissen, dass ich in dem Moment tot bin, in dem ich meine Waffe abgebe.«
    Er senkte den Gewehrlauf, bis er zwischen zwei Bodenlamellen steckte und sich direkt auf die Innereien des Wurms richtete. Seine Hand hielt er so, dass alle die am Abzug liegenden Finger sehen konnten. »Sie können es gar nicht riskieren, mich am Leben zu lassen, denn natürlich ist Ihnen klar, dass ich bei der nächsten Gelegenheit wieder versuchen würde, Sie festzunehmen. Ihnen käme es doch sehr gelegen, mich an einem Ort wie diesen sterben zu lassen, an dem naturgemäß viele Unfälle passieren. Und für Honigtau wäre es eine Katastrophe, wenn herauskäme, dass
er beim Schmuggeln von Hightech-Ware mitmischt. Oh, nein, ich denke nicht daran, mir meine Waffe abnehmen zu lassen.«
    »Warten Sie.« Bourdain trat um den Tisch herum. »So warten Sie doch eine gottverdammte Minute! Es gibt Mittel und Wege, um dieses Problem zu lösen, deshalb ersuche ich Sie alle eindringlich, sich nicht zu bewegen und daran zu denken, wo wir uns gerade aufhalten. Keiner hier rührt sich vom Fleck! Jeder bleibt da, wo er gerade steht!«
    Erinnerung stieß mit aller Kraft den Lauf seines Gewehrs in die weichen, feuchten Innereien des Wurms. Seine frühere Angst war auf einmal wie verflogen, stattdessen verspürte er eine Art Besessenheit, die er weder verstand noch zu deuten vermochte.
    Beinahe sofort löste sich ein langgezogenes Stöhnen aus dem Inneren der Höhle, begleitet von einem tiefen Knurren, das sie alle mehr fühlten als hörten. Honigtaus Flügel fingen unwillkürlich an zu zucken, als wollten sie ihn unverzüglich davontragen. Kapur und Mazover sahen aus, als stünden sie kurz davor, die Flucht zu ergreifen.
    Erinnerung vergegenwärtigte sich, dass sämtliche intelligenten Spezies, denen er bisher begegnet war, etwas gemeinsam hatten – sie alle fürchteten sich schrecklich davor, bei lebendigem Leib von einer Kreatur gefressen zu werden, die größer war als sie selbst.
    »Hören Sie sofort auf, den Wurm zu reizen!«, ertönte eine Stimme dicht hinter Erinnerung.
    »Hugh Moss!«, stellte der Agent fest und dachte an den totenkopfähnlichen Umriss, den er durch einen Wandschirm erspäht hatte. Er verwünschte sich, weil er nicht rechtzeitig daraufgekommen war, zu wem dieser makabre Schatten gehörte. »Ich hatte so eine Ahnung, dass Sie hier sind. Aber sollten Sie nicht tot sein?«
    »Ich bin tot«, bestätigte die Stimme, die so leblos klang wie trockene, brüchige Knochen. »Ich starb und wurde wiedergeboren.
Lassen Sie Ihre Waffe los, Sie kleine Fliege, oder ich schneide Ihnen die Flügel ab.«
    Erinnerung drehte sich um und stand Moss gegenüber. Er sieht aus wie ein Ghul, der über Friedhöfe pirscht und die Leichen frisst, hatte ein Konsortium-Agent diesen Mann einmal beschrieben. Damals hatte er nicht gewusst, was man unter einem Ghul verstand, und er war niemals auf einem Friedhof gewesen, deshalb musste er recherchieren, damit er begriff, was der Agent meinte. Nun jedoch sah Moss noch viel gespenstischer aus als bei ihren früheren Begegnungen; sein Gesicht hatte überhaupt keine Farbe mehr und war von Narben übersät, die auf kürzlich erlittene Gewalteinwirkung hindeuteten. Passend zu seiner grausigen Erscheinung drückte er

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