Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson

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der Orionklasse, vergegenwärtigte sie sich entsetzt; wie ein Relikt aus den Anfängen der Raumfahrt, als die Menschen begannen, das Weltall zu erforschen, etwas, das man geplant, aber nur selten gebaut hatte. Ein einziges Haupttriebwerk stieß winzige nukleare Explosionen aus, bis zu einem Dutzend pro Sekunde, und diese ungebändigte Explosivkraft nutzte es dazu, um mitten in Darkwater niederzugehen, ohne Rücksicht auf die verheerenden Folgen für die Umgebung.
    Sie entdeckte Vorsprünge auf der Außenhülle, die aussahen wie Basen für schwere Artillerie – vermutlich Impulswaffen und ähnliche Geschütze.

    Vom nahegelegenen Fluss aus stiegen auf weißen Rauchsäulen weitere Raketen in die Höhe. Sie konnte sehen, dass einige ins Ziel trafen, aber die meisten wurden in dem nuklearen Inferno, das an der Unterseite des eindringenden Schiffs tobte, zerstört, ohne einen nennenswerten Schaden anzurichten.
    Eine Rakete kam, in Spiralen kreisend, von ihrem Kurs ab, steuerte auf Dakotas Turm zu und schlug in das hinterste Schiff des Schleppzugs ein, den sie abgelenkt hatte.
    Das Schiff, an das sie sich klammerte, reckte die Nase immer steiler in die Höhe. Ein starres Metallgestell umschloss die Gasballons, die dem Schiff Auftrieb gaben, und wie durch ein Wunder hatten noch nicht alle Feuer gefangen. Sie griff nach einer Metallstrebe und krallte sich daran fest.
    Das Schiff rüttelte, sank jäh in die Tiefe, und schließlich verlor Dakota den Halt. Sie rutschte ein paar Meter ab, ehe sie ein anderes Teil des Metallrahmens zu fassen bekam. Flammen und Qualm schlugen ihr entgegen und hüllten sie ein. In wenigen Minuten, vielleicht nur Sekunden, würde das ganze verdammte Ding in den sich tief unter ihr dahinwälzenden Fluss stürzen.
    Plötzlich fing das Schiff an, sich um seine horizontale Achse zu drehen, wie ein Boot auf dem Wasser, das zu kentern droht. Es kreiste so schnell, dass Dakota beinahe wieder ihren Griff gelockert hätte. Sie schlang ihre Arme und Beine um die Verstrebung, und kurz darauf hing sie mit dem Kopf nach unten über dem Zentrum von Darkwater. Ihr wurde schwindelig, und sie sah alles nur noch verschwommen.
    Sie hatte das Gefühl, sie müsse sich übergeben, und ihr fiel ein, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie ihr Iso-Anzug reagieren würde, wenn sie kotzte. Die Grenzen seiner Belastbarkeit hatte sie bis jetzt noch nicht vollständig ausgetestet, und vieles an seinem Design blieb ihr nach wie vor ein Rätsel.
    Sich so dicht wie möglich gegen die Strebe pressend, mit zugekniffenen
Augen, wartete sie darauf, dass der Schwindel und der Brechreiz nachließen.
    Ich kann das durchstehen. Mein Iso-Anzug funktioniert wieder, und ich lebe noch, obwohl ich eigentlich längst tot sein müsste. Ich kann das durchstehen.
    Aber wieso hatte sich ihr Iso-Anzug ausgerechnet in diesem Augenblick aktiviert? Viele einsame Wochen lang hatte sie aus ihrer Zelle auf den Himmel gestarrt und sich gewünscht, sie könnte ihn einschalten und einfach auf eine der tiefer gelegenen Plattformen ihres Turms springen.
    Sie bemühte sich, ruhig zu atmen und wandte Entspannungsübungen an, die sie vor langer Zeit, während ihrer Ausbildung auf Bellhaven, gelernt hatte. Als sie an diesen Abschnitt ihres Lebens zurückdachte, kam es ihr vor, als erlebe sie die Erinnerungen eines anderen Menschen, einer Frau, die viel jünger, viel idealistischer und wesentlich selbstbewusster war als die Dakota Merrick, zu der sie sich entwickelt hatte. Sie gestand sich ein, dass Moss zumindest in einem Punkt Recht hatte: Sie hatte nach einer Gelegenheit gegiert, die Schuld, die sie auf sich geladen hatte, zu tilgen, sich mit sich selbst auszusöhnen, und darüber hinaus die Achtung anderer Menschen wiederzugewinnen.
    Dann erinnerte sie sich, wie ihr Iso-Anzug sich schon einmal eingeschaltet hatte, wenn auch nur für eine ganz kurze Zeit, während man sie verhörte. Aber irgendwie hatten die Bandati es verhindert, dass er sich vollständig ausbildete; vielleicht benutzten sie eine Art externes Signal, ähnlich wie eine Fernbedienung, um ihn zu deaktivieren oder eine andere Methode, die sie sich in ihrer Fantasie einfach nicht vorstellen konnte.
    Doch falls es sich tatsächlich um ein Signal handelte oder – nur um diese Möglichkeit ins Spiel zu bringen – irgendein Energiefeld, das ihren Iso-Anzug blockierte, während sie sich in ihrer Zelle aufhielt, dann musste der Wirkungsbereich stark eingegrenzt oder an eine bestimmte