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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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Wein und Rosen hielt mitten im Satz inne.
    »Vergessen Sie Ihre Rede nicht«, rief sie ihm zu und rannte los, in Richtung der Eiersammler, die erschrocken auseinanderspritzten, als sie mitten durch die Gruppe hindurchsauste, um unter das angrenzende Lagerhaus abzutauchen.
    »Halt!«, vernahm sie hinter sich eine Stimme. »Ich bestehe darauf …«
    Das Night’s-End-System lag direkt am Rand des Konsortium-Gebietes
und beherbergte eine kleine, aber gar nicht mal so unbedeutende, von Menschen bewohnte Kolonie, doch bis vor kurzem hatte sie davon nur eine reichlich vage Vorstellung gehabt. Nichtsdestotrotz hatte die durch das Wrack erstellte Analyse des örtlichen Kommunikationsverkehrs bestätigt, dass sich wenige Kilometer östlich von ihrem gegenwärtigen Aufenthaltsort eine Siedlung der Menschen befand, und obendrein lag auch noch ein Raumhafen in erreichbarer Nähe. Dort konnte sie um Hilfe ersuchen und darum bitten, dass man sie versteckte – oder ihr gar die Möglichkeit verschaffte, ganz von Ironbloom zu verschwinden.
    Leider hatte sie nicht in Betracht gezogen, dass Darkwater ausgerechnet dann, wenn sie ihren Fluchtversuch in die Tat umsetzte, von einer Invasion, einem Strahlenangriff und einem Großbrand heimgesucht würde. Von ihrem ursprünglichen Plan war nicht mehr viel übrig geblieben.
    Der Boden unter ihren Füßen war uneben. Schon bald gelangte Dakota an eine Halde, eine niedrige Düne aus weichem Sand und Kieseln, die sich schmerzhaft in ihre bloßen Füße eindrückten. Keuchend stapfte sie auf den Dünenkamm zu, der sich unter einem dichten Sammelsurium aus auf Pfählen stehenden Hütten und einigen größeren Gebäuden erhob, deren Dächer ein einziges Flammenmeer waren.
    Die Finsternis, die den Bauch dieser Stadt auf Stelzen ausfüllte, wurde hier und da von Lichtstreifen unterbrochen, die schräg durch Klüfte in den Aufbauten einfielen. Dichter, erstickender Qualm wälzte sich ihr entgegen, verursachte einen Hustenreiz und Atemnot. Verbissen kämpfte sie sich die Böschung hoch, bis sie gezwungen war, sich auf die Knie niederzulassen und durch einen schmalen Spalt zu kriechen, als der Boden des Gebäudes beinahe den Untergrund berührte.
    Sie quetschte sich durch die Lücke, dann hetzte sie in geducktem Kauerlauf die andere Seite der Düne hinunter, wobei sie in ihrer Hast beinahe mit dem Kopf gegen einen Pfahl gerannt
wäre. Hinter sich und zu beiden Seiten konnte sie das erregte Knacken und Klicken von Bandati-Stimmen hören.
    Mit letzter Kraft jagte sie durch ein Labyrinth aus Verstrebungen und Pfeilern, bemüht, ihre Verfolger in den Rauchschwaden und der Dunkelheit abzuschütteln.
    Dakota spürte die sengende Hitze auf ihrer Haut, als sie durch eine schmale, von der Sonne beschienene Bresche zwischen zwei Bauten stürmte, um sich sofort in den nächsten düsteren Wald aus Pfählen zu flüchten. Der Boden eines der darauf liegenden Gebäude war zum Teil eingestürzt, und Spiralen aus Qualm und Flammen schraubten sich daraus in die Höhe. Sie änderte die Richtung, bog seitwärts ab und hielt sich eine Hand vor Mund und Nase, um sich halbwegs vor dem ätzenden Rauch zu schützen. Ihr Herz hämmerte wie wild, sie hatte Angst, sie könnte die Orientierung verlieren und Tage voller Wein und Rosen geradewegs wieder in die Arme laufen.
    Das Feuer verbreitete sich beinahe so schnell, wie sie rennen konnte, zunehmend rascher sprang es von den Stützstreben auf die Säulen über, und selbst aus der Entfernung brannte die Hitze auf ihrer nackten Haut. Wenn sie nicht bald einen Weg fand, um sich in Sicherheit zu bringen, würde die gesamte Konstruktion über ihr zusammenbrechen. Plötzlich hüllte eine dichte Qualmwolke sie ein. Sie hatte das Gefühl, ersticken zu müssen, versuchte, den Atem anzuhalten, und ihre Augen tränten so stark, dass sie fast nichts mehr sah.
    Mach, dass du hier rauskommst, Mädchen.
    Sie wusste nicht mehr, wo sie sich befand, fühlte sich total verwirrt. Sie hoffte, einen Fluchtweg nach oben zu finden – eine Leiter, egal was – aber da war nichts. Sie konnte nichts anderes tun, als blindlings weiterzulaufen.
    Da! Mit brennenden Augen blinzelte sie in das Sonnenlicht direkt vor ihr. Sie sprintete darauf zu, wünschte sich, sie könnte ihren Iso-Anzug aktivieren, und wusste nur allzu gut, dass es
dazu noch viel zu früh war. Während sie rannte, beugte sie den Oberkörper tief nach unten, es konnte ihr nicht schnell genug gehen, endlich wieder klare, saubere Luft

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