Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War
gefangen (in einer blitzartigen Vision sah sie, wie sich etwas durch die Außenhülle der Piri Reis brannte, während sie auf Rettung warteten). Man hatte sie hierhergebracht, um sie zu befragen – und im Zuge dieser Verhöre wurden sie meistens gefoltert.
Doch jedes Mal hatte die Ambrosia die Erinnerung an diese Vorgänge gelöscht. »Lucas!«
Corso blinzelte und schielte mit glasigen Augen in ihre Richtung. Sie nahm an, dass bei ihm die Wirkung der Ambrosia noch nicht ganz abgeklungen war.
Ein Zeit lang mahlte er mit den Kiefern, als hätte er vorübergehend vergessen, wie man spricht. »Ich hatte schon befürchtet, du seist tot«, rief er ihr dann zu. »Ich …«
»Es geht mir gut. Mit mir ist alles in Ordnung, Lucas.« Sie merkte, dass sie weinte; dicke Tränen kullerten über ihre Wangen. »Trink nicht die Ambrosia!«, schrie sie.
Verstört schüttelte er den Kopf. »Die was ?«
»Kannst du mich hören? Der Stutzen in der Wand! Geh nicht einmal in seine Nähe!«
»Der …« Sein Blick richtete sich ins Leere, als kämpfe er dagegen an, einzuschlafen. Ein Bandati näherte sich Dakotas Pritsche. Die verzweigten Mundwerkzeuge schnappten auf und zu und produzierten einen Schwall schneller, kompliziert klingender
Knack- und Klicklaute, mit denen sie überhaupt nichts anfangen konnte. Nach einer Weile hob ihr Befrager einen drahtigen, schwarzen Arm und drückte ihr ein kleines, stumpfes Objekt gegen die Stirn.
Die Wirkung dauerte nicht länger als einen Moment, doch die Schmerzen waren ungeheuer. Es war, als würde kochend heiße Lava auf jedes Nervenende in Dakotas Körper gegossen. Sie schrie wie eine Wahnsinnige, wand und krümmte sich unter ihren Fesseln, in dem verzweifelten Versuch, sich diesem Folterinstrument zu entziehen.
Der Bandati, der das Objekt festhielt, streckte eine schmale, schwarze Hand aus und schien einen Punkt zu berühren, der sich mitten zwischen ihm und seinem Opfer befand. Dakota bemerkte ein winziges Ding, eine Art bunte Perle, das dort frei in der Luft schwebte. Es huschte gelegentlich von einer Seite zur anderen, und zu ihrem Schrecken stellte sie fest, dass die Perle synchron jeder Kopfbewegung des Bandati folgte, als sei sie mit einem unsichtbaren feinen Draht daran befestigt.
Auf eine Geste des Bandati hin fing die Perle matt an zu schimmern. In diesem Augenblick begriff Dakota, dass es sich um ein Übersetzungsgerät handelte, aber offenkundig war es kein besonders effektives.
Der Bandati wedelte abermals mit der Hand, und die Perle veränderte die Farbe; jetzt glühte sie in einem grellen, feurigen Orange. Kurz danach fingen die Mundgliedmaßen des Folterknechts wieder an zu klappern und zu klicken. Gleichzeitig ertönten von einer Stelle zwischen Dakota und ihrem Befrager Worte – in einer erkennbaren menschlichen Sprache -, die die Perle hervorbrachte. Der grobe, maschinenmäßige Akzent machte es schwer, die einzelnen Worte voneinander zu unterscheiden.
»… Schweigen. Sprechen nicht sprechen wenn befragt. Fragestellung /Ermittlung/Verhör Ursprungsort? Antworten.«
Die Mundwerkzeuge der Kreatur hörten auf zu klappern, und
die Simultanübersetzung, ein verworrenes Kauderwelsch, hörte auf.
»Fragen/Antworten?«, setzte der Bandati von neuem an, wobei seine eigenen hastigen Klicklaute die Maschinenstimme des Translators rhythmisch untermalten. »Replik? Noch einmal.«
»Ich …« Mit der Zunge befeuchtete Dakota ihre Lippen und schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht.«
Dakotas Befrager blickte schweigend auf sie hinab. Ein neue Flut aus Klickgeräuschen ergoss sich aus dem Translator, der nun vermutlich ihre Worte in die Bandati-Spache übersetzte.
Während die Klicklaute hervorströmten, war die Luft zu Dakotas Überraschung plötzlich mit einer Fülle von intensiven Düften durchtränkt, die sie an verwelkte Blumen und geöltes Kupfer denken ließen. Vage erinnerte sie sich, dass die Bandti auch Duftdrüsen zur Kommunikation benutzten.
Der Befrager tippte mit einem Finger an den schwebenden Translator, der daraufhin wieder die Farbe wechselte. Dann verursachte die Kreatur noch flinkere Knackgeräusche, die in Dakotas Ohren irgendwie ärgerlich klangen.
»Verstehen Sie mich jetzt?«
Dakota nickte. »Ja. Ich glaube schon.«
»Dakota Merrick. Sie Diebin. Von uns stehlen unser Eigentum. Haut der Finsternis.«
Nun, da der anfängliche Adrenalinstoß langsam abflaute, fiel ihr das Denken wieder schwer. Die Drogen, die man ihr verabreicht hatte, verursachten
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