Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War
Oberfläche. Dakota drehte den Kopf und sah, dass sie längs des Flussufers aufflammten. Jeder dieser gleißenden Punkte sauste auf einer senkrechten Rauchsäule nach oben, und daran erkannte sie, dass Raketen abgefeuert wurden.
Die Geschosse flitzten an den obersten Stockwerken der Türme vorbei und steuerten das gigantische schwarze Objekt an, das nun durch die Wolken fiel.
Nervös peilte sie wieder nach unten. Das Luftschiff bewegte sich immer noch auf sie zu.
Der böige Wind pfiff über ihre nackte Haut, und plötzlich fror sie bis ins Mark, doch die Eiseskälte, die nach ihr griff, hatte nichts mit der gefühlten Temperatur zu tun. Sie konzentrierte sich eisern auf die Turmwand, die sie fast mit der Nasenspitze berühren konnte.
Abermals flammte in großer Höhe ein Blitz auf, noch greller als der erste.
Ein unheimlicher Rauschzustand überkam sie, eine Art Ekstase, die kaum von einer entsetzlichen Angst zu unterscheiden war. Ohne nachzudenken, ohne sich zu gestatten, ihren Entschluss auch nur eine Sekunde lang in Zweifel zu ziehen, stieß sie sich mit aller Kraft von der Wand ab und segelte durch die Luft.
Direkt unter ihr gondelte der Schleppzug dahin, höchstens acht bis zehn Meter tiefer, und mit etwas Glück fiel der Aufprall nicht zu heftig aus.
Droben in der Atmosphäre fanden nun Explosionen statt, es klang wie platzende Ballons. Noch mehr Raketen?
Während sie fiel, zog sich ein dunkler Film über ihre Augen, das gleißende Lichtspektakel in der Höhe dämpfend. Das riesige schwarze Objekt, was immer es sein mochte, das vorhin durch die Wolkenschicht gedrungen war, hatte sich in einen brennenden Stern verwandelt, der direkt in den Fluss hineinzustürzen drohte. Plötzlich erscholl ein tosender Lärm, der keinem Geräusch glich, das sie je zuvor gehört hatte, und übertönte sogar das anhaltende, infernalische Kreischen der Sirenen.
Gefährlich nahe am Bug landete sie auf dem Luftschiff und rutschte sofort nach unten ab. Verzweifelt grub sie ihre Finger in das Netz, das die einzelnen Ballons zusammenhielt. Ihr ganzer Körper war nun mit einer schwarzen, isolierenden Haut überzogen, die sie sowohl vor tödlichen Strahlen als auch kinetischer Energie schützte.
Der Atem blieb ihr in der Kehle stecken, ihre Lungen arbeiteten nicht mehr, und selbst ihr Herz hatte aufgehört zu schlagen. Der Glast über ihr erreichte nur noch als mattes Leuchten ihre Pupillen, da der Helligkeitsfilter automatisch die Justierung übernahm.
Irgendwie hatte sich ihr Iso-Anzug ohne ihr Zutun aktiviert.
Der Eindringling in den Luftraum der Bandati – sie fand kein besseres Wort dafür – raste weiter in ungeheurem Tempo in Richtung der Stadt. Ihr Iso-Anzug milderte die Helligkeit so weit ab, dass sie die Konstruktion des Objektes erkennen konnte. Es handelte sich um ein Schiff aus schwarzem Metall, dessen obere Hälfte annähernd wie ein Kegel gestaltet war, während der untere Teil die Form einer umgestülpten Schüssel aufwies. Es schoss auf einem Feuerschweif in die Tiefe, der binnen einer Sekunde mehrere Male pulsierte. Und ihr wurde klar, dass das Schiff gewaltige Ausmaße besitzen musste.
Die Hitze und Helligkeit, die es ausstrahlte, waren so stark,
dass Dakota ohne ihren Iso-Anzug vermutlich nicht überlebt hätte. Überall gingen die aus dem nahen Turm heraussprießenden Plattformen in Flammen auf, und auch das Luftschiff, auf dem Dakota kauerte, fing Feuer.
Dabei war das ankommende Schiff noch mindestens zwei Kilometer entfernt. Ihre Implantate zeigten an, dass es enorme Mengen an harter Strahlung verbreitete, während es dabei war, das Tempo stark zu drosseln.
Das Wrack fütterte sie mit Daten bezüglich Fluggeschwindigkeit sowie einer chaotischen ständigen Analyse des Eindringlings, doch nichts davon änderte etwas an der Tatsache, dass ihre sorgfältig geplante Fluchtroute sich gerade in ein fliegendes Freudenfeuer verwandelt hatte. Mittlerweile brannten auch die anderen Schiffe des Schleppzugs lichterloh und drifteten von ihren einprogrammierten Positionen ab.
Das Schiff, auf dem Dakota hockte, reckte den Bug in die Höhe, während es von den Flammen zerstört wurde. Sie konnte nichts weiter tun als zu beobachten, wie das in die Tiefe jagende Raumschiff auf einem grell flackernden Feuerschweif Kurs auf einen Punkt inmitten der Türme nahm. Ihre Implantate meldeten ihr, dass es knapp achtzig Meter lang war.
Der Glast an der Unterseite pulsierte in einer raschen Folge von Blitzen. Ein Impulsschiff
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