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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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auf. Der Straßenbelag unter ihr zerplatzte, als sich die freigesetzte kinetische Energie auf ihn übertrug, während sie selbst wie durch ein Wunder unversehrt blieb. Wie damals bei ihrem Zusammenprall mit einem fliegenden Berg, hatte sie nicht das Geringste gespürt. Außer dass sie dieses Mal einen kurzen Moment lang eine völlige Leere empfunden hatte – als sei die Zeit exakt in dem Augenblick der Kollision um eine halbe Sekunde vorwärtsgesprungen.
    Ihre Implantate gaben ein Warnsignal durch: Die internen Aggregate, die den Iso-Anzug mit Energie versorgten, waren völlig leer, also konnte sie ihn eine Weile nicht benutzen. Und noch während diese Information in ihr Bewusstsein eindrang, spürte sie, wie sich der Iso-Anzug von ihrer bloßen Haut abschälte und sich wieder in die Poren zurückzog; und dann stand sie nackt und wehrlos auf der Straße einer fremden, brennenden Stadt.
    Sie nahm eine kauernde Stellung ein, wie ein Tier, das sich bedroht fühlt, und inspizierte ihre unmittelbare Umgebung.
    Von ihrer hochgelegenen Zelle im Turm aus hatte sie nicht sehen können, dass der Sockel eines jeden Gebäudes auf mehreren Metern hohen Stelzen stand. Dennoch schienen sich keine zwei
dieser Konstruktionen zu gleichen, und sie waren ausnahmslos so asymmetrisch gebaut, als hätte ein Team von blinden Architekten sie ohne Pläne, völlig unsystematisch, zusammengeschustert.
    Als sie ganz in ihrer Nähe Lärm hörte, huschte sie geschwind in den Schatten unter einem großen Bauwerk; sie entdeckte Dutzende von Bandati, die sich auf einem kleinen, offenen Platz zusammenscharten und alle gleichzeitig klickend und zwitschernd für einen misstönenden Krawall sorgten.
    Sie pirschte näher heran und bemerkte mehrere Leitern, die an der Wand des Nachbargebäudes lehnten. Eine große Tür war zur Seite geschoben, und dahinter gähnte ein großer, lagerhallenähnlicher Raum. Auf den obersten Leitersprossen balancierten Bandati und reichten Bündel, die aussahen wie pralle, fleischige Säcke – Eier? – zu ihren noch am Fuß der Leitern stehenden Gefährten herunter. Andere Bandati breiteten einfach ihre Flügel aus und hüpften in die Lagerhalle hinauf, offenbar in der Absicht, sich zu holen, was sie ergattern konnten. Qualm driftete über diese hektische Szene, und die aufgeregten Knackgeräusche, die die Bandati von sich gaben, wirkten plötzlich noch chaotischer.
    Dakota warf sich herum, als hinter ihr etwas mit einem dumpfen Knall im nassen Sand aufschlug. Mehrere Bandati landeten direkt neben dem Gebäude, unter dem sie sich versteckte, doch diese Neuankömmlinge waren in Iso-Anzüge gehüllt, die ihrem eigenen glichen.
    Einer von ihnen erspähte Dakota und trat in den schattigen Winkel, in den sie sich verkrochen hatte. Sein flüssiger Schutzschild löste sich auf und enthüllte ein kompliziertes Geflecht aus Gurten, das die Schultern umspannte und zwischen den beiden aus dem Rücken sprießenden Flügelpaaren verlief. Aus diesem Geschirr zog der Bandati ein langes Rohr – nein, kein Rohr, korrigierte sie sich, sondern eine Art Gewehr, bei dem Abzug und Zielvorrichtung deutlich zu erkennen waren.

    Dieser Bandati fasste nun an seinen Hals und aktivierte das dort hängende Übersetzungsgerät. »Dakota Merrick?«, fragte er.
    Sie schüttelte entnervt den Kopf; erschöpft wie sie war, hätte sie sich am liebsten hingelegt und darauf gewartet, dass ihre Kräfte wiederkehrten. »Wer zum Teufel sind Sie?«, schnappte sie mit bebender Stimme.
    Der Bandati rückte näher an sie heran. In dem überstürzten Versuch, vor ihm auszuweichen, rutschte sie aus und fiel hin. »Kommen Sie mir nicht zu nahe, sonst …«
    »Miss Merrick«, fuhr der Bandati fort, »mein Name lautet Tage voller Wein und Rosen. Bis vor kurzem repräsentierte ich im Konsortium meinen edlen Hive Schummrige Himmel vor der Abenddämmerung.«
    Zu Dakotas Erstaunen vollführte das Wesen so etwas wie eine Verbeugung, wobei seine Flügel sich mit diesem typischen, an das Rascheln von Papier erinnernden Laut kräuselten. »Auf Befehl meiner Königin kam ich hierher, um Sie zu retten, Miss Merrick. Ich fürchte, uns bleibt nicht mehr viel Zeit, bis das Immerwährende Licht zu einem weitaus effektiveren Gegenschlag ausholen kann, deshalb …«
    Reiß dich zusammen, dachte Dakota, um sich starrend. Die übrigen Bandati, die zusammen mit Tage voller Wein und Rosen eingetroffen waren, fächerten sich langsam auf, um ihr Versteck zu umzingeln.
    Sie hob eine Hand, und

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