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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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unter Wasser.
    Moss trug einen langen, dicken Mantel, den er vorne über seinem nackten, ausgemergelten Körper absichtlich offen gelassen hatte, um die kühle, klamme Luft auf seiner fleckigen, mit Narben übersäten Haut zu spüren. Noch recht frische Wundmale zogen sich kreuz und quer über seine schmale Brust und den
Rumpf, Zeugen einer erst vor ganz kurzem stattgefundenen unangenehmen Begegnung.
    Moss blickte hinunter in die Grube, in der sich zwei Männer argwöhnisch umkreisten. Jeder bewegte sich in einer stark gebückten Haltung, bestrebt, seinen Gegner nicht zu nahe an sich herankommen zu lassen und nur darauf lauernd, wer als Erster zum Angriff überging, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war.
    Einer der beiden, Da’ud Anwar, kam buchstäblich aus der Gosse. Er hatte als Schläger für eine Erpresserbande in Nairobi gearbeitet, bis man ihn schnappte und zum Tode verurteilte. Dann stellte man ihn vor die Wahl, er könne sich entweder hinrichten lassen – das Urteil sollte unverzüglich vollstreckt werden – oder als Zwangsarbeiter auf einer künftigen Koloniewelt in den dortigen Minen malochen. Er entschied sich für die zweite Option. Von dem Planeten aus, auf den man ihn verfrachtete, ergatterte er sich durch Lügen und Betrügereien eine Passage auf einem Kernschiff. Später entwickelte er eine Vorliebe für Erpressung und Auftragsmorde. Irgendwann einmal erfuhr er dann von der Existenz des Parfümgartens, dem Ort, von dem die begehrtesten und am höchsten geschätzten Profikiller des Konsortiums stammten, und er schaffte es, bis dorthin vorzudringen, wie willensstarke und entschlossene Menschen letzten Endes immer das erreichen, was sie wollen.
    Victor Nimitz genoss als Meuchelmörder bereits einen gewissen Ruf, und das Pikante an der Sache war, dass man ihn tatsächlich auf Hugh Moss angesetzt hatte. Er war nicht der Erste, den man mit diesem Auftrag losschickte, und – das wusste Moss mit absoluter Sicherheit – auch nicht der Letzte. Man hatte Nimitz körperlich und seelisch so lange gefoltert, bis sein Geist völlig zerstört war, und danach hatte man ihn sorgfältig wieder aufgebaut, bis er zu der effektiven und gewaltig verbesserten Tötungsmaschine wurde, die nun über den Boden der Grube pirschte.

    Wenn der von Grund auf überholte Victor Nimitz diesen Zweikampf überlebte, würde er sich gegen seine Auftraggeber wenden, die ihm befohlen hatten, Moss zu eliminieren, und sie allesamt umbringen.
    Beide Männer hatten davon profitiert, dass Moss über ein beachtliches Wissen verfügte, wie sich Körper auf eine extreme Weise verändern ließen. Da’ud Anwar hatte sich gewünscht, nach dem Vorbild eines terranischen Wolfs umgeformt zu werden; seine Skelett- und Muskelstruktur waren so modifiziert, dass er die einzelnen Knochen voneinander trennen und sie in verschiedenen neuen Variationen wieder zusammensetzen konnte. Das befähigte ihn, die unwahrscheinlichsten Gestalten anzunehmen. Zum Beispiel war er in der Lage, seine Gliedmaßen derart zu strecken und abzuwandeln, dass er mit verblüffender Geschwindigkeit auf allen vieren rennen konnte. Man hatte ihm die Zähne gezogen und durch scharf geschliffene Diamantsplitter ersetzt, eine Modifizierung, die es ihm erlaubte, einem Mann mit erschreckender Leichtigkeit die Kehle herauszureißen. Da’ud hatte sogar seine Zunge verändern lassen; jetzt war sie lang und schwarz wie ein Aal, und das Gift, das ihre Drüsen verspritzte, konnte einen Menschen binnen weniger Sekunden töten.
    Da’uds aktueller Gegner hatte sich etwas anderes ausgedacht, um seine Kampfstärke zu erhöhen. Victors Muskeln konnten sich im Handumdrehen aufpumpen, so dass der Mann, der gerade noch normal proportioniert erschien, rasch in die Höhe und Breite wuchs und – allerdings nur für eine begrenzte Zeitspanne – schier übermenschliche Kräfte entfaltete. Sein Schweiß enthielt tödliche Neurotoxine. Seine Kieferknochen waren gegen Titanschienen ausgetauscht wurden, und das sie umgebende Fleisch hatte man modifiziert. Jetzt war er imstande, den Rachen so weit aufzureißen wie eine Schlange und den Kopf seines Konkurrenten zwischen den Kiefern zu zermalmen.
    Als Da’ud nach oben spähte und Hugh Moss direkt in die Augen
sah, lag in den Blicken beider Männer eine gewisse Bewunderung füreinander; fast hätte man es Liebe nennen können. Victors Miene blieb angespannt, wenn auch emotionslos, denn mittlerweile war er im Grunde nichts anderes als ein wandelnder

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