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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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Zehen in die tiefen Einkerbungen der Turmwand, während sie sich mit den Händen krampfhaft an der Rampe festhielt. Vor Angst und Nervosität fing sie heftig an zu keuchen.
    Ihre Brüste scheuerten sich an der harten Kante des Metalls wund, aber ein, zwei Minuten lang hielt sie es in dieser Position aus, ehe sie sich auf ihren sicheren Zufluchtsort zurückhievte. Vor Anstrengung blieb ihr die Luft weg, und sie bebte am ganzen Körper. Der Mangel an körperlicher Bewegung hatte sie geschwächt, und da sie weder zu essen noch zu trinken hatte, verschärfte sich dieser Zustand in bedenklicher Weise.
     
    Die Kopfschmerzen kehrten zurück, und jeder Anfall war schlimmer als der vorhergehende. Winselnd wie ein getretener Hund krümmte sie sich gegen den Türrahmen, als sich der Abend herabsenkte, bis ein unruhiger Schlummer sie zeitweilig von ihren Qualen erlöste. Sie träumte, sie hätte sich in irgendeiner riesigen, entvölkerten Metropole verlaufen. Während sie durch die einsamen, hallenden Straßen irrte, die wirkten, als seien sie erst kürzlich von jeder lebenden Seele verlassen worden, konnte sie immer noch das Echo der Stimmen ihrer ehemaligen Bewohner hören.
    Sie öffnete die Augen und bemerkte den warmen Nieselregen, der zwischen den zahlreichen Türmen niederging. Müde kroch sie auf die Metallzunge hinaus, ohne sich um den lotrechten Abgrund
darunter zu kümmern, fing das Regenwasser mit den hohlen Händen auf und trank, bis ihr Durst gestillt war. Danach versuchte sie, sich im Regen den Schmutz vom Körper zu waschen. Mit nassen Händen rubbelte sie so lange ihre Haut, bis sie sich von der Reibung rötete.
    Mittlerweile hatte sie erkannt, dass ihr Traum von einer Stadt in Wahrheit gar kein richtiger Traum war.
    Sie wusste, dass diese Visionen mit dem Sternenschiff zusammenhingen, das einen subtilen Kontakt mit ihr aufrechterhielt. Die Straßen, die sie erforscht hatte, waren als Bilder in seinen Datenbänken gespeichert. Es handelte sich um längst erloschene Utopien von untergegangenen Imperien, und dennoch fühlte sie sich auf eine nachhaltige, nostalgische Weise mit ihnen verbunden, als sei die interaktive Erfahrung in den virtuellen Welten des Sternenschiffs realer als ihre Existenz im Hier und Jetzt.
    Ein paar Tage verstrichen, und obwohl Dakota physisch immer mehr abbaute, verstärkte sich ihre Fähigkeit, mit dem Wrack des Sternenschiffs zu kommunizieren. Jedes Mal, wenn sie einschlief, entfernte sich ihr Geist weit weg von den entsetzlichen Qualen, denen ihr Körper ausgesetzt war.
    Währenddessen zapfte das Wrack Datenbanken an, die sich überall in dem Turm befanden, in dem sie festsaß, und übermittelte ihr Details über ihre Umgebung. Sie erfuhr, dass sie sich in einem von Bandati beherrschten System mit Namen Night’s End aufhielt. Der Planet, auf dem man sie derzeit gefangen hielt, hieß Ironbloom, und die Türme, die sie durch die Türöffnung in ihrer Zelle sehen konnte, bildeten die Stadt Darkwater.
    Sie spürte, wie das Wrack mit einer Energie, die sie nie für möglich gehalten hätte, schrittweise seinen Einfluss auf die miteinander vernetzten Kommunikationssysteme dieser Welt ausdehnte, wie ein Virus, der einen lebenden Organismus durchdringt und unterwandert, um ihn sich für seine eigenen, obskuren Ziele nutzbar zu machen.

    Nicht lange, und sie entdeckte, dass das Wrack in einer orbitalen Anlage deponiert war; alles, was damit zusammenhing, unterlag der strengsten Geheimhaltung, und diese Dockanlage befand sich in einem anderen Teil des Systems Night’s End. Durch die Sensoren des Schiffs sah sie gigantische Wolkenwirbel – die Oberfläche eines Gasriesen, aus der Nähe betrachtet. Ganz eindeutig umkreiste die Dockanlage einen seiner Monde. Sie erspähte auch Ingenieure der Bandati, die versuchten, die Außenhülle des Wracks zu durchdringen, jedoch mit mäßigem Erfolg.
    Selbst im Schlaf zuckte sie vor Überraschung zusammen, als sie unverhofft auf die Piri Reis stieß, die man ebenfalls in dieser Anlage versteckte.
     
    Als Dakota am nächsten Tag erwachte, bemerkte sie zu ihrem nicht geringen Schrecken, dass sie in ihrer Zelle nicht länger allein war.
    In der Ecke neben dem Ambrosia-Rohr kauerte eine Gestalt. Mit heftig pochendem Herzen stemmte sie sich auf die Knie. Zuerst vermochte sie das Gesicht des Eindringlings nicht zu sehen.
    Dann rappelte die Person sich hoch und taumelte auf wackeligen Beinen ins Licht. Er stand da, als versuche er, seine Nacktheit vor ihr zu

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