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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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in ihrem Kopf eine seltsame Leere, als würden sie jeden Gedanken kurz vor seiner Konkretisierung absaugen.
    Doch in einem lichten Moment begriff sie, was der Bandati meinte. Er sprach von ihrem Iso-Anzug.
    Jetzt brauchte sie nur die Augen zu schließen, und der Iso-Anzug würde -
    Ein bestialischer Schmerz verbrannte jedes Nervenende in ihrem Körper.

    »Tun Sie das nicht, Dakota Merrick.«
    Erneut bäumte sie sich in ihren Fesseln auf und bekam flüchtig mit, wie das stumpfe Schwarz ihres aktivierten Iso-Anzugs über ihre nackte Haut kroch, sich dann jedoch wieder in den Bauchnabel und zwischen ihre Schenkel zurückzog, von wo aus er kurz hervorgequollen war wie nachtschwarzes Quecksilber. Sie spürte den Geschmack des Anzugs, als er ihre Lippen streifte und ihre Kehle herunterfloss.
    Bei jener Gelegenheit in ihrer Zelle, als der Iso-Anzug sich auf ihren gedanklichen Befehl hin nicht aktivieren ließ, hatte sie sich schon gefragt, ob man vielleicht die skelettartigen Implantate, die ihn steuerten, ohne ihr Wissen aus ihrem Körper entfernt hatte.
    Der Anzug ist noch da, vergegenwärtigte sie sich trotz ihrer Schmerzen. Sie wunderte sich, wieso er damals nicht funktioniert hatte. Einen Moment lang war ihr die Rettung zum Greifen nahe erschienen, doch ihr Befrager hatte es irgendwie geschafft, die Ausbreitung des Iso-Anzugs rückgängig zu machen.
    »Leck mich am Arsch!«, murmelte sie, als Wut und Verbitterung über Angst und Schmerzen obsiegten. »Ich scheiß auf dich und deine Fragen. Ich kam an Bord eines Schiffs hierher. Wo ist es überhaupt? Wo ist mein Schiff?«, brüllte sie.
    »Wir möchten alles über dieses Sternenschiff in Erfahrung bringen. Es wurde nicht von Menschen gebaut. Es stammt auch nicht von den Bandati. Nicht einmal die Shoal haben es konstruiert, dennoch vermag es zwischen den Sternen zu reisen.«
    Sie spuckte der Kreatur direkt ins Gesicht. Vermutlich hatte der Bandati keine Ahnung, was diese Geste bedeutete, doch einen kurzen Augenblick lang fühlte sie sich besser.
    Als der Bandati dann das Folterinstrument abermals gegen ihre Stirn presste, schloss sie nicht aus, dass er vielleicht doch eine ziemlich genaue Vorstellung von der Bedeutung dieser Geste hatte.

    Als sie das nächste Mal ihre Augen öffnete, befand sie sich wieder in ihrer Zelle.
    Dicke Regentropfen prasselten auf das vorkragende Sims hinter der Türöffnung. Dakota litt an einer neuen Migräneattacke, und sie hatte das Gefühl, als könne ihr jeden Moment der Schädel platzen. Mit den Händen umklammerte sie ihren enthaarten Kopf, und der Umstand, dass sie nicht wusste, was mit ihr geschah, verschlimmerte ihre Angst. Erst als nach langen, qualvollen Stunden die Schmerzen allmählich abebbten, verspürte sie ein wenig Erleichterung. Und nach einer gewissen Zeit fiel sie sogar in einen gnädigen Schlaf.
    Das Erste, worauf ihr Blick nach dem Aufwachen fiel, war ein Rohr, das aus der Innenwand der Zelle herausragte. Prüfend verrieb sie die dicke, klebrige Flüssigkeit zwischen den Fingern und tupfte sie auf ihre Lippen. Ein überwältigender Hunger ließ sie …
    Mit zitternden Händen griff sie nach dem Stutzen, doch instinktiv graute ihr davor.
    Ambrosia.
    Wie kam sie nur auf dieses Wort?
    Dakota rutschte von dem Rohr weg, setzte sich vor der Türöffnung in die Hocke und starrte gierig den Stutzen an, wohl wissend, dass er ihre einzige Nahrungsquelle darstellte.
    Doch wenn etwas aus ihrem vergangenen Leben in ihrem Gedächtnis haften geblieben war, dann die Gewissheit, dass sie sich auf ihre Instinkte verlassen konnte.
     
    Die Zeit verging mit nervenzermürbender Langsamkeit, und nach und nach stellen sich bestimmte Erinnerungen wieder ein. Bruchstückhaft entsann sie sich, was mit ihr am Grund eines tiefen, von der Sonne erhellten Schachts passiert war.
    Hunger und Durst plagten sie immer stärker. Trotzdem konnte sie sich nicht von der alptraumhaften Angst befreien, dass sie
sich in dem sonnendurchfluteten Schacht wiederfinden würde, sobald sie die Flüssigkeit aus dem Stutzen getrunken hätte. Deshalb verharrte sie in ihrer Kauerstellung auf dem harten Metallboden vor der Tür, starrte nach draußen und beobachtete die Sonne, die über den Himmel wanderte.
    Allmählich klärten sich ihre Gedanken.
    Nachdem eine unbestimmte Zeit verstrichen war, kehrte sie der Stadt den Rücken zu und rutschte vorsichtig über den Rand der Metallzunge nach unten, die aus der Türöffnung ins Freie hervorstieß. Sie verkeilte ihre bloßen

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