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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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der Situation, in der wir beide stecken.«
    Erschrocken blinzelte er sie an, um gleich darauf eine Unschuldsmiene aufzusetzen. Fast hätte sie gelächelt. Er benahm sich wie ein Kind, das man mit der Hand in der Keksdose erwischt hat.
    »Vielleicht könntest du mir verraten, was du gerade treibst, Dakota. Ich habe nach draußen geschaut und gesehen … wie das Luftschiff zweimal aus unerklärlichen Gründen seinen Kurs gewechselt hat.« Nervös beleckte er seine Lippen. »Hast du das bewirkt?«
    »Anfangs dachte ich, sie hätten uns zusammengebracht, um uns zu bespitzeln und unsere Gespräche zu belauschen. Aber seit
du bei mir bist, gab es keine Verhöre mehr, und du behauptest, ich könnte die Ambrosia gefahrlos trinken. Das Interessante daran ist, dass du Recht hast. Jetzt frage ich mich natürlich, woher du dieses Wissen beziehst.«
    Corso rieb sich mit den Handflächen das Gesicht, als versuche er, den ängstlichen Ausdruck wegzurubbeln. »Dak, ist dir überhaupt klar, wie nahe du am Abgrund stehst? Komm wieder herein. Bitte, sei doch vernünftig.«
    »Vernünftig?« Sie hörte den bitteren Tonfall, der in ihrer Stimme mitschwang. Als sie auf ihre Füße blickte, merkte sie, dass sie unbewusst ein kleines Stück weiter nach hinten gerückt war. Sie stand nun außerhalb der Zelle und blickte in den Raum hinein, am Rand der winzigen Plattform balancierend und sich mit einer Hand am Rahmen der Türöffnung festhaltend.
    »Du hältst dich selbst für einen vernünftig denkenden und handelnden Mann, aber wenn es dann einmal hart auf hart kommt, wählst du immer den Weg des geringsten Widerstandes, nicht wahr, Lucas?«
    »Komm endlich zur Sache und sprich Klartext, Dakota«, schnauzte er sie an.
    Sie ging in die Hocke und fasste hinter sich, um die Kante des Simses zu fühlen. Ein kühler Wind blies über ihre nackte Haut. »Ich will wissen, was du den Bandati gegeben hast, ehe sie dich zu mir in die Zelle steckten. Oder war das Ganze deine Idee?«
    Schweigend starrte er sie an; das schlechte Gewissen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Für Dakota war das so gut wie ein Geständnis, dass er mit ihren Peinigern eine Komplizenschaft eingegangen war.
    Trotz ihres immer noch geschwächten Zustands begann Dakota, sich über den Rand der Plattform hinunterzulassen; einen Arm streckte sie nach rechts aus, um sich einen Halt in den groben Einkerbungen der Turmwand zu verschaffen, obwohl sie das Gefühl hatte, ihre schlaffen Muskeln könnten jeden Moment
versagen. Ihre Füße strampelten kurz in der Luft, ehe sie mit den Zehen Tritt fasste, und sie fragte sich, ob sie sterben würde, wenn sie losließe – oder ob die Bandati so etwas wie einen Notfallplan parat hielten, sollten sie oder Corso den Anschein erwecken, sie seien bereit, Selbstmord zu begehen.
    Corso trat vor, in halb gebückter Stellung und mit ausgestreckten Armen, als rüste er sich, loszustürzen und sie zu packen. »Hör mit diesem Wahnsinn auf, Dakota! Komm wieder rein, verflucht noch mal! Bitte!«
    Ihr Herz hämmerte so schnell, als wolle es ihren Brustkorb sprengen. Trotz ihrer Furcht beschlich sie eine eigentümliche Beschwingtheit, irgendwie hatten sich diese beiden extremen Emotionen miteinander vermischt. »Während der ganzen Zeit, in der du hier mit mir zusammen warst, konntest du mir nicht offen in die Augen blicken, keine Sekunde lang. Was immer du vor mir verbirgst, jetzt solltest du mit der Sprache herausrücken.«
    »Du wirst sterben, du verrücktes, gottverdammtes Luder!«, brüllte er, außer sich vor Wut. »Sieh dich doch an, du bist halb verhungert und kannst nicht mehr klar denken! Um Himmels willen, lass es zu, dass ich dir wieder reinhelfe, okay?«
    »Vor ein paar Wochen warst du noch drauf und dran, mich umzubringen und ein Sternenschiff zu stehlen, das du ohne mich gar nicht hättest steuern können. Ich traue dir nicht, Lucas, also sag mir ganz einfach, was du im Schilde führst.« Sie tat so, als würde sie jeden Moment die Kante der Plattform loslassen.
    Und vergegenwärtigte sich mit einer vagen Bestürzung, dass sie tatsächlich bereit war, ihrem Leben ein Ende zu setzen.
    Sie hörte ein fernes Brausen, ähnlich wie das Tosen eines Wasserfalls, und am Rande ihres Blickfeldes schwammen schwarze Flecken. Ihr wurde schwindelig, das Metall der Plattform fühlte sich auf einmal seltsam weich an, wie Gummi …
    … Hände zerrten sie in die Höhe, Lucas Corso keuchte, stieß unentwegt wirre Worte und Flüche aus, während er sich

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