Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War
töteten. Es handelte sich um Kraftfelder, die sich um pure Luft herumbildeten, bevor sie sich zusammenzogen und die in ihnen enthaltene Atmosphäre zu einem weiß glühenden Plasma verdichteten, das dann mit verheerender Gewalt nach außen entwich, wenn das Feld sich kaum eine Sekunde später auflöste.
Komprimieren und explodieren. Während ihrer Pilotenausbildung hatte sie zum ersten Mal von dieser Taktik gehört.
Die Shoal hatten sie angewandt, um die Hälfte einer Sonnenengel-Flotte auszulöschen, die den Fehler begangen hatte, auf dem Höhepunkt der Erskine-Offensive Atomraketen an Bord eines Kernschiffs schmuggeln zu wollen. Das Konsortium hatte keinen Zugang zu Feldgeneratoren, die auch nur halb so hoch entwickelt waren wie die, welche von relativ überlegenen Rassen wie den Bandati benutzt wurden. Und das Verwirrendste an diesem Vorfall war, dass die Piri über gar keine Feldgeneratoren verfügte …
Aber der Schlachtkreuzer der Bandati musste damit ausgerüstet sein, kam ihr in den Sinn. Die Piri – oder wer auch immer sie kontrollierte – aktivierte die Feldgeneratoren des Bandati-Schiffs, um seine Besatzung zu erledigen.
Piri, du wirst mir jetzt ganz genau erzählen, was hier vorgeht, verdammt nochmal! Ich will wissen …
Dakota blinzelte verdutzt. Das war ja dasselbe wie damals auf Bourdain’s Rock. Wer verbietet es dir?
Was? Meinst du damit die Bandati? Geben sie dir die Befehle?
Aber angesichts von fast einem Dutzend toter Bandati, die rings um die Piri verstreut im Hangar lagen, ergab das keinen Sinn – oder doch?
Zur Hölle damit, hätte sie um ein Haar laut geflucht. Sie brannte darauf, zu wissen, was mit ihrem Schiff passierte; sie wollte wissen -
Nichtsdestotrotz lief ihnen die Zeit tatsächlich davon.
»Dakota?«
Sie drehte sich um und sah Corso, der dastand und sie mit einer gewissen Anspannung beobachtete.
»Dakota? Mit wem sprichst du?«
Ohne auf die Frage einzugehen wandte sie sich wieder ab und richtete ihre Aufmerksamkeit stattdessen auf eine Kette von Luftschiffen, die sich durch zwei benachbarte Türme hindurchwoben. Die einzelnen Schlepper folgten einander in engen, computergesteuerten Zickzacklinien, die an die Bewegung einer Schlange erinnerten, die sich wellenförmig über Sanddünen hinwegwindet. Mit großer Genugtuung sah sie, wie das Schiff, das die Prozession anführte, plötzlich den Kurs änderte. Dutzende von identischen Luftschiffzügen passierten bei Tag und bei Nacht die Stadt, stets auf den vorprogrammierten Routen bleibend, ohne auch nur ein einziges Mal von ihrem festgelegten Weg abzuweichen.
Bis jetzt.
Das Führungsschiff begann, direkt auf ihren Turm zuzukreuzen; während der folgenden Minuten kam es ständig näher, bis es nur noch wenige Hundert Meter entfernt war. An der Seite der Gondel erkannte sie seltsame Markierungen, verworrene Zeichen, deren Bedeutung sich ihr entzog. Doch einige dieser
Symbole wiesen eine gewisse Ähnlichkeit mit denen auf, die die Wände ihrer Zelle schmückten.
Die Demonstration reichte ihr vollkommen aus. Sie grinste wie eine Irre, als das Schiff abrupt wieder auf seinen alten Kurs einschwenkte und der Rest des Zuges automatisch nachrückte, um sich dem jähen, ungeplanten Kurswechsel anzupassen.
Danke, schickte sie ihren Ruf aufatmend gen Himmel, wenn auch zu spät. Das Wrack und die Piri Reis befanden sich bereits auf der dunklen Seite von Blackflower und somit außerhalb ihrer Reichweite.
»Dakota!«
Die Art, wie Corso dieses Mal ihren Namen aussprach, klang wie eine Warnung.
Alarmiert rappelte sich hoch und kehrte ihm wieder ihr Gesicht zu. Ihre Fersen waren nur Millimeter von dem Abgrund entfernt, der sich unter ihrem Gefängnis auftat. Sie fand, sie müsse aussehen wie ein Turmspringer, der im Begriff steht, sich vom höchsten Sprungbrett aus ins Wasser zu stürzen.
»Du verschweigst mir etwas«, warf sie ihm übergangslos vor. »Ich weiß nicht, was es ist, aber du bist nicht offen zu mir. Dabei müsste dir doch klar sein, dass wir uns keine Heimlichtuerei leisten können – nicht in
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